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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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entschieden, ihre Kinder zu verlassen. Es wäre garantiert nicht einfach für Stephanie, sollte sie ihr Baby behalten wollen. Aber dann wären wir da, um ihr zu helfen, solange sie Hilfe braucht. Ich weiß, dass sich die Zeiten geändert haben, aber du warst jünger als sie heute ist, als du Michael bekommen hast.«
    »Ich hatte aber einen Ehemann, der mich geliebt hat.«
    »Sie hat Eltern, die sie lieben.«
    Sam schlang seine Arme um Elizabeth und zog sie an seine Seite.
    »Was glaubst du, wie dieses Kind sich fühlt, wenn es von uns großgezogen wird und mitansehen muss, dass seine Mutter einen Mann kennenlernt, heiratet und Kinder bekommt, die sie behält?«
    »Genauso, wie ich mich gefühlt habe, als ich zum ersten Mal meine Schwestern gesehen habe.«
    Sam reichte ihr ein Kleenex.
    »Und dann multipliziere das mit dreihundertfünfundsechzig Tagen für jedes Jahr vom Rest deines Lebens.«
    »Es ist pervers, sich darüber zu freuen, dass Jessie keine von uns behalten hat.«
    »Der gleiche Grad der Verlassenheit.« Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Da wir gerade davon sprechen, du hast das letzte Mal kaum etwas von eurem Treffen erzählt.«
    »Ich denke immer noch darüber nach. Jessies Version von der Ehe mit meiner Mutter klingt völlig anders als ihre. Vor allem hat er erzählt, dass sie ihn loswerden wollte. Dabei ist es nicht so, dass er sich herausreden will. Eher schien er zu denken, dass es seine Schuld war, was geschehen ist. Weil er sie überhaupt geheiratet und sich dann so lange an die Ehe geklammert hat.«
    »Überrascht es dich, dass die Erinnerungen deiner Mutter ganz andere sind?«
    »Warum sollte sie lügen?«
    »Ich habe nie verstanden, warum deine Mutter manche Dinge tut. Vielleicht solltest du sie fragen.«
    »Das werde ich machen, aber nicht jetzt. Ich fange an, mich an gewisse Sachen zu erinnern. Und diese Erinnerungen will ich nicht verfälschen.«
    »Woran zum Beispiel?«
    Es schmerzte, das laut auszusprechen. »Wie glücklich ich bei Jessie war. Ich dachte immer, ich hätte mir das alles ausgedacht. Diese glücklichen Tage nur mit Dad, Frank und mir. Jetzt weiß ich, dass es sie wirklich gegeben hat. Meine Mutter lag damals im Krankenhaus. So viele Erinnerungen kommen wieder hoch.«
    Sie kuschelte sich eng an Sam und drückte ihr Gesicht in sein weiches Baumwollhemd, das nach seinem Deo und Aftershave roch.
    »Kürzlich war ich im Lebensmittelgeschäft. Und auf einmal hatte ich ein Bild von Jessie vor mir, wie er mir eine Orange geschält hat. Er löste zuerst die Schale und fuhr dann mit dem Daumen an einer Spalte entlang, bis sich das Fruchtfleisch gelöst hatte, sodass ich den Rest selber schaffte. Auf der Heimfahrt letzten Monat ist mir einfallen, wie ich einmal im Pick-up gesessen bin und ihm und Frank beim Ballwerfen zugesehen habe. Da hat eine große Spinne auf dem Seitenfenster gesessen. Ich war davon überzeugt gewesen, sie würde mich anfallen, und habe ganz laut geschrien. Frank warf einen Ball dorthin, wo ich hingedeutet habe. Doch der prallte vom Wagen ab und sauste durch das Küchenfenster. Dort legte meine Mutter gerade letzte Hand an den Kuchen, den sie für ein Frauentreffen in Bakersfield gebacken hatte. Daddy musste so sehr lachen, dass ihm die Tränen kamen. Frank und ich waren schlauer. Wir haben geschaut, dass wir zu den Nachbarn kamen.«
    »Wie lange seid ihr dort geblieben?«
    »Das weiß ich leider nicht mehr.«
    »Du hattest Angst vor deiner Mutter.«
    »Alle hatten Angst.« Sie runzelte die Stirn. »Unsere Freunde respektierten meine Mutter nicht, sie fürchteten sie. Sie war nie offen hinter jemandem her, sie war eher hinterhältig.«
    »Woran erinnerst du dich noch?«
    Wärme durchströmte sie. »An vieles, jetzt, wo ich mir das endlich erlaube«, sagte sie leise. »Zum Beispiel, wie klein sich meine Hand in seiner angefühlt hat.« Sie setzte sich auf und sah Sam an. »Wie könnte ich mich an so etwas erinnern und dabei vergessen, wie sehr ich ihn geliebt habe?«

42
    Elizabeth
    Christina brachte den Mustang vor einem Hotel im Stil einer Blockhüttensiedlung zum Stehen. »Wie hast du das gefunden?«
    »Im Internet«, sagte Elizabeth. »Clark Gable hat hier öfter übernachtet. Ich dachte, das würde ganz gut passen.«
    »Und das hast du als Empfehlung für ausreichend gehalten?«
    »Du könntest ruhig ein bisschen netter sein.«
    Elizabeth hatte erwartet, dass Christina eher nervös als bissig sein würde. Sie hatte die Fahrt bisher weniger

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