Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
5
     
    Können Dämonen Karies bekommen?
     
    Sobald er allein im Schutz seines Schlafzimmers war, atmete Jeremy befreit durch. Ein rascher Blick auf seine tragbaren Ortungsinstrumente bewies, dass die Nacht da draußen ruhig war. Kein randalierender Dämon. Zumindest nicht im überwachten Bereich. Das hätte jetzt noch gefehlt, dass Zedriks Zusammenbruch die Jagd nach Taznak behinderte!
    Rasch entzündete er die Kerzen, die Harrison ebenso bereitgelegt hatte wie die mit Weihwasser gesegnete Kreide, Bannsiegel und diverse Waffen. Den Beschwörungskreis hätte Jeremy auch im Schlaf zeichnen können, doch er erlaubte sich keine Nachlässigkeit, kontrollierte konzentriert alles auf den kleinsten Fehler, bevor er die Beschwörungsformel sprach.
    Keine drei Sekunden später erschien Groshphank in einer Wolke aus widerlich stinkendem Rauch.
    Der Name war fast zu groß für diese winzige Entität. Ein Dämon der niedersten denkbaren Ebene, hässlicher als für seine Art notwendig und unverschämter, als seine Lage es erlaubte. Wie üblich eben. Was sollte man von einem Höllengeschöpf auch sonst erwarten?
    „Du schon wieder!“, fauchte Groshphank und schüttelte seinen warzigen Schuppenkopf. „Das letzte Mal ist erst fünf Monate her! Wie soll man da vernünftig schlafen?“
    „Sei still und gehorche!“, befahl Jeremy streng und spritzte einen Tropfen Weihwasser gegen den widerlichen Kerl. Der kleine Wissensdämon quietschte vor Schmerz und Empörung.
    „Was willst du?“, grummelte er dann schlecht gelaunt.
    „Das Übliche.“ Jeremy zückte den Beschwörungstext, mit dem er einen Vertrag mit diesem Geschöpf abschließen würde. Er konnte jedes Wort auswendig, gerade das war allerdings gefährlich. Wer sich seiner Sache sicher war, konzentrierte sich nicht ausreichend und genau dann geschahen Fehler.
    „… mir darum alle Fragen ehrlich und ohne Lügen beantworten, keine Wahrheit verschleiern, kein Detail heimlich zurückhalten …“
    Groshphank schnaubte, dass Funken aus seiner platten Nase sprühten, wartete jedoch geduldig, bis Jeremy mit „… freikommen, ohne Rache zu üben, andere mit Rache zu beauftragen oder irgendwelche Maßnahmen zu ergreifen, die zum Schaden meiner Person an Geist und Körper, meines Besitzes, meiner Freunde, Anverwandten, Bekannten, Nachbarn, Kollegen oder sonstwie mit mir verbundenen Menschen führen könnten, egal in welcher Auslegungsweise“ zum Ende fand.
    Es war ungefährlich, mit niederen Dämonen zu paktieren, man musste bloß höllisch aufpassen, ihnen wirklich jeden einzelnen denkbaren Schlupfwinkel zu verbauen, und das im wahrsten Sinne jedes einzelnen Wortes.
    „Irgendwann vergisste mal was, Lord Jeremias Franklyn Elias Blandford. Ach nee, du bist ja nicht mehr adlig. Streich den Lord.“ Der Dämon flegelte sich in einer Haltung auf dem Boden des Bannkreises, die einem Menschen diverse Knochen gebrochen hätte, für Groshphank hingegen bequem zu sein schien.
    „Schieß los. Was willste wissen? Oh, und haste den Poltergeist erwischt?“
    „Ja, und ich bin sehr zufrieden, deine Ratschläge waren wirksam.“ Jeremy verstand den Wink des kleinen Widerlings und warf ihm ein Beutelchen karamellisierter Nüsse zu. Dämonen waren genauso gierig nach Naschwerk wie Vampire, und da die niederen Ränge nicht aus eigener Kraft die Civitas Diaboli verlassen konnten, hatten sie kaum Gelegenheit, an so etwas heranzukommen. Genüsslich verputzte Groshphank eine Handvoll der Leckereien, wodurch sich seine Laune beträchtlich hob. Entspannt grinsend winkte er in Jeremys Richtung.
    „Also, lass mich raten, es geht um Taznak, nicht wahr?“
    „Nein. Ich weiß, wie man Dämonenfürsten jagt und bannt.“
    Überrascht hörte der Dämon auf zu kauen.
    „Du willst nicht wissen, warum der irre Seelenfresser herumwütet?“
    „Es gibt da nicht viel zu wissen, abgesehen davon, dass Taznak versehentlich die Seele eines Halbengels geraubt hat, von den Himmlischen dafür verflucht wurde und darum seit dreihundert Jahren auf der Suche nach jemandem ist, der ihn liebt.“
    Jeremy seufzte innerlich. Wenn die Leute wüssten, worauf die so hübsche Legende von „Die Schöne und das Biest“ wirklich beruhte … Bloß dass es für das Biest bislang kein Happy End gegeben hatte.
    In unregelmäßigen Abständen zog Taznak durch die Welt, schnappte sich einen unglücklichen Menschen und versuchte ihn dazu zu bringen, ihn zu lieben. Sobald jemand „ich liebe dich“ sagte und es auch ernsthaft so

Weitere Kostenlose Bücher