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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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das Patsy ihm erzählt hatte, und das hatte den Ausschlag gegeben. Vielleicht würde sie es bedauern, aber wenigstens würde es sie vor der Demütigung bewahren, von Josh gesagt zu bekommen, es tue ihm wirklich leid, dass sie ihn liebte, aber er liebe Patsy.
    Ihre Hände waren feucht. Er würde jede Minute hier sein. Würde er allein kommen, oder würde Patsy bei ihm sein? Würde er – würden sie – sie wieder beschuldigen, sich aus bemitleidenswert unerwiderter Liebe an ihn zu klammern? Na, wenn dem so war, dann hatte sie ihre Antwort parat.
    Josh kam fünf Minuten später, und zum Glück war er allein. Er nahm auf der Treppe zu ihrem Atelier zwei Stufen auf einmal. Das wusste sie, weil sie seine Schritte auf der Treppe hörte und weil er immer so heraufkam. Wie ein Frühwarnsystem gab es ihr Zeit, sich zu wappnen, ein Lächeln aufzusetzen, das freundlich war, aber nicht liebevoll, warm, aber nicht zärtlich, einladend, aber nicht bedürftig.
    Sie stand auf, als er hereinkam. Er blieb einige Schritte vor ihr stehen.
    »Ich muss dir etwas Wichtiges sagen.«
    Ihr neuer Haarschnitt war ihm gar nicht aufgefallen.
    »Wenn es um die Geschäftspartnerschaft geht …«
    »Zum Teufel damit«, unterbrach er sie.
    Ihr Herz raste, was nicht gut war, genauso wenig wie das vertraute süße Sehnen und die Verletzlichkeit, die in all ihrer hilflosen, heimtückischen Treulosigkeit in ihr aufblühten.
    »Ich gehe nicht nach Amerika.«
    Der Schock traf sie wie ein Schlag, und sie taumelte vor dem zurück, was das bedeuten konnte. Sie versuchte, möglichst normal zu klingen.
    »Da wird Patsy aber nicht begeistert sein.«
    »Zum Teufel mit Patsy«, sagte Josh. »Willst du wissen, warum ich es mir anders überlegt habe?«
    »Wenn du es mir sagen willst.«
    »Ich gehe deinetwegen nicht.«
    Ihre Brust wurde eng, das Atmen fiel ihr schwer.
    »Ich kann dich nicht zurücklassen.«
    Er schüttelte den Kopf, als fände er dieses Eingeständnis amüsant.
    »Wenn ich ehrlich bin, will ich dich nicht zurücklassen.« Seine Stimme war jetzt weicher und wärmer. Er trat auf sie zu, nahm ihre Hand und sah sie lächelnd an. »Ich war ein Idiot, Rose. Was ich wirklich will, war die ganze Zeit direkt vor meiner Nase, aber erst als ich dir den Rücken kehren wollte, ging mir auf, was ich verlieren würde.«
    Sie fing an zu zittern.
    »Ich bleibe hier, und wir heiraten und …«
    Rose schüttelte den Kopf. »Ich kann dich nicht heiraten.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin schon verheiratet. Pete und ich haben uns vor einer Woche trauen lassen.«

52
    »Was? Warum? Warum hast du ihn geheiratet, wenn du mich liebst? Und versuch nicht, es zu leugnen, denn ich weiß es, auch wenn ich Patsy gebraucht habe, um zu begreifen, was ich schon vor Jahren ganz allein hätte begreifen müssen.«
    »Er hat mich gefragt. Und … und ich dachte, es wäre das Richtige.«
    Sie sahen einander an, und dann drehte Josh sich um, verließ das Zimmer und ließ sie allein in der schmerzenden Stille zurück.
    Zu ihrer neuen Frisur hatte er immer noch nichts gesagt.
    Ella war rechtzeitig zu ihrem Termin gekommen. Die Empfangsdame hatte sie angelächelt und auf einer Liste auf ihrem Tisch hinter ihren Namen ein Häkchen gemacht, und dann war eine muntere, routinierte Krankenschwester gekommen und hatte sie in ihr Zimmer begleitet.
    Jetzt trug sie ein Krankenhaushemd und wartete … wartete darauf, dass der Arzt kam und das herausholte, was in ihr wuchs, damit sie mit ihrem Leben weitermachen konnte, wartete darauf, dass es entfernt wurde, damit sie keine Angst mehr vor der Verrücktheit haben musste, die seine Geburt bei ihr auslösen könnte.
    Jetzt dauerte es nicht mehr lange. Die Krankenschwester hatte gesagt, sie wäre die Erste auf der Liste, und bald würde jemand mit der Prämedikation kommen. Dann würde man ihr ein Narkosemittel verabreichen und dann …
    Im Park zog Ollie schlurfend die Füße durch das Laub. Es raschelte trocken, und sein erdiger Geruch stieg ihm in die Nase. In seiner Kindheit war Herbst nichts anderes gewesen als East-End-Nebel und der raue, rasselnde Husten der alten Leute. Wie Herbstlaub zu Boden sank, hatte er, soweit er sich erinnern konnte, zum ersten Mal gesehen, als er wegen einer Erkältung nicht in die Schule gehen konnte. Seine Mutter hatte ihn mit zur Arbeit genommen und ihm gesagt, er solle sich nicht blicken lassen und leise sein, als sie in der Küche des Hauses, wo sie putzte, Hut und Mantel abgelegt und ihre Kittelschürze angezogen

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