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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Geschichte. Man musste kein Meisterdetektiv sein, um zu erkennen, dass Bodicote an etwas gearbeitet hatte, das auf dem Esstisch ausgebreitet gelegen hatte, etwas, von dem er nicht wollte, dass Markby es zu sehen bekam. Was auch immer es war, Bodicote hatte es hastig zusammengerafft und in die Schubladenkommode geschlossen. Bestimmt hatte der alte Mann alles sorgfältig abgesucht, damit der Besucher nicht zufällig eine verräterische Spur fand. Aber was hatte Bodicote zu verbergen?
    »Darf ich mich setzen?«, erkundigte sich der Superintendent. Bodicote machte eine zustimmende Handbewegung, und sie nahmen einander gegenüber rechts und links des Kamins in den alten Sesseln Platz. Die Kohlen knisterten und zischten feucht, und gelbe Flammen züngelten empor. Markby fühlte sich merkwürdig an seine Kindheit erinnert. Als er ein kleiner Junge gewesen war, hatten Besuche bei älteren Menschen stets dieselbe Atmosphäre ausgestrahlt, wie er sie nun hier bei Bodicote spürte. Kleine, stickige, voll gestopfte Zimmerchen, flackernde Flammen in einem Kamin, die sich im polierten Messing der Schutzgitter spiegelten, unterschiedlichste Figürchen aus feinem Porzellan und hin und wieder ein ergrauter Hund oder eine uralte Katze. Bodicote schien keine Tiere im Haus zu halten.
    »Und was hat die ganze Aufregung nun zu bedeuten?« Bodicote hatte die Hände auf den Knien liegen. Die rheumatischen, geschwollenen Knöchel waren durch die pergamentene Haut zu erkennen wie winzige Gebirgsrücken, und doch sahen die Hände aus, als steckte noch Kraft in ihnen. Die Hände eines arbeitenden Mannes. Markby ließ sich nicht so leicht einwickeln.
    »Wenn ich richtig informiert bin, war vorhin bereits ein Beamter bei Ihnen und hat Sie über das Unglück informiert, das sich in Mrs. Caswells Küche zugetragen hat.«
    »Das ist richtig. Und er hat mich gefragt, ob ich heute Post bekommen hätte. Wie es der Zufall will, hat meine Nichte Maureen mir ein Weihnachtspaket geschickt. Und er hat es mir weggenommen!« Bodicotes Stimme klang schrill und indigniert.
    »Dieser junge Grünschnabel! Er hat gefragt, ob ich es schon geöffnet hätte, und als ich Nein gesagt habe, hat er es mir einfach weggenommen!«
    »Eine reine Vorsichtsmaßnahme, Mr. Bodicote. Ich bin sicher, man wird Ihnen Ihr Paket zurückgeben, sobald es untersucht worden ist. Inzwischen wissen Sie ja wohl, dass nebenan vermutlich eine Briefbombe explodiert ist.«
    »Explodierende Briefsendungen!«, schnaubte Bodicote verächtlich.
    »Bevor diese Caswells hierher gezogen sind, hatten wir nie Briefbomben in Castle Darcy!«
    »Wenn ich recht verstanden habe, sagten Sie eben nebenan, Sie hätten die Explosion gehört?«
    »Hat mir einen höllischen Schrecken versetzt, das kann ich Ihnen verraten!«, brummte Bodicote verdrossen.
    »Aber Sie sind nicht nach nebenan gegangen, um herauszufinden, was passiert ist? Oder ob vielleicht irgendjemand verletzt ist und Ihre Hilfe benötigt? Sie waren nicht neugierig? Sie haben die ganze Zeit bis vorhin gewartet, bevor Sie der Sache nachgegangen sind?«
    »Ich hab Ihnen gesagt, was ich getan hab.« Bodicote blickte ihn aus altersmüden, unfreundlichen Augen abschätzend an.
    »Ich bin nachschauen gegangen, ob Jasper nichts passiert ist.«
    »Jasper?« Die Caswells hatten niemanden namens Jasper erwähnt.
    »Mein Bock. Ich hab ihn raus auf die Koppel gelassen. Er ist ein wertvolles Tier, und dieser Caswell hat schon einmal versucht, ihm was zu tun! Er hat Steine nach ihm geworfen, stellen Sie sich das vor!« Der Ziegenbock. Es sah danach aus, als würde der Ziegenbock Teil dieser Nachforschungen werden, ob Markby das nun passte oder nicht.
    »Um wie viel Uhr war das, Mr. Bodicote? Wissen Sie zufällig die genaue Uhrzeit?«
    »Es war um die Frühstückszeit herum, und ich hatte den Bock noch nicht lange draußen. Die Ziegen waren noch drin, wegen des kalten Wetters. Man muss sehr sorgsam mit den Tieren sein, nicht wie manche Leute denken. Aber Jasper mag es nicht, den ganzen lieben langen Tag drinnen zu bleiben. Wenn Sie die genaue Zeit wissen wollen – die kann ich Ihnen nicht sagen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass es passiert ist, nachdem die Postbotin wieder weg war. Kurz danach. Ein sehr hübsches junges Ding, die Postbotin. Vielleicht eine Viertelstunde oder zwanzig Minuten, nachdem sie bei mir war, nicht mehr, dann hab ich den Lärm gehört und die berstenden Scheiben.«
    »Und Sie sind nachschauen gegangen, ob Ihrem Ziegenbock nichts zugestoßen

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