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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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ausgemacht, doch es verletzte ihren Stolz, zwischen der Moderedakteurin und ihrem persönlichen Bête noire Nachrichten hin und her befördern zu müssen, insbesondere da Oliver Charters seine Nachrichten mit deftigen Kraftausdrücken spickte – mit Absicht, wie Ella vermutete. Sie wollte ihm auf keinen Fall die Befriedigung gewähren, in seiner Gegenwart ein schockiertes Gesicht zu machen.
    In dem Eisenbahnwaggon war es so heiß, dass sie am Ende die Jacke ihres Kostüms und ihren Hut ausziehen musste.
    Die Hüte, die die Moderedakteurin ausgewählt hatte, waren unmöglich zu fotografieren, verkündete Ollie abschätzig, nachdem er sie durch die Linse seiner kostbaren Rolleiflex studiert hatte.
    Fast sechs Monate hatte er gespart, um die Kamera aus zweiter Hand von einem Pfandleiher zu kaufen, immer in Angst, der Besitzer könnte plötzlich das Geld haben, um sie auszulösen, bevor er, Ollie, genug zusammengekratzt hatte. Er hatte manchen Samstagnachmittag mit dem Pfandleiher debattiert und gefeilscht, um den Preis noch etwas zu drücken.
    »Die Hutkrempen werfen zu große Schatten über die Gesichter der Mannequins. Sie müssen sie aus dem Gesicht tragen«, erklärte er der Moderedakteurin jetzt.
    Als er näher trat, um ihr zu demonstrieren, was er meinte, trat die Moderedakteurin schützend vor die Mannequins und warnte ihn: »Wagen Sie es nicht, diese Hüte anzufassen. Die kosten zwanzig Guineen das Stück und sind nur geborgt.«
    Frustriert, dass er nicht zeigen konnte, was er meinte, wirbelte Ollie herum und trat, da er Ella erblickte, auf sie zu.
    »Sehen Sie, das meine ich«, sagte er, schnappte sich Ellas kostbaren besten Hut, den sie behutsam auf einem Tisch abgelegt hatte, schlug brutal die Krempe zurück und rammte den Hut dann fest auf Ellas Locken. Er trat zurück, sah, dass sie die Hände hob, um den Schaden zu begutachten, und befahl ihr in scharfem Ton: »Nein, nicht anfassen!«, bevor er näher trat und den Hut zu einer Seite schob.
    Während er ihren Hut ruinierte, stand er in dem engen Eisenbahnwagen so dicht vor Ella, dass sie das Spiel der Muskeln an seinen hochgereckten Armen und an seinem Bauch unter dem dünnen T-Shirt sehen und seinen frischen männlichen Körpergeruch riechen konnte.
    Das war zu viel. Sie war so viel Nähe zu einem solchen Mann nicht gewohnt. Sie war erhitzt und zornig und irgendwie auch gefährlich leichtsinnig. Sie erstarrte.
    Ollies Konzentration galt augenblicklich nicht mehr dem Hut, seine Professionalität wurde abgelöst von männlichem Jagdinstinkt, der verletzliche Beute witterte. Sein Blick fuhr von dem Hut zu Ellas zitternden Lippen, wanderte weiter zu ihrem Hals, wo eine Ader unter der blassen Haut hektisch pochte, und dann noch weiter zu ihren Brüsten, auch wenn sie unter formlosen Kleidern verborgen waren. Ollie, Experte in solchen Dingen, schätzte, dass sie gerade groß genug waren, um in seine Hände zu passen. Also, das wäre doch was, Miss Selbstherrlich auf den Boden herunterzuholen – wenn er nicht Wichtigeres zu tun hätte. Und er wollte auf keinen Fall etwas mit einer verdammten hochnäsigen Jungfrau anfangen.
    Er hob den Blick wieder zu ihrem Hut und rückte ihn stirnrunzelnd ein zweites Mal zurecht, bevor er der Moderedakteurin sagte: »So sollten sie die Dinger tragen, damit Licht auf ihre Gesichter fällt.«
    »Celine«, sprach die Moderedakteurin das älteste der drei Mannequins an, »setzen Sie Ellas Hut auf, und lassen Sie mich einen Blick darauf werfen. Ich erlaube Ihnen nicht, diese Hüte anzufassen, bevor ich nicht überzeugt bin, dass Sie recht haben.«
    Celine, das elegante, gepflegte Mannequin, bedachte Ella mit einem mitfühlenden Blick, als Oliver ihr den inzwischen ruinierten Hut vom Kopf nahm, um ihn dem Mannequin auf sein sorgfältig frisiertes Haar zu setzen.
    Das wird, dachte Ella, noch eine lange Reise bis Venedig.
    Nie im Leben wollte sie hauptberuflich in der Modebranche arbeiten, beschloss Ella zornig, als sich der Zug kurz darauf dem Gare de Lyon in Paris näherte. Sie war erschöpft und abgekämpft, ihr Kopf schwirrte vor Anweisungen und gegenteiligen Anweisungen, die die Moderedakteurin und Oliver Charters ihr um die Ohren gehauen hatten.
    Sie war froh, als man ihr erlaubte, mit pochendem Kopf und rasendem Herzen in ihr Abteil zurückzukehren. Ein gutherziger Zugbegleiter brachte ihr eine sehnlichst herbeigewünschte Kanne Tee und ein Croissant. Ella ließ das Croissant liegen, nahm eine ihrer Diätpillen und schluckte

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