Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
etwas, ein Fetzen Goldstoff, der im Wind flatterte.
    Sie lief zu Emerald, ging in die Hocke und beugte sich mit klopfendem Herzen über die reglose Gestalt. Als ihre Augen sich an die Dämmerung gewöhnt hatten, sah Rose, dass Emeralds goldenes Kleid zerrissen war und ihre cremefarbene Haut entblößte. Schnell zog sie ihre Jacke aus und deckte sie damit zu.

43
    Ihr Kopf bewegte sich, und Emerald stöhnte leise.
    Sie lebte. Rose atmete zitternd aus, erst jetzt konnte sie sich eingestehen, dass sie schon das Schlimmste befürchtet hatte.
    Emerald schlug die Augen auf und blinzelte, bevor sie tonlos sagte: »Oh, du bist es.«
    »Beweg dich nicht«, meinte Rose. »Bleib, wo du bist, ich hole Hilfe.«
    »Nein.«
    Rose hörte Angst und Überheblichkeit in Emeralds Stimme. Emerald sah die Straße hinunter. Hatte sie Angst, der Fahrer des Jaguars könnte zurückkommen? Rose kniff die Lippen zusammen. Sie konnte sich denken, wer der Fahrer war. Emeralds Affäre mit dem angeblich bekehrten East-End-Gangster war allgemein bekannt.
    »Mir geht’s gut«, versicherte Emerald Rose und versuchte, auf die Füße zu kommen. Doch es gelang ihr nicht, und sie sank wieder auf die Knie, als Übelkeit sie überkam.
    »Emerald«, protestierte Rose, die ihr automatisch einen Arm um die Schulter legte, um sie zu stützen.
    »Ruf mir nur ein Taxi, ja, damit ich nach Hause fahren kann. Sobald ich daheim bin, ist alles gut.«
    »Du musst zu einem Arzt. Du hast dir womöglich was gebrochen …«
    Emerald schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut. Das war nichts. Nur ein … kleines Missverständnis. Hilf mir auf«, befahl sie und klammerte sich an Roses Arm. Rose gab nach und half ihr auf die Füße.
    In gewisser Hinsicht war Rose erleichtert, dass Emerald so fordernd und, nun, so ganz Emerald war. Als sie im Rinnstein gelegen hatte, hatte Rose einen Augenblick lang richtig Angst um sie gehabt. Doch jetzt, da Emerald wieder auf den Füßen war und Roses Jacke enger um ihr zerrissenes Kleid zog, sah Rose mit Entsetzen die aufgeplatzte Lippe und den Schnitt auf Emeralds Wange. Sie mochte ja behaupten, es ginge ihr gut, und sie war auch aufgestanden, aber sie krümmte sich immer noch vornüber, und die einzige Farbe in ihrem Gesicht kam von den Blutflecken auf ihrer Haut.
    Rasch fasste Rose einen Entschluss. »Ich bringe dich«, sagte sie. »Der Mini steht gleich um die Ecke.«
    Sie stützte Emerald, und als ihre Cousine sich erleichtert an sie lehnte, verriet das Rose mehr als alle Worte.
    Sobald sie im Auto saßen, lehnte Emerald sich mit geschlossenen Augen auf dem Beifahrersitz zurück. Sie atmete flach und war offensichtlich nicht in der Lage, ein Gespräch zu führen, Fragen zu stellen oder Befehle zu erteilen.
    Rose war es egal, was Emerald sagte, ihre Cousine musste unbedingt medizinisch versorgt werden, und dafür würde sie sorgen. Sie fuhr so schnell, wie sie es wagte, Richtung Westen.
    Erst als sie die kreischende Sirene eines Krankenwagens hörte, schlug Emerald die Augen auf, doch da war es bereits zu spät. Rose parkte den Mini schon vor dem Eingang zur Notaufnahme.
    Ein Pförtner in Uniform hielt auf sie zu.
    »Sie können hier nicht parken«, setzte er an, als Rose das Fenster herunterkurbelte.
    »Es geht um meine Cousine. Sie … sie hatte einen Unfall, sie … sie ist gestürzt … Ich mache mir schreckliche Sorgen.«
    Der Pförtner warf einen Blick auf Emerald und brummte. »Bleiben Sie da, ich hole Ihnen einen Rollstuhl.«
    »Ich hab doch gesagt, du sollst mich nach Hause bringen«, zischte Emerald wütend, sobald er außer Hörweite war.
    »Und ich hab dir gesagt, dass du einen Arzt brauchst«, schoss Rose zurück, erstaunt, wie leicht es ihr plötzlich fiel, sich gegen Emerald zu behaupten.
    Der Pförtner war mit einem Rollstuhl und einem Sanitäter zurückgekommen, und die beiden hoben Emerald fachmännisch aus dem Auto, ohne auf ihren Protest zu achten.
    Sobald Rose gesehen hatte, dass sie Emerald sicher Richtung Eingang schoben, warf sie den Motor wieder an. Sie hatte keinen Grund, hierzubleiben, oder? Emerald war vollkommen in der Lage, sich um sich zu kümmern, und es wäre ihr sicher nicht recht, wenn Rose noch bliebe. Abgesehen davon, warum sollte sie sich um Emerald kümmern, die sie ihr Leben lang mit Herablassung behandelt hatte?
    Der Sanitäter schob Emerald in die Notaufnahme. Er zündete sich eine Zigarette an und erklärte ihr: »Sie werden ganz schön lange warten müssen, schließlich ist Samstag. Die

Weitere Kostenlose Bücher