Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
Vom Netzwerk:
Appetit.
    Apropos. Ella setzte sich an ihren Schreibtisch, holte das Pillenfläschchen aus ihrer Handtasche und stellte es auf den Tisch. Dann ging sie den Wasserkessel füllen, um sich eine Tasse Tee zu kochen.
    Oliver blieb zögernd vor dem Büro der Redaktionsassistenten stehen. Er war gerade bei der Leiterin der Moderedaktion gewesen, die ihn für die Fotos aus Venedig gelobt hatte, und das ließ ihn widerwillig über den Part nachdenken, den Ella bei der Entstehung dieser Fotos gespielt hatte.
    Er hatte Bedenken ihretwegen gehabt und sich auf unerklärliche Weise fast verantwortlich gefühlt für sie. Sie war in Bezug auf Männer so verflixt naiv, und er hatte nicht das Recht gehabt, sie so zu küssen.
    Er schob die Bürotür auf. Das Erste, worauf sein Blick fiel, war das verräterische Pillenfläschchen auf dem Schreibtisch – auf Ellas Tisch –, daneben eine Pille. Oliver wusste sofort, was es war. Alle Mannequins nahmen sie und wurden abhängig davon.
    Er trat an den Tisch, nahm die Flasche und drehte sich zu Ella um, die vor Empörung erstarrte, gefangen in der Ecke beim Wasserkessel, während er die Flasche schüttelte und sie in ungläubigem Zorn anfuhr: »Sagen Sie nicht, Sie sind so dumm, die Dinger hier zu nehmen?«
    »Es geht Sie nichts an, was ich tue«, erklärte Ella. Er hielt immer noch ihr kostbares Pillenfläschchen in der Hand, und sie wollte unbedingt, dass er es abstellte, damit sie es wieder an sich nehmen konnte.
    »Wissen Sie, was das ist und wozu es führt – abgesehen davon, dass es idiotischen jungen Frauen hilft, sich halb zu Tode zu hungern?«, fragte Oliver herausfordernd. »Das sind Amphetamine«, fuhr er fort, ohne ihr Zeit zum Antworten zu lassen. »Auch Speed genannt, und genau das tut es: Es bringt Sie auf Zack. Sie essen nicht, Sie schlafen nicht, Sie reden wie ein Wasserfall, das Zeug beschleunigt Ihren Herzschlag und Ihr Leben, und wenn Sie Pech haben – und viele haben Pech –, beschleunigt es Ihr Leben so sehr, dass es vorbei ist, bevor es richtig angefangen hat. Dann sterben Sie jung an einem Herzinfarkt.«
    »Das sagen Sie nur so«, verteidigte Ella sich, denn sie wollte nicht zugeben, wie sehr sein Ausbruch sie schockiert hatte, umso mehr, da ihr die beschriebenen Symptome nur allzu vertraut waren.
    »Keineswegs. Und wenn Sie an einem Herzinfarkt sterben, haben Sie noch Glück. Manche Leute drehen von dem Zeug durch, werden paranoid. Und ich habe gedacht, Sie wären intelligent«, sagte er empört und warf die Flasche in den Papierkorb.
    Ella stürzte sich sofort darauf, um ihre kostbaren Pillen zu retten, doch als Oliver merkte, was sie vorhatte, kam er ihr zuvor, beugte sich darüber und packte ihre Hand. In seiner Miene war plötzlich keine Ungeduld mehr, sondern nur noch zornige Empörung.
    Bevor Ella eingreifen konnte, hatte Oliver ihr das Oberteil hochgezogen, um ihren Brustkorb zu entblößen, an dem sämtliche Rippen deutlich abzuzählen waren. Es war bedauerlich, dass ihre Brüste immer noch so groß waren, aber sie war überzeugt, wenn sie nur weiter Diät hielt, würden sie auch noch kleiner werden.
    Wütend versuchte sie, sich aus Olivers Griff zu befreien, doch er schob sie zu dem Spiegel an der Wand und stellte sie so davor, dass sie ihren nackten Oberkörper betrachten musste.
    »Sehen Sie nicht, was Sie sich damit antun?«, fuhr er wütend auf.
    Natürlich sah sie es, und sie war stolz auf das, was sie erreicht hatte.
    »Sie sehen aus wie ein Skelett, wie jemand, der gerade aus Bergen-Belsen kommt.«
    Es war schrecklich, so etwas zu sagen – sie mit den armen Menschen zu vergleichen, denen in den deutschen Konzentrationslagern Schreckliches widerfahren war –, das konnte Ella ihm unmöglich durchgehen lassen.
    »Na, wenigstens bin ich nicht fett wie ein Elefant«, warf sie ihm an den Kopf, »wenn Sie und Laura also jemanden brauchen, über den sie hinter seinem Rücken witzeln und sich lustig machen können, dann müssen Sie sich künftig jemand anderen suchen.« Sie zitterte förmlich vor Zorn, ihr Gesicht war gerötet, und ihre Augen blitzten.
    Oliver ließ sie los und starrte sie ungläubig an. »Sie haben sich das angetan, weil irgendein bescheuertes Mannequin eine gehässige Bemerkung über Sie gemacht hat?«
    »Sie haben ihr beigepflichtet.« Inzwischen war es Ella egal, wie viel sie ihm verriet.
    »Was?«
    »Sie haben ihr beigepflichtet, als sie meinte, ich könnte nie im Leben Diät halten. Sie haben mit ihr zusammen über mich

Weitere Kostenlose Bücher