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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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in die Mitternachtsmette in die nahe gelegene kleine Kirche gegangen. Tränen brannten in Roses Augen.
    »Alles in Ordnung?« Josh hatte nach ihrer Hand gegriffen und drückte sie beruhigend.
    »Ja, dank dir.«
    Die Weihnachtsbeleuchtung funkelte und tanzte, und auf dem Platz und in der King’s Road herrschte emsiges Treiben.
    »Ich bezweifle, dass wir jetzt im Pub noch einen Tisch kriegen. Da könnten wir höchstens stehen.«
    »Ja.«
    »Soll ich dich lieber in deine Wohnung bringen?«
    Rose schauderte augenblicklich, und das war ihm Antwort genug. »Es ist niemand da.« Sie ertrug den Gedanken nicht, allein zu sein. Sie wusste, dass es dumm war, Angst davor zu haben, jemand wie Arthur Russell könnte sie aufspüren, doch das Erlebte war immer noch zu frisch, um logisch denken zu können. »Wenn wir zum Bahnhof Euston fahren, bekomme ich vielleicht noch einen Zug, mit dem ich nach Macclesfield fahren kann.«
    Josh sah sie an. Das arme Mädchen. Zum Glück war er ein Mann.
    »Okay«, sagte er, denn er war zu einem Entschluss gekommen. »Komm.«
    »Wohin?« Rose setzte sich in Richtung King’s Road in Bewegung, die Hand fest in seiner.
    »Zu mir«, sagte er. »Da bist du sicher.«

32
    »Der erste Weihnachtstag ist angebrochen.«
    Josh schaute auf seine Uhr. Es war zehn Minuten nach Mitternacht. »Ja«, stimmte er ihr zu.
    Sie waren in seiner Wohnung, wo sie sich am Gasofen wärmten. Rose hatte sich auf dem ramponierten Ledersofa zusammengerollt, das er auf dem Sperrmüll gefunden hatte. Sie hatte gebadet, denn sie hatte gesagt, sie müsse dafür sorgen, dass sie sich wieder sauber fühlte, und sich dann in die Daunendecke von seinem Bett eingewickelt. Jetzt trank sie den heilsamen Becher Kakao, den er für sie gemacht und mit einem ordentlichen Schuss Brandy versetzt hatte.
    Das Badezimmer, das Josh sich mit den anderen Mietern teilte, hatte kein Schloss, und er hatte galant davor Posten bezogen, während Rose gebadet hatte.
    »Aber wie machst du das? Ich meine, wie sorgst du dafür, dass niemand reinkommt?«, hatte Rose gefragt.
    »Pfeifen«, hatte er ihr erklärt. »Wenn man jemanden pfeifen hört, weiß man, dass das Bad besetzt ist. Funktioniert ganz gut, außer man putzt sich gerade die Zähne.«
    »Ich nehme an, deine Familie wartet auf dich«, sagte Rose jetzt schläfrig, »schließlich ist Weihnachten.«
    Josh saß mit übergeschlagenen Beinen auf dem ausgefransten türkischen Teppich auf dem Boden. Er stand auf und lächelte. »Ich bin Jude … schon vergessen? Wir feiern Weihnachten nicht.«
    »Oh!« Rose wurde rot und lachte dann. Sie fühlte sich seltsam ausgelassen und entspannt, ganz und gar nicht so, wie sie sich angesichts dessen, was passiert war, fühlen müsste. Hier bei Josh zu sein gab ihr ein sicheres, warmes, behagliches Gefühl, und sie wollte nie wieder irgendwo anders sein.
    »Müde?«, fragte Josh.
    Rose nickte.
    »Dann komm. Ich benehme mich anständig und schlafe auf dem Fußboden. Du kannst das Bett haben.«
    Joshs Schlafzimmer war klein und wurde fast ganz von dem Doppelbett eingenommen, das vertraut nach Josh duftete, wie Rose müde feststellte, als sie sich unter den Decken zusammenrollte und die Augen schloss.
    Der Fußboden und der Schlafsack, den Josh für Überraschungsgäste bereithielt, waren dem Schlaf nicht gerade förderlich, und so war er wach, als Rose einige Stunden später in Panik und Angst aufschrie.
    Normalerweise schlief er nackt, doch aus Rücksicht auf Rose hatte er die Unterhose angelassen. Das Linoleum war eisig kalt unter den nackten Füßen, als er zum Schlafzimmer ging. Als er das Licht einschaltete, weckte er Rose aus ihrem Alptraum.
    »Ich habe von Mr Russell geträumt«, sagte sie zitternd. »Ich will nicht wieder einschlafen, damit ich nicht wieder von ihm träume.«
    Josh sah sie an. »Okay«, meinte er, »rutsch rüber.«
    Rose tat, wie ihr geheißen, zu erleichtert über seine Gesellschaft, um sich Sorgen über irgendwelche Unschicklichkeiten zu machen.
    Josh hatte das Licht ausgeschaltet und war eifrig damit beschäftigt, es sich behaglich zu machen, er schüttelte das dünne Kissen auf und schnaubte und ächzte, während er es sich bequem machte. Sein Schnauben war so tröstlich wie seine Wärme.
    Eine Welle der Trübsal schlug über Rose zusammen. »Wird es immer so sein für mich, Josh?«, fragte sie ihn hilflos. »Werden Männer immer über mich denken wie Russell, weil ich so aussehe?« Eine einzelne Träne rollte über ihr Gesicht, schimmerte

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