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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Sitten zu leben. Manches begriff er sehr schnell – er musste, wenn er nicht wollte, dass seine Ohren dauerhaft vor Demütigung brannten.
    Dougie schaute auf seine Uhr. Er trug eine schwarze Hose und einen schwarzen Rollkragenpullover, die Ärmel waren hochgeschoben und entblößten muskulöse Arme und die Reste seiner australischen Bräune. Sein dichtes, gewelltes braunes Haar war an den Spitzen noch von der Sonne leicht gebleicht. Dougie hatte schnell die »Arbeitskleidung« seines Chefs und Mentors übernommen.
    Er überlegte, ob die hübsche kleine Schauspielerin, auf die er kürzlich ein Auge geworfen hatte, zur Party kommen würde. Doch selbst wenn sie anbiss, konnte er sie unmöglich in das abgewohnte möblierte Zimmer in den »Klein-Australien« genannten Teil der Stadt einladen, das er sich mit einer ganzen Kolonie Wanzen und zwei behaarten, biersaufenden, unflätigen ehemaligen Schafscherern teilte, die er im Verdacht hatte, bei einem Schaf besser das eine Ende vom anderen unterscheiden zu können als bei einer Frau. Früher oder später musste er sich etwas Eigenes suchen.
    »Schnell, da ist ein Taxi.« Sie mussten durch den Regen laufen, und als die drei in das Taxi stiegen und sich auf der Rückbank aneinanderdrängten, zog Janey lachend die Plastikregenhaube von ihrer neuen toupierten Hochfrisur.
    »Pimlico Road Nummer zwanzig, bitte«, sagte Janey dem Fahrer, bevor sie sich an Ella wandte. »Du musst aus Mamas Kasse zahlen, denn ich habe keinen roten Heller.«
    Wie jede Mutter wollte Amber ihre Kinder in Sicherheit wissen, doch Jay und sie waren klugerweise auch übereingekommen, sie nicht zu verwöhnen, also hatten sie die Regel aufgestellt, dass sie, wenn sie zusammen ausgingen und ein Taxi brauchten, dieses aus einer gemeinsamen Kasse bezahlen konnten, für die Ella die Verantwortung trug.
    »Wir hätten gut zu Fuß gehen können«, meinte Ella.
    »Was, bei dem Regen? Bis wir dort wären, hätten wir ausgesehen wie ertrunkene Ratten.«
    Ella wusste, dass ihre Schwester recht hatte. Aber auch wenn die Fulshawes reich waren – sehr reich, um genau zu sein –, hieß das nicht, dass sie es vulgär zur Schau stellten oder das Geld zum Fenster hinauswarfen. Ella wusste, dass die Arbeiter in Denby Mill, der Seidenfabrik ihrer Stiefmutter, mehr Lohn erhielten als in anderen Fabriken in Macclesfield. Doch ein Fabrikarbeiter konnte es sich nicht leisten, im Taxi zu einer Party zu fahren, und Ellas soziales Gewissen setzte ihr zu.
    Andererseits, wie wollte der Taxifahrer sich ohne Fahrgäste seinen Lebensunterhalt verdienen? Ihr Gewissen schwieg vorübergehend, und sie richtete den Blick auf ihre Knöchel und hoffte, dass ihre Socken nicht bespritzt waren, wenn sie ausstiegen.
    Auf halbem Weg zu ihrem Ziel hielten sie an einer roten Ampel, als plötzlich die Tür aufgerissen wurde.
    »Hey, sehen Sie nicht, dass ich schon Fahrgäste habe?«, rief der Taxifahrer.
    Doch der junge Mann, der in das Taxi stieg und den Notsitz herunterklappte, achtete gar nicht auf ihn, schüttelte den Regen aus seinem schwarzen Haar, grinste die drei jungen Frauen an und meinte nur: »Ihr habt doch nichts dagegen, oder, Mädels?« Sein Akzent wies ihn als waschechten Londoner aus. »Zum Trafalgar Square, Kumpel, sobald du die drei Hübschen hier abgesetzt hast.«
    In dem Augenblick, da ihr Blick auf den Eindringling fiel, verkrümelte Ella sich in der Ecke. Oliver Charters. Sie hatte ihn sofort erkannt. Ihr Gesicht brannte. So ein Pech aber auch.
    Vom ersten Augenblick an hatte Ella Oliver Charters nicht leiden können, und seit er sich so über sie lustig machte, ihren Akzent nachäffte und sie dauernd neckte, konnte sie ihn noch weniger ausstehen.
    Ihrer Chefin war es schon aufgefallen, und sie hatte Ella gefragt, was sie gegen ihn hätte.
    »Ich mag ihn einfach nicht« war alles, was sie herausgebracht hatte. »Ich mag die Art nicht, wie er redet, wie er einen ansieht und … wie er riecht.«
    Zu Ellas Verdruss hatte ihre Chefin laut gelacht.
    »Das, meine Liebe, ist der berauschende, aphrodisierende Geruch roher männlicher Sexualität, daran gewöhnen Sie sich wohl besser.«
    Sie erinnerte sich gut daran, wie er sich in der Redaktion ihr gegenüber verhalten hatte, und wurde ganz starr vor Groll.
    Janey hatte natürlich nichts gegen den Eindringling. Begierig zu gefallen, schenkte sie ihm ein warmes Lächeln und sagte: »Sie spielen das neue Trau-dich-Spiel, auf das alle gerade ganz wild sind, nicht wahr? Das, wo man zu

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