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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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kannte sich selbst nicht mehr in den letzten sieben Wochen. Normalerweise war sie so ruhig, und wenn sie einmal nicht ruhig war, konnte sie es gut verbergen, doch in letzter Zeit war es, als seien ihre Gefühle völlig außer Kontrolle geraten, und zwar gewaltig. Sie schlief nicht richtig, sie hatte zum ersten Mal Pickel im Gesicht, und – was am aufschlussreichsten war – ihr war morgens übel und sie hatte zweimal ihre Periode nicht bekommen.
    Wie sie im Arztzimmer des Gynäkologen – dessen Namen sie nur unter dem Versprechen unbedingter Geheimhaltung von einer Kollegin bekommen hatte – weinend bemerkt hatte, hätte sie unmöglich schwanger werden dürfen. Sie nahm schließlich die Pille, und die Pille verhinderte, dass man schwanger wurde, doch die ausbleibende Regel und die verräterische morgendliche Übelkeit konnten nicht länger ignoriert werden.
    Dass sie schwanger war, erfüllte sie mit Angst und Entsetzen. Auch jetzt noch, obwohl sie am Morgen beim Frauenarzt gewesen war, um sich das Ergebnis des Schwangerschaftstests abzuholen, den er vor einer Woche gemacht hatte und der bestätigt hatte, dass sie tatsächlich Olivers Kind unter dem Herzen trug.
    Sie war natürlich erleichtert, dass der Arzt sich einverstanden erklärt hatte, die Schwangerschaft abzubrechen, doch ihr war immer noch übel vor Schock und Angst, denn sie verstand einfach nicht, warum die Pille versagt hatte. Sie würde sich erst entspannen können, wenn alles vorbei war.
    Einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen war verboten, doch es gab Ärzte, die so etwas durchführten – wenn man verzweifelt oder reich genug war. Ella hatte das Gefühl, sie hatte Glück gehabt. Eine ihrer Kolleginnen bei Vogue hatte ihren Zustand erraten und Ella unter Druck den Namen eines Arztes genannt, von dem sie gehört hatte, dass er sichere Abtreibungen unter sterilen Bedingungen durchführte – zu einem nicht geringen Preis und nur auf mündliche Empfehlung von jemandem, der eingeweiht war.
    »Sie sind gesund«, hatte er ihr am Morgen erklärt, nachdem er ihr gesagt hatte, dass der Test die Schwangerschaft bestätigt hatte. »Es gibt keinen Grund, warum Sie nicht irgendwann ein gesundes Kind zur Welt bringen sollten.«
    »Aber ich kann kein Kind bekommen«, hatte Ella geweint. Mit kreidebleichem Gesicht hatte sie ihm von ihrer Mutter erzählt, und er hatte ihr zugehört, genickt und ihr dann gesagt, sie solle zu seiner Sprechstundenhelferin gehen und bei ihr in einer Woche einen Termin für eine Ausschabung machen.
    Es war Herbst, und das Laub im Central Park prangte in den phantastischsten Schattierungen von Karmesinrot und Gold, doch die Sonne war noch warm, zu warm für den Herbstmantel über dem neuen karierten Herbstminirock und dem farblich passenden Pullover mit Zopfmuster in einem tiefen Pflaumenblau. Dazu trug sie ein Paar Wildlederstiefel von Biba, die Janey ihr geschickt hatte und um die die ganze Redaktion sie seufzend beneidete.
    Herbst. In weniger als einem Monat würde Brad wieder in New York sein. Er hatte ihr in der Woche zuvor geschrieben, er sei dabei, dem Buch den letzten Schliff zu geben, treffe Vorkehrungen für seine Rückkehr in die Stadt und freue sich sehr darauf, sie wiederzusehen und »da weiterzumachen, wo wir aufgehört haben«.
    Einst hätten diese Worte sie erregt und ihr Herz mit Aufregung und Freude erfüllt. Einst. In der sehr kurzen Zeit zwischen dem Tag, als sie zum ersten Mal mit Oliver ins Bett gegangen war, und dem Tag, da sie erfahren hatte, welche unerwünschten Konsequenzen das gehabt hatte.
    Oliver bereitete seine Rückkehr nach London vor. Sie hatte ihn am vorangegangenen Tag kurz gesehen, als er in die Redaktion gekommen war, um mit der Moderedakteurin die Fotos zu besprechen, die er bei dem Shooting in der Wüste gemacht hatte. Ella war zu Ohren gekommen, dass die legendäre Chefredakteurin von Vogue , Diana Vreeland, sie als absolute Meisterwerke bezeichnet hatte.
    Oliver hatte ihr einen Blick zugeworfen, doch zu Ellas Erleichterung hatte er nicht den Versuch unternommen, mit ihr zu reden. Genau so wollte sie es haben. Schließlich hatten sie einander nichts zu sagen. Sie würde erleichtert sein, wenn er wieder in London war. Einst hätte die Tatsache, dass er in der Redaktion war, ausgereicht, um sie in Aufruhr und Angst zu versetzen, doch jetzt überlagerte die tiefere und belastende Angst wegen ihrer Schwangerschaft alle anderen Gefühle. Dr. Goldberg hatte ihr gesagt, sie solle sich ein

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