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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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als sie ihn an der Vorderseite des Cottages vorbei zum Nachbarhaus führte, um zu vermeiden, von Sallys Küche aus entdeckt zu werden. Sie konnte weder Liam noch Sally sehen, doch sie hörte das leise Geräusch von laufendem Wasser und das Klappern eines Kessels oder Topfes.
    »Määä-äää«, machte Jasper unvermittelt.
    »Pssst!«, befahl Meredith. Er verdrehte ein irritierend blaues Auge mit einer geschlitzten Pupille in ihre Richtung. Er hatte definitiv etwas von einem Satyr an sich, und das waren nicht nur die Ziegenbeine und der dünne Kinnbart. In seinem Gesicht standen Verschlagenheit und Weisheit, und man konnte nicht sicher sein, was in seinem Kopf gerade vorging. Er war außerdem alles andere als wohlriechend, musste Meredith erkennen. Kein Wunder, wenn Sally nach ihrer Rückkehr sofort in der Lage wäre zu erraten, in wessen Gesellschaft Meredith sich aufgehalten hatte. Die Lücke, durch die der Ziegenbock gekommen war, wurde normalerweise durch das Messingkopfteil eines alten Bettes gesichert. Solche Kopfteile waren nicht ohne einen gewissen Wert, wie Meredith sehr wohl wusste. Bodicote hatte es dennoch einem rein praktischen Verwendungszweck zugeführt. Unglücklicherweise hatte es sich gelockert und war umgekippt, hinüber auf Bodicotes Gartenseite. Jasper war einfach hindurchspaziert. Die anderen Ziegen waren nirgends zu sehen, doch aus einem lang gestreckten Schuppen an der anderen Seite von Bodicotes Grundstück kam ein beträchtliches Gemecker. Der Ziegenstall. Die Tür stand weit offen, doch irgendetwas schien sie daran zu hindern, nach draußen zu laufen. Von ihrem Besitzer war weit und breit nichts zu sehen. Meredith wurde neugierig. Sie entließ Jasper aus ihrer Führung, und er trabte davon. Mit einiger Anstrengung gelang es ihr, das Bettgestell aufzurichten und gegen die Hecke zu lehnen, wo sie es provisorisch befestigte. Dann ging sie hinüber zu Bodicotes Küchentür. Sie stand offen. Meredith sah hinein. Niemand zu sehen, kein Anzeichen von Aktivitäten. Sie rief Bodicotes Namen, doch sie bekam keine Antwort. Vermutlich, dachte sie, ist er unten in seinem Ziegenstall. Sie machte sich auf den Weg dorthin. Als Jasper sie sah, kam er herbei und leistete ihr Gesellschaft. Offensichtlich war er zu der Erkenntnis gelangt, dass Meredith eine Freundin sei. Die Tür zum Ziegenstall, die sich nach draußen öffnete, schwang leise quietschend in der schwachen Brise, und Meredith überfiel der starke Geruch der versammelten Milchziegen im Innern. Das Meckern der Ziegen klang gestresst. Meredith überkam eine gewisse Unruhe.
    »Mr. Bodicote?« Jasper trottete voraus und um die schwingende Tür herum. Plötzlich blieb er stehen und beschnüffelte etwas am Boden. Er stieß ein weiteres lautes
    »Määä-äää!« aus, zuckte zurück und tänzelte um das Objekt herum. In diesem Augenblick sah Meredith den Fuß. Beziehungsweise einen stabilen, schmutzverkrusteten altmodischen Männerstiefel mit einer genagelten Sohle. Er war unter der knarrenden Tür so eben sichtbar. Er lugte aus einem Kordhosenbein hervor und zeigte zur Seite. Meredith ging um die Tür herum und schob Jasper beiseite, der zu ihr gekommen war. Bodicote lag reglos auf dem Bauch, mit dem Kopf im Stall, die Beine halb draußen. Er trug eine dicke dunkle Jacke. Die Mütze war ihm vom Kopf gefallen. Sein Gesicht war ihr zugewendet und lehnte an einem großen Stein. Die unregelmäßige Oberfläche war verschmiert mit einer dunklen, klebrigen Substanz. Bodicotes sichtbares Auge war hervorgetreten und auf Meredith gerichtet, doch es war bereits trübe. Die dünne Gesichtshaut war eingefallen wie ein zerknittertes Stück Pergament. Sein Mund stand offen wie zu einem grotesken Gähnen, sodass seine langen gelben Zähne zu sehen waren, Zähne wie bei einem Nagetier. Eine Hand war ausgestreckt und die Finger gespreizt, als hätte er in seinen letzten Augenblicken noch nach etwas greifen wollen, das nun für immer außerhalb seiner Reichweite lag. Die Ziegen spürten, dass ein menschliches Wesen in ihre Nähe gekommen war, und gaben aufgeregt blökend ihrem Missfallen Ausdruck. Offensichtlich mussten sie dringend gemolken werden. Jasper stand neben Meredith und beobachtete sie aufmerksam. Als sie sich starr vor Entsetzen nicht rührte, wurde der Bock ungeduldig. Er tänzelte vor und schnüffelte am reglosen Leichnam seines Besitzers. Meredith erwachte aus ihrer Starre. Sie packte das Lederhalsband des Bocks und zerrte ihn weg.
    »Ganz ruhig, alter

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