Ein Hauch Von Sterblichkeit
Handtasche«, erbot sich Meredith.
»Ich nehme sie und fahre rüber.« Dr. Chang zögerte.
»Die persönlichen Wertsachen der Patientin … das ist nicht statthaft. In diesem Fall muss ich warten, bis ihr Ehemann eintrifft. Ich nehme an, es müsste …«
»Ich habe einen Reserveschlüssel für das Cottage!«, rief Austin.
»Ich fahre nach draußen und sehe nach.«
»Sie haben ein Geschäft, das Sie nicht unbeaufsichtigt lassen können«, widersprach ihm Meredith.
»Geben Sie mir den Schlüssel, ich fahre.« Sie wandte sich an Dr. Chang.
»Sagen Sie Liam – das ist Dr. Caswell –, wenn er herkommt, dass ich zum Cottage gefahren bin und sämtlichen Tee hole, den ich finden kann.«
Trotz der Dringlichkeit ihrer Mission musste Meredith zuerst gemeinsam mit Austin zur Versteigerungshalle zurück, um den Reserveschlüssel zu holen, den Austin aus einer Schublade in seinem Schreibtisch zog. Er war mit einem verschlissenen Gepäckanhänger versehen, auf dem zu lesen stand:
»Sallys Reserveschlüssel«.
»Ich bringe ihn bald wieder zurück, Austin«, versprach Meredith und riss ihm den Schlüssel ohne Umschweife aus der Hand.
Er setzte seine Brille ab und blinzelte sie aus kurzsichtigen Augen an.
»Ich mache mir wirklich große Sorgen, Meredith. Sally ist so ein lieber Mensch. Sie bedeutet mir sehr viel. Außerdem haben wir darüber gesprochen …«
Jetzt war wirklich nicht die Zeit dafür.
»Später, Austin!«, schnitt sie ihm das Wort ab.
»In Ordnung?« Sie eilte aus seinem Büro und raste mit tollkühner Geschwindigkeit nach Castle Darcy. Die Küche war aufgeräumt und sauber, und die Tontöpfe standen dort, wo sie immer standen. Meredith sah rasch in jeden hinein. Sallys Teemischungen bestanden aus eigenartig aussehenden getrockneten Blättern der verschiedensten Sorten. Meredith blickte sich suchend um und entdeckte in der Ecke des Zimmers einen geflochtenen Einkaufskorb. Sie stapelte die Teetöpfe darin, doch dann zögerte sie. Ihr erster Impuls war, den Korb zu schnappen und damit ins Krankenhaus zurückzufahren, doch es war entscheidend, nichts zu übersehen. Sie öffnete die Küchenschränke, doch darin waren keine weiteren Tees gelagert. Meredith wollte endgültig gehen, als ihr Blick auf den Mülleimer fiel. Sie klappte den Deckel hoch und sah einen alten Margarinebecher darin. Er lag auf der Seite, und eine Mischung getrockneter Pflanzen ergoss sich aus ihm. Meredith bückte sich und nahm den Becher vorsichtig hoch. Der größte Teil des ehemaligen Inhalts war im Mülleimer verstreut, doch es war noch genug übrig für eine Analyse. Meredith schnüffelte prüfend.
»Puh!«, murmelte sie. Es war nicht Sallys Art, einen Tee in einem derart improvisierten Behälter aufzubewahren. Auch roch keiner ihrer anderen Tees so muffig. Aber hatte Sally nicht irgendetwas von Bodicote und einem Tee erzählt? Meredith fischte den Deckel aus dem Mülleimer und befestigte ihn sorgfaltig auf dem Becher. Zufrieden, dass sie nun wirklich alles gefunden hatte, was es zu finden gab, hastete sie nach draußen zu ihrem Wagen.
Wieder im Krankenhaus angekommen, übergab Meredith ihre Sammlung an Töpfen und Bechern und erkundigte sich besorgt nach Sallys Zustand.
»Mrs. Caswell wird sich wieder erholen«, versicherte man ihr.
»Besonders jetzt, nachdem wir darauf hoffen können herauszufinden, was sie getrunken hat.«
Meredith zog sich in den Wartesaal zurück, wo es öffentliche Fernsprecher gab. Sie kramte in ihren Taschen nach einem Zwanzig-Pence-Stück und rief im Bezirkspräsidium an.
»Alan? Ich bin im Krankenhaus. Nein, nicht im Cottage Hospital, im Alice King. Was? Nein, mir geht es gut! Es geht um Sally, nicht um mich.« Ein weiterer alarmierter Aufschrei am anderen Ende der Leitung. Sie unterbrach ihn und fuhr hastig fort:
»Sie sagen, dass Sally wieder in Ordnung kommt. Sie scheint irgendeinen Kräutertee getrunken zu haben, der ihr nicht bekommen ist. Ich dachte, du würdest es vielleicht wissen wollen. Liam wurde benachrichtigt, soweit ich weiß.« Während sie redete, erblickte sie eine bekannte Gestalt.
»Er ist schon hier«, sagte sie.
»Wir reden später weiter.« Sie legte auf.
Liam hatte sie gesehen und kam zu ihr herüber. Er sah gleichermaßen bestürzt und verärgert aus.
»Sie pumpen ihr den Magen aus!«, rief er ungläubig.
»Sie haben gesagt, dass Sally wieder gesund wird, keine Sorge, Liam«, tröstete Meredith ihn.
»Warum hat sie dieses elende Hexengebräu überhaupt trinken
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