Ein Hauch von Seele
wollte.
„Halbdämon“, unterbrach Zedrik hastig.
„Schalter 12, Engel 314.“ Er wurde zu einer Treppe geschickt, die ihn in die erste Etage führte. Noch ein Großraumbüro.
„Guten Tag. Wünschen Sie einen Antrag auf Prüfung für einen Eintritt ins himmlische Leben, eine Mitgliedschaft für den Himmelschor, ein Begnadigungsersuchen oder sind Sie hier, um die Leier zu reparieren?“
„Meine Mutter hat meine Seele hier abgegeben. Ich bin gekommen, um sie in Empfang zu nehmen. Aber ein Begnadigungsersuchen für einen Poltergeist würde ich ebenfalls gerne stellen.“
„Aaah, Seelenangelegenheiten werden am Schalter 8 von Engel 107 bearbeitet. Bitte ein Stockwerk tiefer.“
Zedrik verdrehte die Augen. Mit solchen Schwierigkeiten hatte er nicht gerechnet. Und irgendwie hatte er sich den Vorhof zum Paradies anders vorgestellt. Mit einem Formular für eine Begnadigungsanfrage eilte er die Treppe hinunter und suchte den Schalter 8. Dort arbeitete ein weiblicher Engel in einem weißen Kleidchen.
„Wie kann ich helfen?“, fragte sie.
Zedrik wiederholte mit erzwungener Geduld sein Anliegen.
„Ihr Name?“, wurde er gefragt.
„Zedrik Crowe.“
„Name der Mutter?“
„Alvahar. Sie war ein Succubus.“
Engel 107 griff zielsicher ein Blatt aus einem der vielen Papierstapel auf ihrem Schreibtisch heraus und überflog die dort vermerkten Einträge.
„Mr. Crowe, Sie müssen in die Lagerhalle. Sehen Sie dort hinten den Gang? Folgen Sie ihm und biegen Sie in den fünften Flur rechts ab. Ich gebe Ihnen einen Berechtigungsschein mit, einen kleinen Moment.“
Berechtigungsschein? Damit er seine Seele abholen konnte? Wenigstens war sein Name hier bekannt.
Engel 107 drückte ihm den Schein in die Hand.
„Mein Kollege, Engel 511, hilft Ihnen weiter. Ein angenehmes Leben noch.“
Zedrik nickte verwirrt und machte sich auf den Weg zu der Lagerhalle. Die Engel hier trugen Overalls, natürlich auch in Weiß.
„Engel 511?“, fragte er und wurde zu einem Herrn weitergeschickt, der eine Liste in der Hand hielt und offenbar Inventur machte.
„Entschuldigen Sie. Ich will meine Seele abholen.“ Zedrik hielt ihm den Berechtigungsschein entgegen.
„Seele abholen? Wann wurde die denn eingelagert?“
„Vor 28 Jahren“, sagte Zedrik leise. „Ein Succubus übergab sie zur Aufbewahrung.“
Ein überraschend kühler Blick traf ihn.
„Das Fluchopfer? Alvahar, die einem Halbengel die Seele raubte, um sie dem Dämonenfürsten Taznak zum Fraß vorzuwerfen?“
Eingeschüchtert nickte Zedrik.
„Folgen Sie mir!“
Zedrik wurde zu einem weiteren Schalter geführt. Dieses Mal durfte er davor Platz nehmen. Engel 511 schob ihm mehrere Papiere entgegen.
„Sie müssen das Antragsformular S/412/82 zur Herausgabe einer Seele ausfüllen, das Formular über Ihre Identitätsbestätigung V4/21 und in vierfacher Ausfertigung das Formular K241/221-8, in welchem Sie erklären, warum diese Seele Ihnen zusteht.“
Allmählich blieb Zedrik der Mund offen stehen. Das war ja schlimmer als die Hölle. Da er irgendwie das Gefühl hatte, das s ein Protest ihm wenig einbringen würde, begann er die Formulare auszufüllen. Das Begnadigungsersuchen für den Poltergeist erledigte er an dieser Stelle lieber gleich mit. Solche Arbeiten hasste er und hatte sie bislang immer Mr. Perfect überlassen. Jetzt wusste er, warum. Mühsam trug er alle benötigten Angaben in die Vordrucke ein und las sich jede Frage zweimal durch, da er Angst hatte, etwas falsch zu machen. Gefühlte Stunden später schob er sie mit zitternden Fingern dem strengen Engel entgegen. Der überflog die Papiere, setzte lautstark einen Stempel darauf und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl. Zedrik atmete erleichtert auf.
„Einen Augenblick, bitte.“
„Oh, lassen Sie sich nur Zeit“, brummte Zedrik und klammerte sich an seinen Stuhl, da er ansonsten sicherlich mit dem Kopf gegen den Tisch geschlagen hätte, um seine Ungeduld nicht laut herauszubrüllen und diesen Engel kräftig durchzubeuteln.
Alles wird gut, Zed, alles wird gut. Gleich bekommst du deine Seele, und dann geht es zurück zu Jeremy und ihr könnt richtig Party machen, redete er sich ein. Da spürte er ein innerliches Ziehen, einen mentalen Befehl aus einem ganz bestimmten Gebiet der Civitas Diaboli. Eiskalt überlief es ihn. Taznak rief!
Kapitel 28
I’m on the highway to hell …
Jeremy lief händeringend durch den Raum. Auf und ab. Auf und ab. Zwischendurch packte er Gegenstände,
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