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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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stehen und fragte sich, wie er Liam finden könnte. Sein Dilemma wurde gelöst, als eine junge Frau, die in einem Abteil zu seiner Rechten mit dem Auge an einem Mikroskop arbeitete, aufblickte und ihn durch die Glasscheibe bemerkte. Sie schoss augenblicklich aus dem kleinen Raum und baute sich vor ihm auf, so dass jedes weitere Fortkommen unmöglich war.

    »Wer sind Sie?«, erkundigte sie sich in scharfem Ton und mit deutlichem Akzent. Sie war klein und kräftig gebaut. Ihre schulterlangen rotbraunen Haare rahmten ein herzförmiges Gesicht mit einer makellosen gebräunten Haut ein. Es waren jedoch ihre Augen, die Bewunderung hervorriefen, grüne Augen mit dunklen Wimpern, die Markby mit kaum verhohlener Feindseligkeit musterten. Ihr weißer Kittel stand vorn offen und gab den Blick frei auf einen cremefarbenen Pullover, einen kurzen roten Lederrock und schwarze Nylonstrümpfe, die in eng anliegenden schwarzen Stiefeln verschwanden. Ein kunstvolles Schmuckstück an einem Lederband um ihren Hals erweckte Markbys Aufmerksamkeit. Es sah aus wie eine südamerikanische Arbeit, präkolumbianisch, Maya, Azteken, Inka. Markby konnte die Stilrichtungen der südamerikanischen Völker nie richtig unterscheiden. Es war ein Gewirr von ineinander verschlungenen Seilen oder Schlangen, Markby war nicht sicher. Im Zentrum des Gewirrs befand sich ein grotesk stilisierter Vogelkopf mit einem leuchtenden Rubinauge, das den Betrachter fixierte. Wie seine Trägerin war es zugleich faszinierend und ein wenig Furcht einflößend.
    »Ja, genau Sie!«, wiederholte sie.
    »Wer sind Sie, und was haben Sie hier zu suchen?« Markby suchte zu seiner eigenen Überraschung Zuflucht bei seinem Besucherausweis und sagte dann:
    »Ich suche Dr. Caswell.«
    »Was wollen Sie von ihm?« Es war an der Zeit, in die Offensive zu gehen und diesem wild gewordenen Handfeger zu zeigen, wer die Autorität besaß.
    »Das werde ich selbst mit Dr. Caswell besprechen. Er erwartet mich. Können Sie mich zu ihm führen?« Ihre geschwungenen Augenbrauen glitten nach oben und betonten die Macht ihrer grünen Augen.
    »Er ist sehr beschäftigt. Er hat mir nichts davon gesagt, dass er Sie erwartet. Wann haben Sie diesen Termin vereinbart?« Der Unglaube in ihren Worten war entmutigend.
    »Hören Sie, äh, Miss …« Jetzt beugte Markby sich vor, um ihren Plastikausweis zu studieren, der an ihrem weißen Kittel haftete. Es brachte ihn näher an den Schlangenvogel mit dem grausamen roten Juwelenauge.
    »Marita Müller«, las Markby ab.
    »Miss Müller, ich fürchte, meine Zeit ist zu knapp bemessen, um hier zu stehen und mit Ihnen zu plaudern …«
    »Ich plaudere nicht!«, unterbrach sie ihn verächtlich.
    »Ich bin beschäftigt. Wir sind alle beschäftigt! Nun, wenn Sie ihn sehen müssen, dann müssen Sie ihn eben sehen.« Sie drehte sich geschickt auf einem Absatz um und marschierte durch den gebohnerten Korridor voraus. Markby folgte demütig. Sie blieb vor einer Tür stehen, klopfte und öffnete, ohne auf eine Antwort zu warten.
    »Liam? Hier ist ein Polizist für dich.« Sie zuckte verächtlich die Schultern. Offensichtlich reichte seine Zivilkleidung nicht, um seinen Beruf zu verbergen.
    »Oh, danke sehr, Marita.« Liam erschien in der Tür.
    »Markby. Ich hatte Sie bereits erwartet. Das Büro hat angerufen. Es ist in Ordnung, Marita.« Er schob Miss Müller zurück auf den Korridor, und sie tuschelten eine Weile. Markby hob die Augenbrauen und setzte sich auf einen freien Stuhl. Liams Schreibtisch war übersät mit Papieren, und der Bildschirm seines Computers voll mit Worten. Markby überflog den Text, doch er sagte ihm überhaupt nichts. Liam kehrte zurück und schloss hinter sich die Tür.
    »Marita hat einen sehr stark ausgeprägten Beschützerinstinkt«, erklärte er.
    »Andererseits ist jeder hier angehalten, alle aufzuhalten und zu befragen, die nicht hierher gehören. Wir sind sicherheitsbewusst geworden. Es fing nach dem Einbruch im letzten Jahr an, und die Briefbombe, die ich bekommen habe, hat alles noch schlimmer gemacht. Von den anonymen Drohbriefen gar nicht erst zu reden. Es war eine ziemlich knappe Sache, diese Briefbombe. Die arme Sally ist immer noch nicht darüber hinweg, und die Sache von gestern war wirklich das Letzte, was sie gebrauchen konnte.«
    »Ich war gestern Abend im Krankenhaus, nachdem Meredith mich angerufen hatte.« Markby hoffte, dass Liam den unterschwelligen Vorwurf in seiner Stimme heraushörte – schließlich hätte er die

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