Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
Vom Netzwerk:
dich, bevor ich mich an Jerrys Seele gewöhnt habe!“
    Wärme strömte durch Zedriks Adern. Es fühlte sich ähnlich an wie beim Vollmondrausch, nur sanfter, und besser. Ähnlich wie beim Küssen mit Mr. Perfect. Oder Sex mit ihm.
    Nein.
    Es war schöner. Einzigartig. Unbeschreiblich.
    Zum ersten Mal fühlte Zedrik sich wohl in seinem eigenen Körper und als Teil dieser Welt. Es fehlte etwas, das war deutlich, und ja, dieses Etwas befand sich keine drei Fuß von ihm entfernt und sehnte sich danach, sich mit ihm zu vereinen …
    Er wollte zu Jeremy. Ihm dieses Wunder zurückgeben. Oder ihm den Rest entreißen, er wusste es nicht.
    „Du bleibst hier, Herzchen.“ Groshphank hüpfte ihm ins Gesicht, patschte ihm mit der kleinen Pranke gegen die Wange. Es war eher ein Tätscheln als ein Schlag, doch es lenkte Zedrik genug ab, damit er sich anschließend zusammenreißen konnte.
    „Jerry, lass den Poltergeist los, jetzt“, flüsterte er. Das Ding würde sein Bewusstsein mitnehmen, aus dem sich eine Art Seelenkörper formen würde. Lieber hätte er sich von Jeremy verabschiedet, da es ja vielleicht das letzte Mal war, dass sie sich in diesem Leben sahen. Oder noch ein, zwei Monate darüber nachgedacht, was er da so plötzlich alles empfinden konnte. Es war zu gefährlich, diese Seele zu riskieren.
    Quietschend brachte Groshphank sich in Sicherheit, als der Bannkreis sich öffnete. Glühende Augen rasten auf Zedrik zu. Kälte. Ein Reißen. Er spürte, wie der Poltergeist seine geliehene Seelenhälfte mitsamt seinem Bewusstsein aus dem Körper herauszerrte und mitnahm. Dann wurde es dunkel.
     

Kapitel 27
     
    Im Himmel ist die Hölle los
     
    Geistesgegenwärtig fing Jeremy den zusammensackenden Körper auf und ließ ihn sanft zu Boden gleiten. Sofort griff Harrison nach einem Kissen, das er Zedrik unter den Kopf legte, während er selbst zu seinem Stuhl zurückkehrte und sich schwerfällig darauf niederließ. Ihm war immer noch schwindlig. Dankend nickte er seinem Butler zu.
    „Stets zu Diensten, Sir.“ Harrison schenkte Tee in eine weitere Tasse – kein Puppengeschirr, sondern das vornehme Wegdwood-Porzellan –, fügte mit einer silbernen Zange zwei Stück Zucker hinzu und rundete das Ganze mit einem Schluck Sahne ab. Mit einer eleganten Verbeugung fragte er:
    „Tee, Sir? Nichts beruhigt mehr als eine anständige Tasse Tee.“
    „Danke, Harrison.“ Mit der Tasse in der Hand saß er da und starrte auf Zedrik nieder, nahm das fein geschnittene Gesicht wahr, in dem Bartstoppeln blühten und sinnliche Lippen leicht geöffnet um einen Kuss zu betteln schienen.
    „Groshphank? Wie lange wird er brauchen?“, fragte er leise.
    „Hoffentlich nich‘ zu lange. Taznak könnte sich nach Ablauf der üblichen zwölf Stunden Beschwörungszeit auf die Suche nach ihm machen. Den Seelenfresser würde ich nich‘ um das Haus rumschleichen haben wollen. – Mein werter Pinguin, mich dünkt, ich könnt‘ noch ein Tröpfchen dieses vollmundigen Gesöffs vertragen.“
    „Das ist bester Earl Grey, Herr der Warzen, und kein Gesöff.“
    Jeremy achtete nicht auf das Geplänkel zwischen Groshphank und Harrison. Er war erneut in die Betrachtung von Zedriks Gesicht vertieft. Was mochte Zedrik gerade erleben? Würde es ihm gelingen, seine Seele zu finden? Er würde es ihm so sehr wünschen. Aber was wäre dann? Würde Zedrik weiterhin mit ihm … zusammenarbeiten wollen?
    Erst einmal muss er von Taznaks Herrschaft befreit werden. Das ist viel entscheidender, als darüber nachzudenken, wie unerhört himmlisch es ist, in seinen Armen zu liegen. Grundgütiger! Eine Stunde ohne Sex mit Zed ist eine weit größere Zeitspanne als die letzten Jahre seit Davids Tod.
    Er bemerkte, dass Groshphank ihn aufmerksam beobachtete und Harrison zu seinen vielen Aufgaben zurückgekehrt war.
    „Ihm wird schon nichts geschehen“, sagte der kleine Wissensdämon erstaunlich ernst. „Und der Poltergeistwird ihn nich‘ in die Irre führen. Der will schließlich keine fünftausend Jahre zwischen Himmel und Hölle herumswitchen. Wenn er zurück ist, könnt ihr euch wieder in die Arme fallen und gemeinsam herumquieken, bei dem, was ihr während einer solchen Umarmung treibt.“
    „Wir quieken nicht.“
    „Oh doch!“
    „Groshphank, wir …“
    Das gute Wedgwood-Porzellan fiel ihm aus der Hand und zersplitterte am Boden. Mit einem Schrei sprang er auf, denn Zedriks regloser Körper schien vor seinen Augen zu verschwimmen, unstofflicher zu werden und war dann

Weitere Kostenlose Bücher