Ein Hauch Von Sterblichkeit
Polizei informieren müssen. Doch Liam war unempfänglich für fein abgestufte Nuancen von Kritik.
»Wie geht es Ihrer Frau denn heute?«
»Sie hat mir erzählt, dass Sie da waren. Es geht ihr ein bedeutendes Stück besser, sie ist schon wieder ganz munter. Erkennen Sie jetzt, dass wir es hier mit einer Bande von Irren zu tun haben? Jeder hier ist nervös, weil absolut jeder befürchtet, dass irgendwelche Spinner, egal wer sie sind, auf jemand anderen vom Personal losgehen. Sie haben es auf uns abgesehen, und sie wollen einen von uns erledigen! Sie hätten mich erwischt, wenn Sally nicht den Brief geöffnet hätte.« Er stockte.
»Es war reiner Zufall, dass ich ihn nicht aufgemacht habe. Wenn Sie den oder die Burschen nicht bald schnappen, die dahinter stecken, dann sage ich Ihnen, dass es höheren Orts eine Menge Beschwerden geben wird, und nicht alle von mir!« Markby war durch Drohungen, vorgesetzte Stellen einzuschalten, nicht einzuschüchtern. Trotzdem konterte er ein wenig unter der Gürtellinie.
»Eine aufregende junge Lady war das eben.« Er nickte in Richtung Tür.
»Eine Studentin aus Übersee?« Liam blinzelte überrascht.
»Eine unserer Austauschstudentinnen«, sagte er nervös.
»Wir haben eine ganze Menge davon. Aus dem ehemaligen Ostblock hauptsächlich. Ich dachte, ich hätte es schon erwähnt?« Mit diesen Worten beendete Liam, was er wohl als leichte Konversation betrachtete.
»Hören Sie!«, griff er Markby direkt an, »es wird wirklich Zeit, dass Sie diese Geschichte aufklären!«
»Ganz Ihrer Meinung!«, gab Markby zurück.
»Dr. Chang hat mir gesagt, Sally hätte einen Tee getrunken, den sie von Ihrem Nachbarn bekommen hat.« Liam schnaubte.
»Der verrückte alte Spinner! Er war wirklich verrückt, ganz im Ernst! Wenn ich an all die Bücher denke, die sie bei ihm im Haus gefunden haben!« Markby ließ sich nicht vom Thema abbringen.
»Bleiben wir beim Tee, Dr. Caswell! Er war in einem alten Margarinebecher. Erinnern Sie sich noch an die Gelegenheit, bei der Bodicote ihr diesen Becher gegeben hat?«
»Ja. Sie ist aus dem Garten gekommen und hatte den Becher dabei. Es ist noch nicht lange her, kurz vor seinem Tod. Sie hätte das Zeug direkt wegwerfen sollen. Ich habe sie gewarnt, keinen Handel mit dem Feind abzuschließen. Er hat uns diesen Unfall mit den Rüben niemals verziehen. Sie haben die Geschichte gehört? Sal hat seinen elenden Ziegen ein paar Rüben gegeben. Sie wurden nicht krank davon, aber die Milch schmeckte nicht mehr. Wer trinkt überhaupt Ziegenmilch, frage ich Sie? Er veranstaltete einen riesigen Aufstand, der nachtragende alte Mistkerl! Sal hat es nicht absichtlich getan! Wir hätten uns denken können, dass er irgendwelche irren Rachepläne schmiedet!«
»Einen Augenblick!«, unterbrach Markby den Redeschwall des anderen.
»Wollen Sie damit andeuten, dass der verstorbene Hector Bodicote Ihrer Frau absichtlich eine toxische Substanz untergeschoben hat? Um sich für etwas zu rächen, das er als Angriff auf seine Tiere betrachtet hat?«
»Selbstverständlich hat er das, verdammt!«
»Ist das nicht unlogisch, Dr. Caswell? Es wäre sehr riskant. Eine solche Substanz würde augenblicklich zu ihm zurückverfolgt werden!«
»Und er würde sagen, es war alles ein Versehen. Er war ’n wirklich schlauer alter Fuchs! So sind sie, diese alten Leutchen vom Land, alle gerissen!«
»Er wollte Sally umbringen?«, hakte Markby nach. Liam zögerte.
»Wahrscheinlich nicht. Nein, nicht umbringen. Nur krank machen, sehr krank – so krank, wie sie in seinen Augen seine Ziegen gemacht hatte. Obwohl die Ziegen ja nicht krank waren. Sie mochten die Rüben und litten ganz gewiss nicht unter irgendwelchen Nebenwirkungen. Nur ihre Milch war beeinträchtigt, und auch das nur vorübergehend.«
»Der Konsum dieses Tees hätte durchaus zum Tod Ihrer Frau führen können, hätte Meredith sie nicht zum Medical Center gebracht und darauf bestanden, dass sie untersucht wird. Wie leicht hätte es mit dem Auto zu einem Unfall kommen können!«, beharrte Markby.
»Daran hat Bodicote bestimmt nicht gedacht«, meinte Liam knapp. Markby seufzte.
»Nun, Bodicote ist tot, und wir können ihm keine diesbezüglichen Fragen mehr stellen. Es ist dennoch eine sehr ernste Anschuldigung, Dr. Caswell. Können Sie Ihre Behauptung in irgendeiner Weise belegen, oder handelt es sich um bloße Spekulation?« Liam explodierte. Er fuchtelte mit den Armen und brüllte mit einer Stimme, die zweifellos im gesamten
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