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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Bude ist voll von Mods und Rockern, die heute Abend in der Edgware Road in einen Krawall verwickelt waren. Ihr Alter hat Sie wohl dazwischengenommen, was? Hat Sie, wie’s aussieht, hübsch vermöbelt.«
    Emerald kniff die Lippen zusammen. Typisch Rose, sie an so einen Ort zu bringen. Sie amüsierte sich sicher köstlich darüber, dass sie sie hier alleingelassen hatte. Plötzlich verschwamm Emerald alles vor den Augen.
    »Hier, das haben Sie fallen lassen«, sagte der Sanitäter und reichte ihr Roses Jacke.
    Der Jeansstoff fühlte sich fremd an. Emerald wäre nicht im Traum auf die Idee gekommen, so etwas anzuziehen. Sie wollte die Jacke loslassen – sie von sich weisen –, doch dann griff sie aus irgendeinem Grund doch danach und hob die Jacke an ihr Gesicht. Sie roch nach Rose und dem leichten Blumenduft, den sie immer auflegte. Emeralds Kehle schnürte sich schmerzvoll zusammen, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Weinen? Sie? Um Rose, die sie verachtete und nicht ausstehen konnte?
    Rose war fast bis zum Cheyne Walk gekommen, als sie anhielt und wendete und sich im Geiste für jeden Meter, den sie zum Krankenhaus zurückfuhr, schalt und sämtliche Gründe aufzählte, warum das, was sie da tat, weder notwendig war noch sinnvoll.
    Das Erste, was Rose sah, als sie die Notaufnahme betrat, war Emerald, die im Rollstuhl saß, Tränen in den Augen, und Roses Jeansjacke an sich drückte wie ein Kind eine Kuscheldecke.
    Emerald hatte sie nicht gesehen, und Rose trat instinktiv einen Schritt zurück. Ihr Herz pochte wild und ungleichmäßig. Sie wollte sich umdrehen und gehen – weglaufen vor dem, was sie gesehen hatte, und dem Appell, den es an sie richtete. Sie hatte jeden Grund, Emerald immer noch nicht zu mögen. Doch ungewollte Gefühle schnürten ihr die Kehle zu.
    Verdammt, verdammt, verdammt, fluchte sie innerlich, trat aber trotzdem vor und schob die Tür mit so viel Lärm auf, dass Emerald sie sah und sich sammeln konnte.
    Rose war zurückgekommen? Emeralds Finger schlossen sich fester um den Jeansstoff, während der Sanitäter bei Roses Anblick strahlte und verkündete: »Dann überlass ich sie jetzt Ihnen. Wird Zeit, dass ich Feierabend mach.«
    Er war fort, bevor sie Einwände erheben konnte.
    »Ich nehme an, du bist deswegen zurückgekommen«, sagte Emerald und hielt ihr mit hochmütiger Miene die Jacke hin.
    »Nein«, sagte Rose sachlich und nahm die Jacke, »nicht deswegen. Hat schon jemand nach dir gesehen?«, fragte sie, bevor Emerald eine weitere Salve abschießen konnte.
    »Nein. Und es braucht auch niemand nach mir zu sehen. Mir geht es gut.«
    Rose zog eine Augenbraue hoch und öffnete die schlichte schwarze Kelly-Bag von Hermès, die sie sich vom Honorar für ihren ersten Auftrag gegönnt hatte, weil sie sie liebte und weil sie groß genug war, um ihre Schreibunterlage aufzunehmen sowie Stifte, Bleistifte und ein Maßband. Sie kramte darin herum, holte eine Puderdose heraus und reichte sie wortlos Emerald.
    Emerald klappte sie auf und betrachtete entsetzt ihr Spiegelbild. Ihre Lippe war geschwollen und blutverkrustet. Ihre Wangenknochen waren aufgedunsen und glänzten, und ihr Haar war von dem Schnitt in ihrer Wange mit Blut verfilzt.
    »Na, ich fühle mich aber gut«, erklärte sie, wenn auch zittrig.
    Zu Roses Erleichterung kam eine Krankenschwester zu ihnen. Sie maß sie von oben bis unten mit geschultem Blick, wandte den Blick von Emerald zu Rose und fragte Rose dann: »Name?«
    Als Emerald scharf nach Luft schnappte, wusste Rose genau, warum. Emerald war eine bekannte Angehörige der feinen Gesellschaft, ihren Namen würde man erkennen, selbst wenn ihr Gesicht im Augenblick nicht wiederzuerkennen war.
    Rose trat vor und sagte entschlossen: »Em… Emma. Emma Pickford.«
    Der Blick der Krankenschwester maß Rose noch einmal. Wegen meines Aussehens? Wegen der Art, wie ich spreche? Wahrscheinlich wegen beidem, dachte Rose.
    »Adresse?«
    Leise nannte Rose der Krankenschwester die Adresse des Hauses am Cheyne Walk.
    »Freundinnen?«, fragte die Krankenschwester.
    »Wir sind Cousinen«, erklärte Rose ihr, was ihr einen weiteren abschätzenden Blick eintrug. Rose wusste genau, was die Schwester dachte – wie konnten die beiden verwandt sein?
    »Dann trage ich Sie als nächste Angehörige ein, ja?«
    Diesmal antwortete Emerald, indem sie rasch sagte: »Ja, bitte.«
    »Und Ihr Name lautet?«, fragte die Krankenschwester Rose.
    »Rose. Rose Pickford.«
    »Und was ist passiert?«
    Sie sahen

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