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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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jemandem ins Taxi hüpfen und den Fahrer dazu bringen muss, einen irgendwohin zu fahren, ohne dass die Fahrgäste sich beschweren?«
    Oliver bedachte sie mit einem Grinsen, das das Grübchen an seinem Kinn gut zur Geltung brachte, schob sich sein dickes, weiches, tintenschwarzes Haar aus dem Gesicht und blickte sie mit seinen strahlenden malachitgrünen Augen an, die süße kleine Puppen wie die hier im Nu in seinen Bann schlugen.
    »Spielen? Nein, ich doch nicht. So was macht ihr feinen Pinkel. Ich hab was Besseres zu tun mit meiner Zeit.«
    Janey war so hingerissen, dass Ella nicht umhinkonnte, ein leises empörtes Schnauben auszustoßen. Er übertrieb seinen Cockney-Akzent, und jetzt, da Janey, die auf der Kante der Rückbank saß, vor Aufregung große Augen machte, trug er noch dicker auf.
    Bei dem Schnauben drehte Ollie den Kopf in Ellas Richtung. Ella, die ihren Fehler erkannte, sank noch tiefer ins Halbdunkel und senkte den Kopf, damit er ihr Gesicht nicht sah.
    Oliver zuckte abschätzig die Schultern – das Mädchen in der Ecke hatte wahrscheinlich Pickel und Babyspeck – und wandte sich wieder Janey zu, die augenscheinlich weder das eine noch das andere hatte, genauso wenig wie die kleine eurasische Schönheit.
    »Wir gehen auf eine Party. Warum begleiten Sie uns nicht?«, fragte Janey.
    »Nein, er kann nicht.«
    Jetzt sah nicht nur Oliver in Ellas Richtung, sondern auch Janey und Rose, und just in diesem Augenblick bog das Taxi scharf um die Ecke und warf Ella nach vorn, sodass sie sich am Sitz festhalten musste, und das Licht von der Straße fiel auf ihr Gesicht.
    Das piekfeine, hochnäsige Ding von Vogue , das ihn immer so von oben herab behandelte und von Kopf bis Fuß »frigide Jungfrau« ausstrahlte. Ja, genau das war sie: eine etepetete Jungfrau, außen mit rosa Zuckerguss überzogen, darunter in Großbuchstaben »JUNGFRAU, NUR ZUM HEIRATEN«.
    Er sah die kalte Abneigung in ihren Augen, und einen Augenblick lang war er versucht, es ihr heimzuzahlen, sie zu necken, ihr Angst einzujagen und dafür zu sorgen, dass sie sich an ihr Höschen klammerte. Doch er hatte Wichtigeres zu tun, er war auf dem Weg zu einem jüngeren Cousin, um dem Idioten auszureden, sich auf eine der berüchtigten Gangs im East End einzulassen.
    Oliver hatte als Boxer trainiert, doch seiner verwitweten Mutter hatte der Gedanke nicht behagt, ihr einziges Kind könnte mit zermatschtem Gehirn enden, wie es so vielen Boxern widerfuhr. Sie hatte ein Wort mit dem Kerl gesprochen, bei dem sie putzte, und der hatte bei einem ortsansässigen Fotografen ein gutes Wort für Ollie eingelegt, sodass er bei ihm in die Lehre gehen konnte. Irgendwie hatte seine Mutter es hingekriegt, das Geld für seine Ausbildung zusammenzukratzen. Niemand, am allerwenigsten Oliver selbst, hatte erwartet, dass er nicht nur ein Talent für die Fotografie entwickeln würde, sondern auch eine solche Leidenschaft, dass er das Boxen aufgegeben hatte, um für so gut wie kein Honorar zu arbeiten, bei jedem Wetter rauszugehen und Fotos zu machen, mit denen er dann bei den zähen, weltverdrossenen Bildredakteuren der Tageszeitungen hausieren ging. Sein Durchbruch war ein Foto von zwei East-End-Rowdys bei einem Boxkampf gewesen. Die Kray-Zwillinge waren im Vordergrund der Aufnahme, während im Hintergrund zwei Damen der feinen Gesellschaft mit ihren Partnern zu sehen waren, die Frauen unglaublich aufgedonnert mit Nerz und Diamanten.
    Inzwischen hatte er sich den Ruf aufgebaut, die feine Gesellschaft dort zu fotografieren, wo sie auf Londons Unterwelt traf. Daneben machte er Modeaufnahmen für Hochglanzmagazine wie Vogue .
    »Was, ich soll mit euch feinen Tussen zu einer Party?«, neckte er Janey, die vor Vergnügen zappelte. »Eher nicht. Da würd man mich nur rausschmeißen.«
    »Komm jetzt, Janey«, befahl Ella.
    Sie hatten ihr Ziel erreicht, und Ella war schon aus dem Taxi gestiegen, hatte dem Fahrer das Geld gegeben und stand ungeduldig auf dem Gehweg.
    Beim Aussteigen war sich Janey durchaus der Tatsache bewusst, dass Oliver ihr hinterherschaute, genauer gesagt, ihren Brüsten. Sie trug einen kegelförmigen Büstenhalter, der bei mutigen jungen Frauen gerade groß in Mode war, weil er ihnen unter dem Pullover die Figur eines kurvenreichen Filmstars gab, und selbst unter ihrem übergroßen Pullover war die Wirkung derart, dass Janey sehr zufrieden mit sich war. Ella war ganz und gar nicht begeistert von ihrem neuen Büstenhalter. Sie hatte die Lippen geschürzt und

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