Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
Vom Netzwerk:
gegebenen Umständen hingenommen. Die Leute von der Spurensicherung hatten das Cottage mit zahlreichen Plastiktüten voller Fetzen und Resten des Sprengstoffbriefs verlassen, und nun saßen sie zu viert in der Stille, die sich über die Szenerie gelegt hatte. Meredith hatte für alle Tee gekocht, indem sie den Wasserkocher ins Wohnzimmer geholt und in eine freie Steckdose gestöpselt hatte. Sally wurde offensichtlich schon wieder nervös, und der Anblick von Liam, der vor sich hin brütend in einem chintzbezogenen Ohrensessel saß, war alles andere als ermutigend.
    »Brauchen Sie medizinische Hilfe wegen der Platzwunde auf Ihrer Stirn, Mrs. Caswell?«, erkundigte sich Alan.
    »Liam hat sich die Wunde angesehen und mich verarztet«, wiederholte Sally das, was sie vorhin schon Meredith gesagt hatte.
    »Ich hatte eine Menge Glück.« Meredith überlegte mit einem Anflug von Verlegenheit, dass Liam ein qualifizierter Arzt war, obwohl – oder vielleicht gerade weil – er inzwischen seit Jahren zwischen Teströhrchen und Laborgeräten arbeitete und keine Patienten mehr behandelte. Doch nachdem sie beim Wasserholen mit eigenen Augen das Chaos in der Küche gesehen hatte, nahm sie an Sallys letzter Bemerkung Anstoß.
    »Das war mehr als bloßes Glück! Das war ein Wunder! Wer auch immer diesen Brief geschickt hat, es war ein heimtückischer Anschlag!« Liam murmelte etwas Unverständliches und sank tiefer in seinen Sessel. Markby bedachte ihn mit einem fragenden Blick, doch Liam schwieg.
    »Mrs. Caswell, fühlen Sie sich im Stande, mit mir zu reden?«, wandte sich Markby an Sally. Das
    »Sie« war kaum merklich betont.
    »Ja, aber ich kann Ihnen nicht viel sagen. Es war ein ganz normaler wattierter Brief.«
    »An Sie beide adressiert, wenn ich richtig verstanden habe.« Erneut ein Seitenblick zu Liam Caswell, der ihn geflissentlich ignorierte. Sally nickte, verzog erneut schmerzlich das Gesicht und fuhr fort:
    »Da stand kein Mr. und Mrs. nur der Familienname und die Adresse und in Großbuchstaben das Wort ›VIDEO‹.«
    »Hatten Sie denn ein Video bestellt? Haben Sie eine Sendung erwartet?«
    »Nein. Aber Liam dachte, dass es sich vielleicht um ein Weihnachtsgeschenk handeln könnte.«
    »Was ist mit der Handschrift?«
    »Es waren Druckbuchstaben. Ich hab sie nicht erkannt. Der Stempel war aus London, Central London, glaube ich. Ich hab den Umschlag auf den Tisch gelegt und wollte ihn öffnen …« Ihre Stimme brach.
    »Dann kochte das Wasser im Wasserkocher, und ich stand auf.« Ihre Stimme war kaum noch zu hören, als sie mit niedergeschlagenem Blick ihren Bericht zu Ende brachte.
    »Dann ist es explodiert. Die Beamten haben alles mitgenommen, was noch davon übrig war.« Markby wandte sich an Liam Caswell.
    »Was ist mit Ihnen, Mr. Caswell? Haben Sie die Handschrift gesehen?« Liam, der sich gezwungen sah, an der Konversation teilzunehmen, schüttelte den Kopf und erwiderte wortkarg:
    »Nein.«
    »Und Sie haben keine Vorstellung, wer den Brief geschickt haben könnte?«
    »Nein!«, antwortete Liam heftig.
    »Die Tierschutzaktivisten, Liam!«, protestierte seine Frau. Er funkelte sie an.
    »Offensichtlich! Das kann man sich ja wohl denken! Aber wer sind sie? Das muss die Polizei erst noch herausfinden.« Verlegenes Schweigen breitete sich aus. Meredith beobachtete Alan, und sie konnte sehen, dass er Liam einzuschätzen versuchte, während er überlegte, wie er mit diesem wenig kooperativen Zeugen umgehen sollte.
    »Sie wissen, Dr. Caswell, dass ich vom Bezirkspräsidium komme. Man hat uns informiert, weil eine Gruppe von Aktivisten im vergangenen Jahr in Ihr Laboratorium eingedrungen ist. Wir sind in Sorge, dass der gewalttätige Flügel der Tierschutzbewegung in unserer Gegend eine neue Kampagne gestartet haben könnte. Möglicherweise erhalten auch andere, deren Forschungsarbeit in dieselbe Richtung geht wie Ihre Art, ebenfalls Sprengstoffbriefe. Wir müssen sie warnen. Doch da Sie seit einer ganzen Weile der Erste sind, der auf diese Weise ins Visier genommen wurde, möchten wir wissen, ob vielleicht die Möglichkeit besteht, dass es sich um einen individuellen Racheakt handeln könnte – oder aus welchem Grund gerade Sie als Opfer ausgewählt wurden.«
    »Es sind Spinner!«, sagte Liam müde.
    »Sie haben nicht den geringsten Grund!« Alan blieb bewundernswert höflich, als er weiter fragte:
    »Aber Sie haben für Ihre Forschungszwecke Tiere benutzt, oder nicht?« Die Höflichkeit entging Liam völlig.
    »Schon

Weitere Kostenlose Bücher