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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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keine so groß und unförmig und reizlos wie sie. Ein Mädchen mit dermaßen rotem Haar, dass es nur gefärbt sein konnte, trug ihren großen Busen stolz unter einem dünnen schwarzen Pullover zur Schau, doch ihr machte es eben nichts aus, wenn alle sie angafften. Ella schauderte über der Spüle bei dem Gedanken, wie das Mädchen gelacht hatte, als ein junger Mann ihre Brust berührt hatte. Ella wurde heiß und kalt vor Entsetzen bei der Vorstellung, jemand könnte das bei ihr machen.
    »’tschuldigung … oh, tut mir leid«, murmelte ein großer, dunkelhaariger junger Mann, als er versuchte, an Rose vorbeizukommen, und sie dabei fast mit seinem Getränk bekleckerte. »Meine Freunde sind schuld.« Er zeigte auf eine Gruppe junger Männer, die sich um den Tisch mit den Getränken versammelt hatten. »Wenn ich nicht bald bei ihnen bin, haben sie das ganze Bier ausgetrunken, das wir mitgebracht haben.«
    »Hey, Judenlümmel, hör auf, die Chinesenbraut anzumachen, und komm rüber.«
    Bevor er es mit einem leichten Achselzucken und einem entspannten Lächeln überspielte, sah Rose für einen kurzen Augenblick den Zorn, der seine Lippen verhärtete.
    »Das tut mir leid«, entschuldigte er sich noch einmal. »Er hat ein großes Mundwerk, und wie es so schön heißt: Die am wenigsten zu sagen haben, reißen die Klappe am weitesten auf.«
    Rose neigte den Kopf und wandte den Blick ab. Sie hätte sich am liebsten ganz abgewandt, doch das war bei dem Gedränge schier unmöglich.
    »Über hundert Jahre lebt meine Familie schon in London, aber ich werde immer noch als Außenseiter gebrandmarkt.« Er lächelte – offensichtlich mehr, weil er sich damit abgefunden hatte, als aus Groll darüber –, und entblößte dabei starke weiße Zähne und ein Grübchen mitten im Kinn.
    Rose war so überrascht, dass er sich weiter mit ihr unterhielt, dass sie den Blick wieder auf ihn richtete, bevor sie sich besann.
    »Was ist mit Ihnen? Lebt Ihre Familie schon lange hier?«
    »Das kommt darauf an, welche Seite meiner Familie Sie meinen. Meine Mutter hat es aus den Slums von Hongkong nie hierher geschafft, während die Familie meines Vaters seit vielen Generationen hier lebt.«
    »Das ist sicher ganz schön hart.«
    »Was? Auszusehen wie meine Mutter und im Land meines Vaters zu leben?«
    »Hier zu leben und das Gefühl zu haben, nicht akzeptiert zu werden«, verbesserte er sie freundlich.
    Rose erstarrte, doch entweder bekam er nicht mit, wie wenig ihr die Richtung, die das Gespräch nahm, behagte, oder es war ihm egal, denn er fuhr fort: »Das Problem ist, wenn man so ist wie wir, ist man Außenseiter, egal wohin man geht. Ich habe in einem Kibbuz gearbeitet, nachdem ich meinen Wehrdienst abgeleistet hatte. Da waren junge Juden von überall in der Welt, man hieß uns willkommen, aber zu Hause waren wir nicht. Die Sache mit Menschen wie Ihnen und mir ist die, dass wir nicht die Vergangenheit sind, weil wir nicht reinpassen, aber unsere Kinder sind die Zukunft. Eines Tages werden wir und sie Vergangenheit sein, genau wie die Römer und die Wikinger und all die anderen, die als Außenseiter herkamen. Wie heißen Sie? Ich heiße übrigens Josh. Joshua.«
    »Rose … Rose Pickford.«
    Er nickte und wollte dann wissen: »Und was machen Sie, Rose Pickford, wenn Sie nicht auf Partys gehen?«
    »Ich mache eine Ausbildung zur Innenausstatterin.«
    Zu ihrer Überraschung stieß er ein freudiges Juchzen aus. »Wissen Sie was? Ich glaube, das Schicksal hat gewollt, dass wir uns begegnen, denn was ich im Augenblick dringender brauche als alles andere, ist eine Innenausstatterin.«
    Rose blieb misstrauisch. »Ich muss wirklich schauen, wo meine Freundinnen sind«, sagte sie kalt, doch als sie sich an ihm vorbeischieben wollte, bekam sie einen Schubs ab und wäre mit dem Rücken gegen die Wand gekracht, wenn Josh sie nicht schnell an sich gezogen hätte. Er stieß mit dem Unterarm gegen die Wand.
    Sie spürte seinen Atem an ihrer Stirn.
    »Alles in Ordnung?«
    Aus dieser Nähe konnte sie den leicht zitronigen Duft seiner Haut riechen, und ihr Magen krampfte sich zusammen. Ihr Blick war fast auf derselben Höhe wie sein Adamsapfel, und ihr Herz machte einen Satz. Rose kämpfte gegen einen Strom unbekannter Gefühle an.
    »Ja, danke, mir geht’s gut«, antwortete sie unsicher. Inzwischen war es so voll, dass gar nicht daran zu denken war, sich aus seinem Arm zu lösen. Er ragte mit seinen breiten Schultern über ihr auf, seine prominente Nase warf

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