Ein Hauch von Seide - Roman
im Mondlicht, das durch den Spalt zwischen den Vorhängen drang.
Josh stützte den Kopf auf, streckte die Hand aus und wischte sie behutsam weg.
»Nein«, antwortete er, »eines Tages wird es anders sein.«
Rose ließ sich davon nicht trösten. »Anders? Was heißt das?«
»Es heißt dies hier«, sagte Josh leise, beugte sich vor, nahm ihr Gesicht in die freie Hand und fuhr mit den Lippen leicht über ihren Mund.
Dies war ganz und gar nicht das, was er vorgehabt hatte. Rose zu verführen war ihm noch nie in den Sinn gekommen. Nun, vielleicht hatte es Situationen gegeben, da hatte er sie angesehen und darüber nachgedacht – er war schließlich ein Mann –, aber gewiss nicht heute Nacht. Es war sicher die ungewöhnliche Situation, mit einer Frau im Bett zu liegen, in die er nicht verliebt war, die solche Auswirkungen hatte. Und es war nur ein Kuss.
Emerald sah demonstrativ auf ihre Uhr. Es war wirklich lästig, dass Dougie unangekündigt bei ihr aufgekreuzt war, als sie gerade das Haus verlassen wollte, um sich mit ihren Freunden im Ritz zum Weihnachts-Lunch zu treffen. Ihre Mutter hatte sie über Weihnachten nach Denham eingeladen, doch sie hatte es ausgeschlagen. Sie hatte nicht die Absicht, so etwas Langweiliges und Ödes zu tun, denn sie hatte so eine amüsante Zeit hier in London, wo man sie ob ihrer Tapferkeit, die Sache nach Alessandros grausamem Spiel allein durchzuziehen, verhätschelte und bewunderte. Sie hatte Jeannie sogar Bescheid gesagt, sie möge keinen Tischpartner für sie einladen, es sei denn, er war um einiges älter und sehr respektabel. Emerald genoss ihren gegenwärtigen Madonnen-Status, und das wollte sie sich nicht dadurch verderben lassen, dass sie in der Öffentlichkeit in Begleitung eines stadtbekannten Charmeurs gesehen wurde.
»Also, was wollen Sie, Dougie?«, fragte Emerald ungeduldig.
»Ich möchte Sie etwas fragen.«
»Kann das nicht warten? Ich wollte gerade gehen«, erklärte sie spitz.
»Ich würde es lieber gleich besprechen.«
Etwas in Dougies Stimme – eine ruhige Entschlossenheit – durchdrang ihre Ungeduld, verlangte ihre Aufmerksamkeit und einen gewissen widerwillig gewährten Respekt, denn Dougie würde nicht klein beigeben und sich von ihr so einschüchtern lassen, dass er ging.
»Na gut«, gab sie nach.
»Könnten wir irgendwohin gehen, wo es behaglicher ist … vielleicht in die Bibliothek?«
Emerald seufzte gereizt. »In Ordnung«, meinte sie und ging voraus in den mit Bücherregalen gesäumten Raum, warf ihren Mantel auf den Schreibtisch und ließ sich in einen der Ledersessel am Kamin sinken. Emerald bestand stets darauf, dass alle Kaminfeuer brannten, ob sie zu Hause war oder nicht.
»Bringen wir es hinter uns. Was gibt es, Dougie? Was wollen Sie?«
Dougie sah sie an. Der Zeitpunkt war, wie ihm aufging, auffallend schlecht gewählt, aber er war hier und würde tun, wozu er gekommen war.
»Ich möchte Sie bitten, meine Frau zu werden«, sagte er schlicht. »Bitte gewähren Sie mir die Ehre, meine Herzogin zu sein.«
Emerald wusste nicht, was sie sagen sollte, in ihr war nichts als Schock, der allmählich Platz machte für Unglauben, Verwirrung und – gegen alle Logik – Hoffnung.
»Sie wollen mich heiraten?«, fragte sie, sobald sie wieder einen Ton herausbrachte. »Warum?«
»Ich dachte, das wäre eine gute Sache, wo doch was Kleines unterwegs ist und … überhaupt«, sagte Dougie entschieden. Er mochte, was Frauen anging, nicht so viel Erfahrung haben wie Tod Newton und seinesgleichen, doch Dougie kannte Emerald so gut, dass er ihr tunlichst nicht verriet, dass er sie liebte.
Emerald rutschte unsicher auf ihrem Sessel herum, während sie versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Dougie bat sie, seine Frau zu werden, weil er fand, dass das eine gute Sache wäre. Sie wäre die neue Herzogin von Lenchester, Lenchester House und Osterby würden ihr gehören, sie hätte Sicherheit, eine gesellschaftliche Position, Wohlstand und einen Gemahl, auf den ihre Mutter unaufhörlich Loblieder sang. Etwas Ungesuchtes und verzweifelt Zerbrechliches, so zerbrechlich, dass sie die Luft anhielt, entrollte sich in ihr, etwas Schönes und Warmes, das in ihr den Wunsch weckte, die Emerald zu sein, die sie nie hatte sein wollen. Angst und Zorn entflammten in ihr, vereinten sich gegen ihren gemeinsamen Feind. Emerald atmete aus und war froh, in einen normalen Zustand zurückzukehren.
»Ich, Sie heiraten?« Sie hob eine perfekt geschwungene Augenbraue.
Dougie
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