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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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vorbeischritt, wirkte allerdings leicht bestürzt, als er sah, dass Zedrik nichts gegessen hatte.
    „Der Kuchen ist sicher toll, ich hab nur echt Kopfweh“, murmelte der rasch. Wenn das hier irgendwie positiv ausgehen sollte, wäre es klug, sich mit diesem Mann gut zu stellen.
    „Ihr Vater hat angerufen, Sir“, sagte Harrison zu Jeremy gewandt. „Er möchte Madame de Lorville ins Theater ausführen und fragt, ob Sie eine Empfehlung für ihn hätten.“
    „Herr, deine Gnade.“ Jeremy stöhnte gequält. „Groshphank?“
    „Hm?“ Der kleine Dämon lag auf dem Rücken, rieb sich seinen kugelrund angeschwollenen Bauch und wirkte nicht so, als hätte er Lust, Fragen zu beantworten.
    „Großmächtiger Groshphank, herrlichster aller prächtigen Wissensdämonen, ich bitte dich! “
    „Streicht das Theater. Er soll sie zum Essen einladen und sich möglichst sittsam benehmen.“
    „Danke.“
    Bevor Groshphank sich über den eher grummelig hervorgequetschten Dank beschweren konnte, erstarb das Höllenspektakel im Bannkreis. Der Poltergeist hatte sich offenbar verausgabt.
    „Lassss mich rauuuusss!“, zischte er bedrohlich.
    „Ich habe eine bessere Idee. Siehst du meinen Partner dort?“ Jeremy wies zu ihm herüber. „Er muss zur Golden Gate.“
    „Dieee kannn iiich nichcht üüüberqueeeren.“
    „Aber du kannst dort hingehen und Zedrik dabei mitnehmen.“
    „Er issst lebennndig.“
    „Offenbar ja. Trotzdem hat er etwas mit den Himmlischen zu besprechen.“
    „Eiiin Seeeelenloooser kannnn nichcht üüüber dieee Brückeeee.“
    „Das lass unsere Sorge sein. Bring ihn dorthin, und ich werde dich von diesem Dasein erlösen.“
    „Wiiieeee?“
    Der Geist war eindeutig interessiert. Kein Wunder, es musste sehr, sehr unspaßig sein, auf diese Weise zu existieren. Oder auch nicht zu existieren, je nach Auslegungsweise.
    „Der prächtigste aller herrlichen Wissensdämonen wird mir sagen, wo deine Leiche zu finden ist. Ich brauche sie bloß mit Weihwasser zu übergießen, und du kannst diese Sphäre verlassen.“
    „Waasss geeeschieeeht dannnn mittt miiir?“
    Alle Augen rückten zu Groshphank hinüber, der so tat, als würde er schlafen. Das unechte Schnarchen wandelte sich zu empörtem Quieken, als Jeremy ihn mit einem Brieföffner an den schuppigen Füßen kitzelte.
    „Hey, lass das, Großer! Äh – nach der Auflösung entscheidet es sich zwischen Himmel und Hölle für dich. Das heißt, in deinem Fall geht’s ab in die Hölle. Da ist es trotzdem gemütlicher als so im Garnichts zwischen allen Toren, wenn du verstehst. Jeremy würde dir rund fünftausend Jahre Wartezeit ersparen – die Leiche liegt in einem Moor.“
    Der Poltergeist wäre sicher erbleicht, wäre ihm das noch möglich gewesen.
    „Wannn geeeht’sss looos?“
    „Einen kleinen Moment nur.“ Zufrieden grinsend ärgerte er Groshphank erneut.
    „Eine halbe Seele steht zur Abholung bereit, mein Bester.“
    Zedrik sah zu, wie der kleine Dämon die Klaue auf Jeremys Brust legte und sich zu konzentrieren begann. Es schien schmerzhaft zu sein, und für beide sehr anstrengend. Groshphank keuchte wie nach einem Marathon, als er die Klaue zurückzog und stolz verkündete, dass er genau bei 50% aufgehört hatte. Harrison schob derweil seinen Herrn auf einen Stuhl, da er schwankte und recht schockiert wirkte.
    „Jerry, lass mich raus!“ Zedrik war aufgesprungen und nun war er es, der gegen den Bann polterte.
    Jeremy rappelte sich sofort hoch und durchbrach den Beschwörungskreis.
    „Du bist ein Idiot!“, beschied Zedrik seinem taumelnden Partner, als er ihn auffing.
    „Ich bin das doch gar nicht wert!“
    „Du bist mir sehr viel wert, durchaus noch mehr als das hier.“
    Es klang monoton, wie Jerry das aussprach, doch in seinen Augen lag ein Meer von Gefühlen. Einmal mehr waren seine Barrieren niedergerissen und Zedrik war erleichtert zu sehen, dass sein Jerry ihn weiterhin mochte. Wirklich mochte. Warum auch immer.
    „Nun mach schon. Hol deine Seele und bring mir meine zurück.“
    „Ja, mit Zinsen.“ Groshphank kicherte albern. „Wundre dich nicht, wenn du danach sehr rührselig und dicht am Wasser gebaut sein wirst.“
    „Vorausgesetzt, ich kehre tatsächlich zurück.“
    Zögerlich legte Zedrik den linken Daumen auf Groshphanks obere Körperhälfte. Unmöglich zu sagen, wo da ein Herz sein könnte …
    „Vergiss es, Succubus-Schnubbelchen. Einfach dran denken, dass du mir das Ding aussaugen willst, dann läuft’s von allein. Beeil

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