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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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fremdländisch ist, wenn du verstehst, was ich meine, und sehr leidenschaftlich. Er ist erst im letzten Jahr in Michaels Klasse gekommen. Davor wurde er zu Hause von Privatlehrern unterrichtet. Seine Mutter lebt in Angst und Schrecken, es könnte ihm etwas zustoßen, er ist nämlich ihr einziges Kind. Sein Vater kam kurz nach seiner Geburt bei einem Jagdunfall ums Leben, und wenn man dem Glauben schenken kann, was Alessandro Michael erzählt hat, dann ist seine Mutter überzeugt, der Tod ihres Gemahls sei womöglich gar kein Unfall gewesen, sondern Teil einer Verschwörung von Mussolini, um Lauranto zu besetzen. Seine Mutter kann es kaum abwarten, dass er heiratet und sich daranmacht, möglichst viele Erben zu produzieren, um den königlichen Kindertrakt zu füllen.«
    Lydia Munroe war ebenfalls zu ihnen gestoßen, und nachdem Lavinia sich entschuldigt hatte, um wieder zu ihrer Mutter zu gehen, die ihr gewunken hatte, wandte Lydia sich an Emerald und sagte aufgeregt: »Stell dir mal vor, einen Prinzen zu heiraten und sein eigenes Land zu besitzen, so wie Grace Kelly und Fürst Rainier.«
    »Ich würde im Leben keinen Ausländer heiraten«, erklärte Gwendolyn verächtlich.
    »Das glaube ich dir unbesehen«, pflichtete Emerald ihr unfreundlich bei. »Schließlich müsstest du dazu erst einmal einen finden, der dich heiraten wollte.«
    Gwendolyns Gesicht wurde rot wie eine Rote Beete, während Lydia sich nervös umsah.
    Gwendolyn ist doch selbst schuld, dachte Emerald zufrieden. Sie ließ keine Gelegenheit aus zu sticheln, weil Emerald damit geprahlt hatte, sie würde die gesellschaftliche Leiter hochheiraten, und wartete nur darauf, dass Emerald auf die Nase fiel, damit sie über sie triumphieren konnte. Doch Emerald würde nicht auf die Nase fallen, redete sie sich gut zu und schoss einen neckenden Blick in die Richtung des Prinzen, bevor sie ihm den Rücken zuwandte. In einem hatte Gwendolyn allerdings recht: Die Heirat mit einem ausländischen Prinzen war nicht so prestigeträchtig wie die mit einem Mitglied der eigenen königlichen Familie. Doch es konnte ja nichts schaden, sich ihren neuen Bewunderer in Reserve zu halten, um den Herzog von Kent mit ihm eifersüchtig zu machen.
    »Der Herzog von Kent ist also nicht hier?«
    Bei dem hämischen Unterton in Gwendolyns Stimme fragte Emerald sich wütend, ob sie etwa ihre Gedanken gelesen hatte.
    »Wirst du ihn wirklich heiraten, Emerald?«, fragte Lydia voller Ehrfurcht.
    »Ich habe nie behauptet, ich würde den Herzog von Kent heiraten. Du fängst doch dauernd von ihm an«, antwortete Emerald scharf.
    »Sie sagt das nur, weil sie jetzt Angst hat, dass er sie doch nicht nimmt«, erklärte Gwendolyn Lydia mit einem affektierten Grinsen.
    »Habe ich nicht«, fuhr Emerald mit blitzenden Augen zornig auf.
    »Aber du hast ihn nicht gesehen, seit wir auf dieser Party waren, oder?«
    »Niemand hat ihn gesehen. Er war nicht in London«, versetzte Emerald spitz.
    Sie war tatsächlich davon ausgegangen, dass sie den Herzog inzwischen wiedergesehen hätte, obwohl sie lieber sterben würde, als dies vor Gwendolyn und Lydia zuzugeben. Er wusste schließlich, wo er sie finden konnte, und er wusste, dass sie in dieser Saison debütierte. Doch er war schließlich ein Herzog von königlichem Geblüt, dessen offizielles Erscheinen bei verschiedenen Ereignissen erforderlich war, weshalb er sich offensichtlich außerhalb von London aufhielt. Sobald er zurückkehrte, würde sie zweifelsohne herausfinden, dass er verzweifelt Kontakt mit ihr aufzunehmen wünschte, und wahrscheinlich würde er sie mit Einladungen und Liebeserklärungen überschütten.
    Ein Kellner kam mit Kaffee vorbei, doch sie schüttelte den Kopf. Es war noch nicht lange her, dass man in Großbritannien noch von Lebensmittelrationierungen gelebt hatte, und trotz ihrer schlanken Taille und ihrer zierlichen Körpergröße liebte Emerald es zu essen. Sehnsuchtsvoll dachte sie an die seltenen Gelegenheiten, da sie im Ritz und im Savoy gespeist hatte, und an die köstlichen Torten, die sie in Paris genossen hatte. Es bereitete ihr großes Vergnügen, dass Gwendolyn so rundlich war und kräftige Knöchel hatte. Im Mädchenpensionat war sie in einem demütigend erfolglosen Versuch, ihr Gewicht zu reduzieren, zeitweise sogar gezwungen gewesen, dünne Suppe ohne Brot zu essen.
    Auf Gwendolyns Kosten zu lachen hob Emeralds Stimmung immer ungemein.
    Der Herzog von Kent und seine Mutter mussten die Einladung zu ihrem Ball annehmen.

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