Ein Hauch Von Sterblichkeit
mir Maureens Weihnachtsgeschenk weg! Er wollte nicht einmal sagen, wozu er es braucht! Ich will wissen, ob ich es wiederkriege oder nicht, das will ich!« Er funkelte Markby böse an.
»Das hier war ein ruhiges Dorf, bevor diese Leute hierher kamen!« Er drehte den Schildkrötenkopf in Richtung der Caswells und stieß ihn Liam herausfordernd entgegen.
»Und was die Drohung mit dem Gesetz angeht, Mister oder Doktor oder was auch immer Caswell, das werde ich auf Sie hetzen! So eine Ruhestörung zu veranstalten!«
»Mr. Bodicote«, mischte Alan sich ein und trat schlichtend einen Schritt vor, »mein Name ist Superintendent Markby. Vielleicht könnten wir ein paar Worte miteinander wechseln, bevor ich aus Castle Darcy wegfahre? Sagen wir, in ungefähr zwanzig Minuten? Ich werde Ihnen erklären, was sich ereignet hat.« Bodicote hob eine adernüberzogene Hand und richtete sie bebend auf Liam.
»Sie sind ein Polizist? Nun, dann verhaften Sie diesen Mann da! Diesen Burschen, jawoll! Er hat einen Stein nach meinem Billy geworfen! Das ist ein wertvolles Tier, das ist er! Ich sollte diesem Kerl den Tierschutzverein auf den Hals hetzen. Und das werde ich auch ganz bestimmt tun, wenn er noch einmal Steine auf meine Ziegen wirft!« Liams bärtiges Gesicht war vor Zorn rot angelaufen. Meredith erwartete, dass er vor Wut gleich explodieren würde, doch bevor es dazu kommen konnte, handelte seine Frau. Sally Caswell stürzte vor und schüttelte in einem ganz und gar uncharakteristischen Ausbruch die Faust vor Bodicotes Nase.
»Sie schrecklicher, böser alter Mann! Liam hat gesagt, dass Sie Ihre Ziegen absichtlich durch die Hecke lassen, und jetzt glaube ich ihm! Sie haben es absichtlich getan, weil Sie gemein zu uns sein wollten! Sie wollen, dass wir wieder von hier weggehen! Wir haben Ihnen nichts getan! Wir haben versucht, freundlich und nachbarschaftlich zu sein, jawohl, nachbarschaftlich! Und Sie waren durch und durch unfreundlich, vom ersten Tag an! Mehr noch, Sie waren aggressiv! Ich könnte wetten, dass Sie etwas mit diesen gemeinen Briefen zu tun haben! Sie sind ein böser alter Unruhestifter, und ich wünschte, Sie wären tot!« Und mit diesen Worten brach sie in Tränen aus.
KAPITEL 4
»ICH HÄTTE das nicht sagen dürfen!« Sally drückte sich ein Papiertaschentuch auf die Augen. Als sie die Hand sinken ließ, ließen verschmierter hell lilafarbener Lidschatten und schwarze Mascara die Illusion zweier prachtvoller Veilchen in ihrem aufgelösten Gesicht entstehen. Sie hatten sich alle um sie herum versammelt, selbst Liam, der von der Vehemenz des überraschenden Ausbruchs seiner Frau aus seiner gewohnten Selbstvergessenheit gerissen worden war. Mr. Bodicote, ebenfalls erschrocken von der Reaktion Sally Caswells, obwohl er sie selbst provoziert hatte, war mit einer gewissen Eilfertigkeit in sein eigenes Cottage zurückgekehrt.
»Keine Sorge«, versuchte Meredith ihre Freundin zu beruhigen.
»Wir alle sagen hin und wieder Dinge, die wir nicht so meinen. Du bist immer noch durcheinander.«
»Ich weiß, dass ich durcheinander bin. Es war ein schrecklicher Tag, und das Maß war einfach voll, als er drohte, wegen seiner Ziege den Tierschutz einzuschalten! Ich mag Tiere, genau wie Liam auch! Das ist der Grund, aus dem es so verrückt ist, dass irgendwelche Menschen Briefe schreiben, in denen sie Liam beschuldigen, schreckliche Dinge mit den Beagles im Labor anzustellen! Trotzdem, Bodicote hält seine Ziegen nicht ordnungsgemäß unter Verschluss! Vor einiger Zeit kam eine bis vor unser Haus, und Liam hat einen Stein nach ihr geworfen. Er wollte das Tier nicht treffen, oder, Liam?«
»Ich hab es jedenfalls nicht getroffen«, brummte Liam.
»Du hast es doch nicht wirklich versucht, oder? Ich weiß, dass du das Tier nicht treffen wolltest! Der alte Mr. Bodicote war so wütend! Er hat überhaupt nichts begriffen. Und er hat mich damit zu Tode erschreckt, einfach so ins Haus zu spazieren! Trotzdem hätte ich nicht sagen dürfen, was ich zu ihm gesagt habe. Ich wollte ihm wehtun. Es war so gemein von mir, zu sagen, dass ich wünschte, er wäre tot! Er ist doch ein alter Mann und alles, und ich habe es gesagt, um ihm wehzutun. Es ist mir einfach so über die Lippen gekommen, aus dem Unterbewusstsein, als das Schlimmste, was ich zu ihm sagen konnte.«
»So etwas passiert jedem von uns, wenn wir unter Stress stehen«, wiederholte Meredith.
»Wir sagen Dinge, die wir nicht so meinen, und wir verletzen andere
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