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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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verriet, dass es sein Vater war.
    Mit einem gequälten Laut nahm Jeremy das Gespräch an, obwohl er haargenau wusste, was sein alter Herr von ihm wollte.
    „Weißt du eigentlich, wie spät es ist?“, brüllte es aus dem Lautsprecher, laut genug, dass es trotz der Ohrstöpsel schmerzte. Werwölfe am Vollmondtag neigten zu extremer Aggression. Alle gewöhnlichen Werwölfe sollten jetzt bereits in sicheren Zellen hocken, mit ausreichenden Rationen blutigen Fleischs zur Entspannung. Nur Alphas waren stark genug, sich bei Verstand zu halten, und damit war es spätestens bei Mondaufgang vorbei.
    „Ich hab hier einige Schwierigkeiten, Vater. In etwa einer Stunde bin ich bei dir.“
    Die Antwort war ein langgezogenes Heulen, bei dem selbst Jeremy fröstelte, dann brach die Verbindung ab.
    Seufzend befestigte er noch zwei weitere Bannsiegel an dem Kästchen, um sicherzugehen. Der Exorzismus musste warten, sonst riss sein Vater ihm den Kopf ab, sobald er Blandford erreichte. Jeremy sorgte stets am Vollmondtag dafür, dass das Anwesen seines Vaters ein- und ausbruchssicher geschützt wurde. Ein teures Unterfangen, da er dafür jedes Mal einen Dämon beschwören musste, der sich mit reichlich Bestechung darauf einließ, innerhalb eines mit Ritualblut gezogenen Bannkreises, den nur Jeremy persönlich aufheben konnte, jeden umzubringen, der sich dem Haus nähern oder es verlassen wollte. Es kostete ein Vermögen. Nicht das Blut, das konnte Jeremy selbst liefern, doch es musste von einem Priester gesegnet, mit Salz kristallisiert und mit gemahlenem Diamantenpulver angereichert werden. Salz und Diamanten waren weniger wirkungsvoll als Eberesche, verbanden sich allerdings besser mit dem Blut. In eigens dafür geschaffene Bannsiegel gefüllt und mit den richtigen Sprüchen versehen bescherte es vollständige Sicherheit für die gefährlichste Nacht des Monats. Zudem sorgte Jeremy für eine weitere Absicherung: Sollte er in dieser Nacht getötet werden, verfiel der Bannkreis vierundzwanzig Stunden später von allein, nachdem der Dämon automatisch zurück in seine Sphäre gebannt worden war.
    Das alles kostete neben Geld und Material unglaublich viel Kraft, Zeit und Konzentration. Alles das, was Jeremy gerade nicht hatte.
    Er könnte es mit normalen Bannsiegeln versuchen.
    Das würde zumindest die Werwölfe an einem Ausbruch hindern, selbst dann, wenn ihre menschlichen Bewacher getötet und ihre Zellen geöffnet werden sollten. Alle anderen Werwolfrudel dieser Welt kamen damit klar,und es reichte in neunundneunzig von hundert Fällen aus.
    Keine Nachlässigkeiten, Blandford!, ermahnte er sich selbst, als er die Turnhalle verließ. Sollte ausgerechnet diesmal der hundertste Fall eintreten, bliebe mir nur noch die Kugel. Verzeihen wäre ausgeschlossen!
    „Alles erledigt, Sir“, teilte er dem leitenden Inspector mit, der ihn schon wieder skeptisch musterte. Jeremy warf sich in die Brust. Grüne Farbe in den Haaren hin oder her, er war ein Blandford und besaß Würde.
    „Hier drin ist der Poltergeist. Wenn Sie zu Horchen belieben, können Sie sich davon überzeugen“, sagte er steif.
    „Nein, nein – es ist … schon gut, Sir.“ Stammelnd wich der Polizist vor ihm zurück.
    „Dann gutes Gelingen beim Aufräumen“, beschied Jeremy ihm von oben herab und schritt von dannen.
    Das Handy brummte schon wieder. Er überlegte, es im Gully zu versenken, entschied sich aber dagegen. Diese Dinger waren teuer.
    Zu seiner Überraschung war es nicht sein Vater, der verlangen wollte, dass er es in der nächsten halben Stunde schaffen musste. Es war Zedriks Stimme, die seinen Namen wisperte.
    „Jeremy, ich stecke voll in der Scheiße, du musst mir helfen!“
     

Kapitel 12
     
    Kobolde am Morgen bringt Kummer und Sorgen
     
    Es war nicht so sehr, was er sagte, sondern wie es Jeremys Ohr erreichte. Zedriks Stimme klang panisch und atemlos.
    „Was ist los? Wo bist du? Zedrik, wieso sucht dich Taz… Zedrik? Zedrik ?“ Jeremy fluchte, als ihn nur noch gleichmäßiges Tuten erreichte. Ratlos stand er da, das Handy in der einen und das Kästchen mit dem rumorenden Poltergeist in der anderen Hand. Er musste nach Blandford. Er musste Zedrik helfen. Er musste einen Poltergeist entsorgen. Himmel! Warum hatte seine Mutter keine Drillinge bekommen?
    Auf dem Weg zu seinem Auto begann er Zedriks Handy zu orten und seufzte erleichtert auf, als er feststellte, dass sich der Halbdämon nur etwa fünf Fahrminuten entfernt aufhielt. Den geräuschvoll

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