Ein Hauch Von Sterblichkeit
Menschen.«
»Ich denke«, meldete Alan Markby sich zu Wort, »dass Mrs. Caswell für den heutigen Tag genug hat. Ich werde mich morgen wieder melden, falls Sie nichts dagegen haben, oder ich schicke einen meiner Beamten vorbei. Wir müssen uns ausführlicher über diese anonymen Briefe unterhalten, Dr. Caswell. In der Zwischenzeit könnten Sie sich vielleicht noch einmal im Haus umsehen; vielleicht haben Sie ja doch noch einen der Briefe zurückbehalten. Ihn in einen Papierkorb geworfen, der noch nicht ausgeleert wurde? Versuchen Sie sich an alles zu erinnern, was Ihnen einfällt. Waren sie mit einer Maschine getippt oder handgeschrieben oder aus Zeitungsausschnitten zusammengeklebt? Was für ein Papier war es? Billig, liniert, leeres Kopierpapier oder Qualitäts-Briefpapier? Und die Umschläge. Braune Geschäftsumschläge? Weiße Umschläge? Rechteckige oder längliche? Selbstklebend?«
»Herrgott im Himmel!«, brauste Liam auf.
»Sie können unmöglich von mir erwarten, dass ich mich an all das erinnere! Es waren Zeitungsstückchen auf einem Blatt, abgesehen von den Umschlägen, die – ich glaube, sie waren von Hand beschriftet. Es waren ganz gewöhnliche Briefumschläge!«
»Wir können die benutzte Zeitung anhand des Papiers und der Schrift identifizieren. Versuchen Sie sich an den exakten Wortlaut zu erinnern. Schreiben Sie ihn für uns auf.« Liam stöhnte, doch Markby fuhr erbarmungslos fort.
»Versuchen Sie, sich an die Briefmarken und Stempel zu erinnern. Jede denkbare Art von Hinweis, und sei er noch so klein.«
»Warum muss ich all das über mich ergehen lassen, wenn ich weiß – genau wie Sie –, wer es war?« Liams Stimme dröhnte durch das kleine Wohnzimmer.
»Es ist diese Bande von Tierschutzaktivisten! Dieselben, die letztes Jahr in mein Labor eingedrungen sind und versucht haben, die Beaglekäfige aufzubrechen! Sie hätten einen höllischen Schock erlebt, wenn es ihnen gelungen wäre, das kann ich Ihnen sagen. Die Hunde sind verdammt bissig.« Na, hoffentlich haben sie dich gebissen!, dachte Meredith, doch es gelang ihr, die Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, für sich zu behalten.
»Durchaus möglich. Allerdings ist die Gruppe, die im letzten Jahr in Ihr Labor eingedrungen ist, nicht die einzige Gruppe von Aktivisten.« Während Alan sprach, musterte er Liam nachdenklich.
»Ich habe damals nicht mit an dem Fall gearbeitet und hatte bisher auch keine Gelegenheit, die Akte zu studieren. Dr. Caswell, Sie haben Ihrem Zorn deutlich Ausdruck verliehen, doch Ihr Verhalten erscheint mir einigermaßen inkonsistent. Im letzten Jahr wurde ein Anschlag auf Ihr Laboratorium verübt. Dann erhielten Sie eine Serie von Drohbriefen, ohne jemandem davon zu erzählen. Sie hätten allerwenigstens begreifen müssen, was das bedeutet, nämlich dass, wie Ihre Frau gerade festgestellt hat, wenigstens eine der Aktivistengruppen Ihre Wohnanschrift kennt. Heute schließlich erhalten Sie einen Sprengstoffbrief, der Ihre Frau verletzt. Es ist von größter Bedeutung, dass wir den Schuldigen so schnell wie möglich finden. Dazu benötigen wir jedoch Ihre Kooperationsbereitschaft. Und um es offen zu sagen, bisher musste ich Ihnen jeden Fetzen Information einzeln aus der Nase ziehen.«
»Der Einbruch ins Labor war vor einem Jahr!«, entgegnete Liam wegwerfend.
»Ich hatte die Sache längst vergessen, als die Geschichte mit den Drohbriefen anfing.«
»Vergessen?« In Alans Stimme schwang Unglauben mit.
»Ich hatte es verdrängt!« Liam explodierte.
»Diese Leute wollen mir Angst machen, klar? Also ist Ignorieren die beste Methode, um mit ihnen fertig zu werden, oder etwa nicht? Wenn ich mich von jedem Kriminellen in Skimaske aus der Bahn werfen ließe, der meint, er hätte das Recht, kostspielige Laborausrüstung zu zerschlagen und ganze Versuchsreihen zu vernichten, deren Vorbereitung Monate gekostet haben, hätte ich nicht halb so viel erreicht …« Ein wenig verspätet fügte er hinzu:
»Nicht nur ich, sondern selbstverständlich das ganze Team, das an diesem Projekt arbeitet.« Die gestelzte Art und Weise, in der Liam über seine Kollegen und Mitarbeiter redete, verriet mehr über sein Verhalten Dritten gegenüber als alles andere. Meredith warf einen raschen Blick zu Alan und sah, dass er ebenso dachte wie sie.
»Wir werden uns mit Ihren Kollegen unterhalten. Vielleicht hat der eine oder andere ebenfalls Drohbriefe bekommen. Und vielleicht hat er sie nicht gleich weggeworfen.« Diesmal gelang es Alan
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