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Ein Hauch Von Sterblichkeit

Ein Hauch Von Sterblichkeit

Titel: Ein Hauch Von Sterblichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wechselte einstweilen das Thema.
    »Ich bin dem Tod des alten Mannes nachgegangen. Auch wenn es nach außen hin wie ein gewöhnlicher Unfall aussieht, einer von jenen unglücklichen, aber nicht unwahrscheinlichen Zwischenfällen. Ich war beim Leichenbeschauer. Fuller gibt sich mit der Theorie, es sei ein Sturz gewesen, zufrieden; für ihn hat sich Bodicote beim Aufschlagen auf den Boden den Schädel an einem Klumpen Bauschutt eingeschlagen.« Pearce musterte seinen Chef von der Seite.
    »Aber Sie sind nicht damit zufrieden, Sir?« Markby blickte zur Uhr an der Wand. Es war fast zwölf.
    »Ich sag Ihnen was, Dave. Ich lade Sie zu einem Pint ein. Bei Fuller stinkt es einfach, und ich krieg den Geruch nicht mehr aus der Nase!«
    Es gab einen Pub nicht allzu weit entfernt, in dem zur Mittagszeit Folienkartoffeln serviert wurden. Und da Mittagszeit war, bestellten Markby und Pearce jeder am Tresen eine gebackene Kartoffel, bevor sie sich mit ihren Pints in eine gemütliche Ecke verzogen. Es war ein altes Lokal. Das Feuer knisterte munter in einem offenen Eckkamin und glänzte in den an die Balken genagelten Hufeisen. Warm und gemütlich. Markby lehnte sich zurück und entspannte sich, während Pearce seinen Bericht über den Besuch der Presse und Tessas Enttäuschung vertiefte, ein Thema, das die Unterhaltungen im Pearce’schen Haushalt offensichtlich noch eine ganze Weile beherrschen würde.
    »Eine mit Garnelen, eine mit Schinken und Käse!« Die beiden Folienkartoffeln wurden serviert.

    »Danke, Jenny«, freute sich Markby über die flotte Bedienung, auch wenn diese verwechselt hatte, wer welche Kartoffel zu bekommen hatte.
    Er tauschte die Kartoffel mit Garnele, die Pearce sich bestellt hatte, gegen die mit Schinken und Käse, die Pearce bekommen hatte. Markby mochte Meeresfrüchte, jedoch nicht in gebackenen Kartoffeln. Es schien ihm unnötig affektiert. Eine gebackene Kartoffel war ein bäuerliches Gericht, das warme Essen eines Arbeiters aus längst vergangener Zeit. Wo um alles in der Welt sollte so weit landeinwärts ein Sohn der Scholle eine Garnele hergenommen haben?

    »Also, Sir?«, fragte Pearce einige Minuten später, nachdem beide von ihren Kartoffeln kaum noch etwas übrig gelassen hatten.
    »Was macht Ihnen Sorgen? Hat es irgendetwas mit dem alten Burschen zu tun, mit dem toten Mr. Bodicote?«

    »Oh, Bodicote.« Markby leerte sein Glas.
    »Möchten Sie noch eins?«
    »Meine Runde«, versicherte Pearce und kehrte kurze Zeit später mit zwei frischen Pints an den Tisch zurück. Als er sie abgestellt hatte, begann Markby:
    »Das hier ist nur ein Schwätzchen über einem Pint, Dave. Es hat nichts zu bedeuten, nichts Offizielles. Es ist nur, dass mich irgendetwas an dieser Sache stört. Sie kennen das Gefühl?« Pearce nickte. Manchmal war es das Einzige, was ein Polizist hatte – nur ein Gefühl, jener Instinkt, der ihn warnte, dass an einer Sache etwas faul war. Auf seinen Instinkt konnte ein erfahrener Beamter sich so gut wie immer verlassen. Wenn Markby etwas an Bodicotes Tod störte, dann würde Pearce ihm sehr genau zuhören.
    »Es gibt nichts«, fuhr Markby fort, »das sich nicht sehr zufrieden stellend erklären lassen würde. Ich versuche mich hier, wie es so schön heißt, in Korinthenkackerei. Ich suche nach kleinen Ungereimtheiten, die nicht ganz in das Bild passen. Andererseits – würde alles perfekt passen, wäre das für sich genommen schon wieder verdächtig, nicht wahr? Ich meine, diese Welt ist voll von Unvollkommenheit. Jedes einzelne Beweisstück hat irgendwo seinen schwachen Punkt. Daran, an diesem Schwachpunkt, verdienen Strafverteidiger ihre exorbitanten Gebühren. Wäre alles perfekt, dann hätte ich eine ganz andere Fährte aufgenommen. Nach einem Wild gesucht, das jedes Detail äußerst sorgfältig überprüft und nichts dem Zufall überlässt.«
    »Darüber habe ich ebenfalls nachgedacht«, gestand Pearce unerwartet.
    »Ich mag keine Zufälle, nicht diese Art von Zufällen jedenfalls. Ich meine, warum muss der alte Mann ausgerechnet jetzt in seinem eigenen Garten stürzen? Wie oft war er morgens schon dort unten beim Stall und hat die Ziegen nach draußen gelassen? Hunderte Male. Jeden Tag im Jahr, seit Gott weiß wie lange. Und ausgerechnet jetzt …« Pearce seufzte.
    »Tag für Tag, so regelmäßig wie ein Uhrwerk«, gab Markby ihm Recht.
    »Eine Alltagsroutine ohne Ausnahme.« Am anderen Ende des Lokals hörten sie eine Gruppe junger Männer laut lachen. Die Männer trugen

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