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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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die er wahlweise an Wand oder Boden zerschmetterte. Er war wütend wie selten zuvor in seinem Leben.
    „Das liegt am Seelenmangel. Geht auf die Selbstbeherrschung, wenn man nich’ dran gewöhnt ist“, erklärte Groshphank.
    Knurrend riss Jeremy sich zusammen, um den Kleinen nicht anzuspringen und ihm das Genick zu brechen. Außerdem piepte es hier irgendwo, das Geräusch machte ihn wahnsinnig!
    Moment – Piepen?
    Jeremy hastete in sein Schlafzimmer, wo der Sensorempfänger auf dem Nachtschränkchen lag und hektisch flimmerte.
    „Dämonenalarm?“ Verwirrt kontrollierte er, in welchem Gebiet der Sensor angeschlagen hatte. „Ein hochrangiger Höllenfürst befindet sich bei Madame de Lorville. Groshphank?“
    „Es ist Taznak, ay, Sir!“ Der kleine Dämon war ihm nachgehüpft und salutierte nun zackig.
    „Harrison!“
    Jeremy rannte die Treppe hinunter. Im Laufen schnappte er sich seinen Mantel.
    „Sir?“
    „Wo sind die Wagenschlüssel?“ Er schlüpfte in die nächstbesten Schuhe, die er finden konnte.
    „Sir, das ist ein Problem.“ Harrison wirkte verunsichert. Das bedeutete Alarmstufe 4, mindestens. Alarmstufe 5 stand für Weltuntergang.
    „Bei Ihrem Sprung in die Hölle mussten Sie und Herr Zedrik den Mercedes zurücklassen, soweit ich verstanden habe. Bislang ist der Wagen nicht wieder aufgetaucht, obwohl ich bereits vier Mal bei der Polizei angerufen habe.“
    Jeremy stockte für einen Moment. Vielleicht lag es ebenfalls am Seelenmangel, dass ihm sein Auto gerade vollkommen gleichgültig war. Zumal,da grüne Farbe am Fahrersitz klebte, die sich sicherlich niemals mehr entfernen ließ. Er brauchte eine Fahrgelegenheit zur Vampirkönigin, nur das zählte!
    „Helm, Handschuhe und die Schlüssel für das Motorrad, Harrison. Schnell!“, kommandierte er, raste zurück in den ersten Stock, immer drei Stufen auf einmal nehmend, und wühlte in seinem Ankleideraum nach der Lederkluft. Seit zwei Jahren war er nicht mehr mit seiner BMW R1200 GS Adventure gefahren, doch er wusste, sie war aufgetankt und dank Harrison im tadellosen Zustand.
    „Sir, die Straßen sind matschig, möglicherweise auch glatt“, gab Harrison zu bedenken, als Jeremy sich voller Ungeduld Motorradstiefel und Helm überstreifte.
    „Interessiert mich nicht.“
    „Sir, der Nierenschoner …“
    „Harrison, ist mir scheißegal!“, brüllte er seinen Butler an, schnappte sich die Schlüssel und rannte zur Tür, bevor er weitere Ermahnungen der Sorte ‚fahren Sie vorsichtig’ anhören musste.
     
    „Lass ihn laufen“, krähte Groshphank fröhlich, während er das Treppengeländer hinabsauste. „Der braucht das gerade.“
    „Wie meinen?“ Harrison blinzelte irritiert, ein deutliches Zeichen, dass der ungewöhnliche Ausbruch seines Herrn ihn erschreckt hatte.
    „Er muss sein Succubus-Herzchen retten. Meinst du, es ist noch Kuchen da?“ Groshphank hüpfte auf die Schultern des Butlers und dirigierte ihn in Richtung Küche. „Für eine Tasse heiße Schokolade mit Chili erzähl ich dir auch was über Zedriks Fluch, was Jerry noch nicht weiß.“
     
    ~*~
     
    Jeremy war durchgefroren und hatte mehrere Beinahe-Crashs hinter sich, als er das Anwesen von Madame de Lorville erreichte. Das schmiedeeiserne Tor öffnete sich, man schien ihn bereits zu erwarten. Ein Blick auf den Empfänger bewies, Taznak befand sich weiterhin im Hauptgebäude.
    „Mylord, wir kümmern uns um die Maschine.“ Ein Vampir verbeugte sich ehrerbietig vor ihm. Ungeduldig übergab Jeremy Helm, Handschuhe und Schlüssel und ließ sich in die Empfangshalle führen, wo der Butler vom letzten Mal bereits mit einem warmen Handtuch auf ihn wartete. Er gab seine durchweichte Lederjacke ab, weigerte sich mit einem indignierten Schnauben, das Angebot von Hausschuhen im Tausch für seine triefenden Motorradstiefel anzunehmen,und umziehen wollte er sich auch nicht.
    „Madame wartet im blauen Saal, Mylord.“ Der Butler konnte seine Missbilligung nicht ganz verbergen.
    Sie gingen an einem wild diskutierenden Vampirtrupp vorbei, der mit der Renovierung einer zerstörten Mauer beschäftigt war. Das Bild von sonst so würdevollen Vampiren mit Maurerkellen in den Händen und farbklecksigen Overalls war so bizarr, dass sich selbst Jeremy in seiner angespannten Gemütsverfassung das Grinsen verkneifen musste.
    Jeder Anflug von Heiterkeit war allerdings sofort vergessen, als er den Saal betrat. Madame Vivienne thronte majestätisch auf einer mit blauem Samt bezogenen Couch,

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