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Ein Hauch von Seele

Ein Hauch von Seele

Titel: Ein Hauch von Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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während Taznak in all seiner schuppigen Hässlichkeit in der Mitte des Raumes stand – wie eine überdimensionale Statue.
    „Mylord, ich bin entzückt, dass Sie so schnell kommen konnten“, sagte Madame mit rauchiger Stimme, als hätte sie ihn zur Hilfe gerufen. Nun, sie hatte sicherlich gewusst, dass er auf das Dämonensignal reagieren würde.
    „Wo ist Zedrik?“, brüllte Taznak unvermittelt. „Nur sein Körper ist in der Hölle erschienen, sein Bewusstsein ist verschwunden!“
    „Woher soll ich wissen, wo er ist? Er war auf dem Weg zu den Engeln, um seine Seele zu holen!“, brüllte Jeremy zurück, bevor ihm klar wurde, dass er diese Information vielleicht lieber bei sich behalten hätte.
    „Unmöglich! Er bräuchte wenigstens eine halbe Seele, um die Brücke zu überqueren!“, rief Madame. Sie musterte ihn kritisch.
    „Sie haben doch nicht …?“
    „Ich habe“, knurrte Jeremy gereizt.
    „Ich fürchte, dann ist unser junger Freund verloren.“ Echter Kummer legte sich auf Viviennes zartes Gesicht. „Man kann niemanden aus dem Himmel in die Hölle hinab befehligen, aber als dein Sklave konnte er sich auch nicht gegen deinen Ruf stemmen, Taznak. Zedrik wird in den endlosen Abgrund zwischen den Welten gestürzt sein, den die goldene Brücke überspannt.“
    „Und was bedeutet das?“, fragte Jeremy erstickt. Er fühlte sich, als hätte man ihm einen Schlag in den Nacken versetzt. Das konnte, das durfte einfach nicht wahr sein!
    „Wer in den Abgrund stürzt, ist verloren. Weder Himmel noch Hölle könnten ihn retten.“ Taznak wirkte seltsam niedergeschlagen. Dabei hatte er am wenigsten Recht dazu, war ihm Zedrik doch vollkommen gleichgültig! Am liebsten hätte Jeremy ihn angesprungen und mit bloßen Fäusten verprügelt, doch das hätte nur ihn selbst verletzt.
    „Ist es denn sicher? Ich meine …“ Jeremy musste sich auf den Stuhl zu seiner Rechten fallen lassen, und das ohne Genehmigung der Hausherrin. Andernfalls wäre er zu Boden gestürzt, so schwindelig war ihm.
    „Wer hat ihn zur Brücke gebracht?“, fragte Madame Vivienne leise. „Oder hat er einen Nahtodzustand gewählt, um alleine zu gehen?“
    „Nein, nein, der Poltergeist …“, begann Jeremy, wurde allerdings von Taznak wie auch Vivienne sofort mit lauten Ausrufen unterbrochen.
    „Ein Poltergeist würde ihn eher eigenhändig in den Abgrund schubsen, als ihn sicher zur Brücke zu bringen!“, grollte Taznak. Sein gewaltiger Schweif peitschte umher und zerschlug einen Tisch aus schwerem dunklem Holz, was Madame mit dem Zucken einer einzelnen Augenbraue hinnahm.
    „Dieser Poltergeist hatte gute Gründe, auf ihn aufzupassen. Seine Leiche wurde in einem Moor versenkt, Groshphank sprach von vermutlich fünftausend Jahren, bis der Körper sich zersetzt hat.“
    „Das sollte überprüft werden. Möglicherweise war der Geist motiviert genug, um Zedrik zu helfen“, sagte Madame Vivienne.
    In diesem Moment klopfte es kurz. Der Butler trat ein, räusperte sich, und verkündete: „Mr. Harrison Smithe in Begleitung eines Wissensdämons, die Herrschaften. Und Madame, Lord Blandford befindet sich auf dem Weg hierher. Soll ich versuchen ihn zu erreichen, um die Einladung zum Dinner abzusagen?“
    Jeremy erlitt einen kurzen Anfall von Panik. Sein Vater wollte also ernsthaft mit der Vampirkönigin ausgehen?
    „Seien Sie beruhigt, Mylord, die Wahrscheinlichkeit, dass ich Ihre Stiefmutter werde, ist stark reduziert. Geoffrey, lassen Sie ihn ruhig kommen. Schlimmstenfalls werde ich Lord Blandford hier mit einem Abendessen verwöhnen müssen.“
    „Sehr wohl, Madame.“
    Er ging hinaus, an seiner Stelle betraten Harrison und Groshphank den Saal.
    „Du kommst gerade zur rechten Zeit, mein kleiner warziger Freund“, hauchte Madame Vivienne, was ein nervöses Quietschen aus Groshphanks Richtung zur Folge hatte.
    „Kannst du uns sagen, wo Zedrik sich gerade aufhält?“
    „Sein Körper ist inner Hölle, wo sonst? Den Rest, der im Himmel ist, kann ich nich’ sehen, bin schließlich ein Dämon.“
    „Dann eben anders!“, fauchte Taznak. Er packte Jeremy und presste die Hand gegen dessen Brust – nichts geschah.
    „Äh – fürchterlichster aller Höllenfürsten, diese Seele gehört mir“, piepste Groshphank, wobei er sich hinter Harrisons Kopf zu verstecken versuchte.
    „Ich hab einen Pakt mit Jerry, ich darf das“, fügte er fast unhörbar hinzu.
    „Dann erlaube Taznak, Mylords Seele mit zur Golden Gate zu nehmen. Er wird sie

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