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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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nicht ganz, den Sarkasmus aus seiner Stimme zu verbannen. Liam lief rot an, doch zu seiner unübersehbaren Erleichterung hatte sich der Superintendent erhoben und machte Anstalten zu gehen.
    »Ich hoffe, dass Sie sich sogleich bei uns melden, sollten Sie weitere Drohbriefe erhalten, und nichts mehr wegwerfen.«
    »Ja, ja, schon gut«, brummelte Liam.
    »Sie sollten versuchen, sich gründlich auszuschlafen, Mrs. Caswell«, wandte Alan sich in sanfterem Tonfall an Sally.
    »Und falls die Kopfschmerzen nicht weggehen oder Sie sich schlecht fühlen, rufen Sie Ihren Hausarzt.« Er blickte zu Meredith.
    »Ich gehe jetzt nach nebenan und rede ein paar Worte mit Bodicote. Bleibst du hier?«
    »Ich breche bald auf.«
    »Ich brauche ungefähr zwanzig Minuten.« Sie verstand die Andeutung.
    »Prima.«
    Markby marschierte zum benachbarten Cottage. Die Vorhänge waren zugezogen, doch das Zimmer dahinter war hell erleuchtet. Er klopfte laut und rief:
    »Ich bin es, Mr. Bodicote. Der Superintendent!«
    In dem winzigen Hausflur wurde das Licht eingeschaltet und schimmerte durch das schmutzige Oberlicht über der Tür. Eine Kette klirrte. Bodicotes Gesicht erschien in dem schmalen Türspalt.

    »Oh, Sie sind’s …« Er löste die Sicherheitskette und ließ den Superintendent unwillig eintreten.
    »Warten Sie einen Augenblick, ja?«
    Während Markby wartete, legte der alte Mann die Türkette wieder vor und humpelte überraschend geschwind voraus in das Wohnzimmer. Er schloss die Wohnzimmertür hinter sich, und Markby stand einsam und allein in der kleinen Diele.
    Er verzog das Gesicht und blickte sich um. Der Teppich war abgewetzt. An einer Reihe Haken am Fuß der wackligen Treppe hingen verschiedene heruntergekommene Kleidungsstücke, Jacken, Mäntel. Am gegenüberliegenden Ende der Diele stand eine Tür offen und gab den Blick auf eine unordentliche Küche frei. Unter den zahlreichen Gerüchen, die aus der Küche kamen, erkannte Markby den von gerösteten Zwiebeln und etwas, das roch wie Tierfutter. Bodicote schien sein Essen und das Futter für die Ziegen nicht nur an ein und demselben Ort, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch gleichzeitig zuzubereiten. Würde mich nicht überraschen, wenn er dabei auch die gleichen Töpfe benutzt, dachte Markby. Lediglich seine gute körperliche Verfassung und die Tatsache, dass er dies schon immer so gemacht hatte, dürften den Alten vor einer Lebensmittelvergiftung bewahren.
    Der alte Knabe ließ sich Zeit. Markby spitzte die Ohren. Er glaubte, das Rascheln von Papier zu hören. Dann ein Geräusch, das klang wie eine Schublade, die geschlossen wurde, gefolgt vom leisen Klicken eines Schlüssels im Schloss. Sekunden später tauchte Bodicote in der Wohnzimmertür auf.
    »Sie können jetzt reinkommen.«
    »Danke sehr.« Markby betrat das winzige Zimmer. Es entsprach in Größe und Lage dem Zimmer im Cottage der Caswells, doch der erste Eindruck war ein ganz anderer. Die Wände waren seit einer Reihe von Jahren nicht mehr gestrichen worden, und das offene Feuer im Kamin hatte Tapeten und Farben mit einem Schmutzfilm überzogen. Die Luft war stickig, auch wenn es eine Spur besser roch als draußen im Hausflur. Wenigstens stank es hier nicht nach Viehfutter. Markby schnüffelte prüfend – ein anderer Geruch lag in der Luft. Er besaß eine empfindliche Nase, doch er war nicht im Stande, den Geruch einzuordnen. Es war ein schwacher Geruch, doch bei höherer Konzentration war er bestimmt streng. Stechend wie bei Pferden. Pferde waren Haustiere, wie Ziegen auch. Wahrscheinlich war es der Geruch der Ziegen, der überall haftete oder in der Kleidung des alten Mannes mit ins Zimmer getragen wurde. Markby sah sich nach einer Sitzgelegenheit um. Die Sessel waren durchgesessen, doch ansonsten war es ein gemütliches kleines Wohnzimmer. Die aufgeräumteste Ecke war ein Esstisch aus Eiche, dessen Oberfläche frisch gewischt war. Markbys Blicke gingen weiter durch den Raum. Jedes Regal und jede freie Fläche war mit irgendwelchem Krimskrams voll gestellt. Auf einem Sideboard drängten sich Fotografien, viele davon sepiabraun und von beträchtlichem Alter. Das Gesicht einer jungen Frau unter einem großen Hut, die in einem eng geschnürten, maßgeschneiderten Miederkleid mit einer großen Federboa um den Hals gehörte vielleicht Bodicotes Mutter. Dann zog eine Bewegung Markbys Aufmerksamkeit auf sich. Im Schloss der obersten linken Schublade schwang ein kleiner Schlüssel und erzählte seine eigene

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