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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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Schulleiter hatte ihn gelobt. Vielleicht sollte sie zu einem Fotografen gehen und ein Studioporträt aufnehmen lassen, um es Alessandro und seiner Mutter zu schicken. Alessandro und seine königliche Braut hatten immer noch keine Kinder produziert. Der Gedanke, wie Alessandros Mutter sich beim Anblick von Robbies Foto ärgern würde, hob Emeralds Stimmung sehr.
    Drogo stand in der Bibliothek von Lenchester House vor dem Porträt seines Vorgängers und fragte wehmütig: »Nun, Herzog Robert, was meinst du? Suche ich mir eine Frau und zeuge einen Erben, oder warte ich noch ein bisschen und hoffe weiter, dass Emerald sich eines Tages in mich verliebt? Nein, du hast recht, es sieht nicht danach aus, als könnte das passieren, aber immerhin scheint der Lump, mit dem sie sich herumgetrieben hat, aus dem Rennen zu sein. Der arme Junge tut mir am meisten leid. Ein Junge braucht einen Vater, richtig? Und wenn ich ehrlich bin, liebe ich ihn jetzt schon, als wäre er mein eigenes Kind.«
    Er wandte den Blick ab und richtete ihn dann wieder auf das Porträt.
    »Also, was meinst du, geben wir der Sache noch ein paar Monate … sagen wir, bis Weihnachten? Einverstanden? Gut, denn ich schätze deinen Rat, von Mann zu Mann, von Herzog zu Herzog, schließlich hast du das sozusagen auch alles durchgemacht.«
    Emerald war krank und schwach vor Panik. Sie war in Robbies Schlafzimmer, und ihr Sohn war keineswegs bereit, sich bei ihr für seinen Eigensinn zu entschuldigen und zuzugeben, dass er nur so getan hatte, als wäre ihm nicht gut. Ganz offenkundig ging es ihm inzwischen sehr schlecht.
    Sie setzte sich auf die Bettkante. Robbie war kaum bei Bewusstsein, sein Gesicht gerötet, seine Haut brennend heiß. Emerald rief ihn beim Namen, nahm seine Hand, wollte, dass er vernünftig reagierte, doch er zitterte und stöhnte nur, und es sah so aus, als bekäme er gar nicht mit, dass sie da war.
    Er war wirklich krank und brauchte rasch einen Arzt.
    Mit klopfendem Herzen eilte Emerald in ihr Schlafzimmer, nahm den Hörer des weißen Telefons ab, das neben dem Bett stand, und wählte die Nummer ihres Arztes in der Harley Street. Es läutete mehrere Minuten, bis am anderen Ende jemand abhob.
    »Dr. Ruthers muss sofort vorbeikommen. Meinem Sohn geht es sehr schlecht«, erklärte Emerald der Empfangsdame.
    »Das ist, fürchte ich, nicht möglich«, erwiderte die Empfangsdame forsch. »Dr. Ruthers ist im Augenblick in Schottland auf der Jagd.«
    »Aber es muss doch jemand da sein«, wandte Emerald ein.
    »Dr. Ruthers’Vertretung ist auf einer Beerdigung im Familienkreis. Er ist morgen wieder da. Wenn Sie sich wirklich Sorgen machen, können Sie Ihren Sohn ins Kinderkrankenhaus in der Great Ormond Street bringen.«
    Emerald legte den Hörer auf und eilte zurück in Robbies Zimmer. Wahrscheinlich machte sie sich unnötig Sorgen. Kinder wirkten oft recht matt, wenn sie krank waren. Inzwischen saß er wahrscheinlich im Bett und wollte Orangensaft und Kekse.
    Doch dem war nicht so. Wenn überhaupt, dann sah er inzwischen noch schlechter aus. Bildete sie sich das ein, oder war er in den wenigen Minuten, die sie weg gewesen war, irgendwie geschrumpft und kleiner geworden, schwächer? Eine neue Panikwelle überkam sie, doch diesmal anders. Sie hätte ihn am liebsten hochgehoben und gehalten, damit es ihm nicht noch schlechter ging, damit er bei ihr blieb, damit …
    Das Kinderkrankenhaus, hatte die Empfangsdame gesagt. Emerald zögerte. Sie brauchte Hilfe …
    Sie ging noch einmal in ihr Schlafzimmer, betrachtete das Telefon, atmete tief durch und griff zum Hörer.
    Drogo war mit dem Kreuzworträtsel der Times beschäftigt, als das Telefon läutete, und er war froh über den Vorwand, damit aufhören zu können. Der Butler war anfangs nicht besonders erfreut gewesen, als Drogo ihm erklärt hatte, er wolle seine Anrufe selbst entgegennehmen, doch Drogo hatte darauf bestanden.
    »Drogo, ich bin’s, Emerald. Drogo … es geht um Robbie. Er ist krank, und unser Arzt ist nicht da. Die Empfangsdame hat gesagt, ich soll ihn in die Great Ormond Street bringen, aber …«
    Er hörte die Angst und die Panik in ihrer Stimme, und sein Magen krampfte sich zusammen bei dem, was sie ihm erzählte. »Ich komme«, sagte er nur. »Ich bin in zehn Minuten da.«
    »Es ist alles gut, Schatz. Mummy ist bei dir«, flüsterte Emerald ihrem Sohn ins Ohr und hielt seine kleine heiße Hand fest in der ihren. Als er nicht reagierte, fügte sie fast flehend hinzu: »Onkel Drogo

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