Ein Hauch Von Sterblichkeit
wurde.« Sie seufzte auf.
»Aber Weihnachten steht vor der Tür, verstehen Sie, und die Leute machen solche Sachen vor Weihnachten. Sie wollen ein Geschenk abschicken und haben einfach nicht die Zeit, sich im Postamt anzustellen, also kleben sie so viele Briefmarken drauf, wie sie im Haus haben, und hoffen, dass es ausreicht. Ich dachte nur gerade … wie dumm von mir …«
»Schon gut«, versuchte Markby, sie zu beruhigen.
»Wie Sie schon sagten, Weihnachten steht vor der Tür, und die Post hat eine Menge Päckchen zu befördern, und viele davon sind falsch frankiert oder falsch adressiert.« Sie blickte Markby dankbar an.
»Ich habe es neben mir auf den Beifahrersitz gelegt. Castle Darcy ist nicht mein erstes Ziel. Ich fahre zuerst Cherton an. Cherton hat viel mehr Post, weil es dort so viele Wohnsiedlungen gibt, klar, nicht wahr? Nicht, dass ich Cherton ganz alleine mache. Ich mache die eine Hälfte und ein Kollege die andere. Nachdem ich in Cherton fertig war, hab ich die Post für Castle Darcy auf den Beifahrersitz gelegt.« Libbys Bericht nach hatte sie den wattierten Umschlag mehrere Male in Händen gehalten, bevor sie ihn schließlich ausgeliefert hatte, und jedes Mal hätte die Bombe hochgehen und sie töten können. Markby nahm einen Schluck von seinem eigenen Tee und runzelte die Stirn. Auch Libby legte die Stirn konzentriert in Falten, während sie die Geschehnisse noch einmal durchging.
»Das andere Päckchen war für Mr. Bodicote, gegen Empfangsbestätigung. Er musste für die Annahme quittieren. Und ich musste warten, während er die Kette von der Tür nahm und nach hinten ging, um seine Brille zu holen. Er ist ein eigenartiger alter Mann. Er hält Ziegen.«
»Ja.« Markby lächelte.
»Ich habe Mr. Bodicote kennen gelernt. Er hat mir von Jasper erzählt.« Auf ihren Wangen erschienen Grübchen.
»Mr. Bodicote ist sehr stolz auf seinen Jasper. Er lässt ihn gleich als Erstes jeden Morgen nach draußen. Wenn er verschläft, tritt Jasper ihm fast die Tür ein! Warten Sie, da waren ein paar Briefe und … und das Päckchen für die Caswells.« Sie blickte Markby besorgt an.
»Wie geht es Mrs. Caswell? Hat sie sich erholt?«
»Es geht ihr gut«, versicherte Markby ihr.
»Ich glaube, sie ist heute schon wieder zur Arbeit gefahren.«
»Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Sie ist eine so nette Person. Das ist alles so schrecklich!« Libbys Stimme bebte.
»Und ich fühle mich so verantwortlich!«
»Trinken Sie Ihren Tee«, empfahl Markby. Sie schien sich nur um Sally Caswell zu sorgen. Er fragte sich, ob der Schock die Tatsache überspielte, dass sie selbst ganz leicht zum Opfer hätte werden können. Sie trank einen Schluck Tee.
»Ich hab die Post ausgehändigt und bin zum Wagen zurückgegangen und eingestiegen und weitergefahren. Ich habe … ich habe nichts gehört, kein berstendes Glas oder eine Explosion, meine ich. Ich hab erst später von der Briefbombe erfahren, als ich wieder in der Verteilstelle war. Meine Schicht endet um halb eins. Als ich gerade gehen wollte, kam die Meldung herein. Ich konnte es nicht glauben! Ich kann es irgendwie immer noch nicht! Wer sollte denn Mr. oder Mrs. Caswell irgendetwas Böses wollen?« Sie starrte Markby an, und ihre großen blauen Augen waren untröstlich.
»Sie sagen, dass sie nicht viel Post für Castle Darcy hatten, richtig? Gab es denn überhaupt noch Post für jemand anderen im Dorf, abgesehen von Mr. Bodicote und den Caswells?« Hass- und Drohbriefe waren, wie Markby wusste, manchmal gegen ganze Gemeinden gerichtet und nicht gegen Einzelne. Mehr als eine Person empfing Drohbriefe. Die Briefbombe war hingegen etwas anderes. Die anonymen Briefe hatten möglicherweise nichts damit zu tun. Sie durften nicht ungeprüft von der Annahme ausgehen, dass ein Zusammenhang bestand.
»Mrs. Goodhusband!«, sagte Libby plötzlich.
»Mrs. Goodhusband von The Tithe Barn. So heißt ihr Haus. Es ist ein schönes, großes Haus. Mrs. Goodhusband bekommt immer jede Menge Briefe. Abgesehen davon gab es noch ein paar einzelne Sendungen für andere Dorfbewohner. Nichts Ungewöhnliches. Viele Briefe für Mrs. Goodhusband steckten in braunen Umschlägen. Wie Geschäftsbriefe eben.« Sie ist eine gute Zeugin, diese Libby Hancock, dachte Markby. Trotz ihres Schocks hatte sie sich erinnert und alles freiwillig ausgesagt und es ihm überlassen, sich einen Reim darauf zu machen. Sie traf keine Vorauswahl, wie manche Zeugen das taten, indem sie der Polizei nur das erzählten,
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