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Ein Hauch von Seide - Roman

Ein Hauch von Seide - Roman

Titel: Ein Hauch von Seide - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Penny Jordan
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absichtlich in die Länge, wo sie doch nichts sehnlicher wollte, als wieder mit Alessandro vereint zu sein.
    »Du bist sehr stolz auf deine Beziehung zu dem verstorbenen Herzog, hat man mir gesagt, Emerald.«
    »Zu Daddy … natürlich. Er war schließlich mein Vater.«
    »Ah, ja, tut mir leid, meine Liebe. Wenn das nur wahr wäre. Traurigerweise ist es das, fürchte ist, nicht. Siehst du, dein Vater war nicht der Herzog, sondern ein Franzose, ein Künstler, ein Maler, der im Spanischen Bürgerkrieg gefallen ist.«
    Zum ersten Mal im Leben fehlten Emerald die Worte. Was ihre Schwiegermutter da sagte, war lächerlich.
    »Nein«, leugnete sie vehement, »das ist unmöglich.«
    »Oh, aber meine Liebe, ich fürchte, es ist nicht nur durchaus möglich, sondern sogar eine Tatsache. Du wirst schon sehen. Ich habe sämtliche Informationen hier, alles schriftlich dokumentiert.«
    Sie holte einen großen Briefumschlag hervor, und Emerald stand so unter Schock, dass sie darauf stierte, als wäre er lebendig.
    »Ich muss sagen, als ich Erkundigungen über deinen Hintergrund in Auftrag gegeben habe, hatte ich nicht zu hoffen gewagt, solch eine reiche Ernte einzufahren. Offen gestanden habe ich nach Beweisen für dein unmoralisches Verhalten gesucht, nicht das deiner Mutter. Wie schrecklich, über so viele Jahre so ein Geheimnis hüten zu müssen, findest du nicht, Emerald? Nicht nur ein, nein zwei Kinder von einem Niemand, einem mittellosen Künstler, der sich damit über Wasser hielt, dass er dumme reiche alte Schachteln um den Finger wickelte, während er sich damit amüsierte, noch dümmere junge Dinger zu verführen. Deine Mutter war nämlich nicht die Einzige. Kein Wunder, dass sie den verstorbenen Herzog in solcher Eile geheiratet hat. Wenn nicht, wäre sie ruiniert gewesen. Die dumme, gewöhnliche kleine Enkelin eines Seidenfabrikanten, die die Regeln der Gesellschaft, in die sie aufzurücken hoffte, nicht begriff. Ohne den Schutz und die Respektabilität durch den Namen des verstorbenen Herzogs hätte sie bestenfalls darauf hoffen können, die Geliebte eines reichen Mannes zu sein.«
    »Du lügst! Nichts von dem ist wahr.«
    Warum klopfte ihr Herz so schnell? Sie wusste, dass das, was Alessandros Mutter sagte, unmöglich wahr sein konnte. Es war lächerlich – ausgeschlossen, dass sie die Tochter eines gewöhnlichen Malers war. Doch Emerald gefiel nicht, wie ihre Schwiegermutter sie ansah: Die scharfen Knopfaugen schimmerten höhnisch, wie die einer Katze vor einem Mauseloch.
    »Mein Vater …«
    »Ich nehme an, du meinst den verstorbenen Herzog?«
    »Er hätte meine Mutter niemals geheiratet, wenn … wenn sie getan hätte, was du andeutest.«
    »Da irrst du dich, meine Liebe, denn er hat sie genau deswegen geheiratet. Er hoffte nämlich, sie würde ein Kind bekommen – einen Sohn. Verstehst du, der Mann, den du als deinen Vater bezeichnest, war nämlich nicht in der Lage, mit einer Frau ein Kind zu zeugen.« Sie zuckte leicht die Achseln. »Es gibt eben Männer, die ziehen ihr eigenes Geschlecht vor, und die diesbezüglichen Neigungen des verstorbenen Herzogs waren, wie mir zu Ohren gekommen ist, in gewissen Kreisen wohlbekannt. Ja, seine Beziehung zu einem bestimmten jungen Deutschen wurde von Winston Churchill sogar so ernst genommen, dass er den verstorbenen Herzog praktisch unter Hausarrest stellen ließ. Das war, nachdem er und deine Mutter Urlaub an der Côte d’Azur gemacht hatten, wo du gezeugt wurdest.
    Da dir jetzt die Tatsachen bekannt sind, siehst du gewiss ein, dass es ausgeschlossen ist, dass du die Gemahlin meines Sohnes bleibst. Zum Glück ist unser Fürstentum katholisch, und du bist keine Katholikin, so wird es ein Leichtes sein, die Ehe annullieren zu lassen.«
    Emerald schaffte es, ihre Aufmerksamkeit lange genug von dem Strudel schockierter und zorniger Gedanken loszureißen, der in ihrem Kopf tobte, um zu erkennen, wie gefährlich die Worte der Prinzessin waren.
    »Es steht außer Frage, die Ehe annullieren zu lassen.«
    »Außer Frage, in der Tat. Da sind wir uns einig. Mein Sohn kann unmöglich mit dir verheiratet bleiben.«
    »Alessandro liebt mich.«
    Alessandros Mutter lachte. Es war das erste Mal, dass Emerald sie lachen hörte, und ob der silbrigen Eiseskälte dieses Lachens fröstelte sie inmitten ihres heißen, turbulenten Gefühlschaos.
    »Ja, natürlich liebt er dich, aber Alessandro hat im Leben schon viele Dinge leidenschaftlich geliebt, um sie zu vergessen, sobald er darüber

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