Ein Hauch von Seide - Roman
sagen, dass es ihr eigentlich immer zu schnell ging. Sie wollte schließlich nicht für eine dumme, frigide Zicke gehalten werden, die nichts von Sex verstand. Die jungen Männer in der Clique, in der Janey sich bewegte, sagten immer, die Schlimmsten wären die, die Sex wie Jungfrauen hätten und offensichtlich frigid wären.
Als Dan jetzt ihren Rock hochschob und die Hand in ihren Schlüpfer gleiten ließ, hätte Janey ihm gern vorgeschlagen, sich auszuziehen und ins Bett zu gehen, statt dass Dan sie gegen die Wand schob.
»Oh, Baby …«, gurrte Dan, was hieß, dass er sie gleich hochheben und ein paarmal in sie hineinstoßen würde, bevor er kam, denn »Oh, Baby« hatte er bisher immer gesagt, bevor er das tat.
»Warum machen wir’s nicht mal im Bett?«, schlug Janey leicht atemlos vor.
»Im Stehen ist es besser«, erklärte Dan und fügte leise hinzu: »Da ist ja meine gute kleine Muschi, ganz feucht und bereit. Soll ich’s dir vorher als Belohnung mit den Fingern machen, weil du so nett zu mir bist?«
Janey nickte, schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Erregung, die sie überkam, wenn Dan die Finger in sie hineinsteckte. Wenn sie sich nur genug konzentrierte, konnte sie sicher das flüchtige Gefühl festhalten, das dort auf sie wartete, wenn Dan nur ein wenig geduldiger wäre und nicht so …
Sie keuchte empört auf, als Dan aufhörte und sagte: »So, ich wette, das hat dir gefallen, was?«, bevor er in sie hineinstieß.
Janey war so enttäuscht, dass sie am liebsten geweint hätte. Sie hörte Dan keuchen und stöhnen, als er tiefer und fester in sie stieß, doch das, was er vorher gemacht hatte, hatte ihr besser gefallen, und es würde ihr noch besser gefallen, wenn sie nur den Mut aufbrächte, ihm zu sagen, wo genau er sie berühren sollte.
Voller Schuldgefühle, weil sie nicht dankbarer war, stöhnte Janey lustvoll auf, als Dan kam.
Sie wusch sich in dem kalten, schmuddeligen Badezimmer, das Dan sich mit den anderen Mietern der Wohnung teilte. Ihr Taschentuch musste sie jetzt wegwerfen, denn sie brachte es nicht über sich, das graue Handtuch zu benutzen, das Dan ihr geben wollte. Trotz ihrer Bemühungen fühlte sie sich immer noch klebrig und unwohl.
»Sollen wir heute Abend ausgehen?«, fragte sie ihn. »Ich kenne ein neues Café, das eben eröffnet hat.«
»Ich würde ja gern, aber ich kann nicht. Ich habe einer Freundin meiner Schwester versprochen, ihr beim Textlernen zu helfen. Ich wäre natürlich viel lieber mit dir zusammen, aber ich habe es versprochen und will sie nicht enttäuschen.«
»Nein, natürlich nicht. Das würde ich nicht wollen.«
Das anerkennende Lächeln, das Dan ihr schenkte, war ihr Belohnung genug.
»Es ist ein sehr hübscher kleiner Artikel, Ella, jetzt, da Sie ihn ordentlich aufpoliert haben«, bemerkte die Reiseredakteurin in herablassendem Tonfall, doch der scherte Ella nicht. Also, ganz egal war es ihr eigentlich nicht, aber sie würde sich nicht anmerken lassen, wie enttäuscht sie war, dass sie ihren sorgfältig komponierten Artikel über Venedig hatte verwässern müssen, um den Anforderungen der Reiseredakteurin – »Er muss glamouröser sein, Schätzchen – Vogue -Leserinnen brauchen Glamour wie die Luft zum Atmen« – gerecht zu werden.
»Er kommt in die Ausgabe für nächsten Monat, zusammen mit einigen Fotos von Oliver Charters vom Maskenball des Comte de Livron.«
Aus dem Büro der Reiseredakteurin entlassen ging Ella zurück zu dem Kabuff von einem Büro, das sie sich mit einigen anderen Redaktionsassistentinnen teilte. Dass ihr Artikel tatsächlich gedruckt wurde, und zwar mit ihrem Namen darunter, war ein Riesenschritt nach vorn. Sie durfte nicht länger darüber nachdenken, dass es ihr lieber gewesen wäre, die Reiseredakteurin hätte nicht die zwei Abschnitte gestrichen, in denen sie in liebevollen Einzelheiten beschrieben hatte, wie die venezianischen Gondeln hergestellt wurden, wie einfach das Leben der Bootsbauer war, die ihre Künste von Generation zu Generation weitergaben, und wie groß der Kontrast zu ihren glamourösen Passagieren war, die darin von einem prunkvollen Empfang zum nächsten gebracht wurden.
Ellas Herz pochte wie wild, doch daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt. Es war eine Nebenwirkung der Diätpillen, die der Arzt ihr verordnet hatte, genau wie der plötzliche Zwang zu plaudern, das Gefühl rastloser Energie, das sie hierhin und dorthin hasten ließ, und natürlich der mangelnde
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