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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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»Nein.«
    »Sieht er ihm ähnlich?«
    »Gar nicht.« Sie studierte seinen Begleiter. »Aber ich kenne den Typen, der ihn begleitet.« Sie rutschte aus der Nische. »Entschuldige mich einen Moment, ich bin gleich wieder da.«
    »Soll ich mitgehen?«
    »Himmelherrgott …« Christina hielt inne. »Nein, es ist schon okay. Er ist ein ehemaliger Klassenkamerad von mir.«
    Die Bedienung erschien wieder. »Möchten Sie noch einmal nachgeschenkt haben?«
    »Klar«, sagte Elizabeth.
    Sie beobachtete, wie Christina den jungen Mann ansprach, wie er erstaunt einen Schritt zurücktrat, grinste und sie kurz umarmte. Sie sprachen ein paar Minuten miteinander. Sein Gesichtsausdruck wechselte von überrascht auf ernst und wurde schließlich mitfühlend. Dann umarmten sie sich wieder, und Christina winkte ihm zum Abschied. Dann kam sie wieder zurück zum Tisch.
    »Lass uns verschwinden«, sagte sie und packte ihre Handtasche.
    »Warum?«
    »Randy hat den Film heute Vormittag zurückgezogen.«
    »Und?«
    »Er hat herausgekriegt, dass der Film keinen Preis bekommen würde.«
    Elizabeth konnte nicht beurteilen, worüber Christina enttäuschter war. Darüber, dass sie Randy verpasst hatten, oder darüber, dass der Film nicht gut aufgenommen worden war. »Ich dachte, die Gewinner werden erst …«
    »Er kennt eine der Frauen in der Jury.«
    »Tja, Mist.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Und was jetzt?«
    Die Bedienung kam mit der Kaffeekanne vorbei und sah sie fragend an. Christina änderte ihre Meinung und setzte sich wieder.
    »Zum Teufel mit dem Kaffee, ich nehme ein Bier.«
    Normalerweise trank Elizabeth in einer Bar Baileys mit Eis. Doch das kam ihr zu altmodisch vor.
    »Bringen Sie mir bitte einen Cosmo«, sagte sie ohne die geringste Idee zu haben, was das war. Sie hatte nur ihre Kinder darüber reden hören.
    Der erste Schluck des unschuldig aussehenden Getränks raubte Elizabeth den Atem. Der zweite war schon besser. Um ihren leeren Magen wenigstens etwas zu füllen, fing sie an, die Erdnüsse zu schälen und zu essen, die mit den Getränken auf den Tisch gekommen waren.
    »Wie lange warst du mit Randy zusammen?«, fragte sie. Sie wollte Christina von ihrer Enttäuschung ablenken.
    »Zwei Jahre. Ich war noch auf der Uni, als wir uns kennengelernt haben.« Sie malte mit den Fingern Linien auf ihr eisiges Glas. »Wir sind miteinander ausgegangen und haben herausgefunden, dass wir beide einen Film machen wollen. Meiner Meinung nach sollte das Thema einen sozialen Hintergrund haben. Ihm war es egal, und so sind wir auf Fremde Wesen gekommen.«
    Elizabeth winkte der Bedienung und deutete auf ihr leeres Glas.
    »Durstig?«, fragte Christina spitz.
    »Ja, ein bisschen.«
    Sie brauchte aber eher etwas, um ihre Hände ruhig zu halten, und wechselte lieber das Thema.
    »Hast du gesehen, wie der Typ an der Bar uns dauernd ansieht?«
    »Das machen Männer in Bars für gewöhnlich«, sagte Christina. »Er denkt vielleicht, wir sind gekommen, um jemanden aufzugabeln.«
    »Du meinst, er flirtet mit uns?«
    »Oh bitte«, stöhnte Christina. »Wann bist du denn das letzte Mal mit deinen Freundinnen unterwegs gewesen?«
    »Ich bin dauernd mit ihnen unterwegs.« Zum Tee, ins Kino, zum Einkaufen – aber nicht so. »Sie sind ein bisschen anders drauf als du, weißt du.«
    »Und das bedeutet was?«
    Ja, was bedeutete das eigentlich?
    »Meine Freundinnen sind eher so wie ich.«
    »Du meinst, langweilig.«
    »Warum machst du das?«, entfuhr es Elizabeth. Sie war enttäuscht. Jedes Mal, wenn sie dachte, sie wären darüber hinweg, sich anzugiften, packte Christina den Hammer aus.
    Doch anstatt wie sonst immer zurückzuschießen, sah sich Christina langsam um und musterte alle bis auf Elizabeth. »Ich weiß nicht«, gab sie schließlich zu.
    »Spricht deine Mutter so mit dir?«
    »Meine Mutter? Wie kommst du denn auf die?«
    »Ich finde manche Angewohnheiten meiner Mutter bei mir selbst wieder. Schrecklich, aber es ist einfach so. Ich denke mir, irgendwoher muss deine Abwehrhaltung kommen – oder von irgendjemandem.«
    »Meine Großmutter hat mir erzählt, dass ich mit meiner Mutter nicht auskomme, weil wir uns so ähnlich sind. Ich habe das damals für das Gemeinste gehalten, was je einer zu mir gesagt hat.«
    »Und seid ihr das? Euch ähnlich, meine ich.«
    »Es ist eins meiner erklärten Ziele, auf keinen Fall so wie sie zu sein. Alles, was sie macht, hängt davon ab, was die anderen Leute von ihr halten. Mein ganzes Leben wurde danach ausgerichtet,

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