Ein Haus für vier Schwestern
nehme dasselbe.«
»Wodka mit Eis?«
Rachel blickte ihre Freundin fragend an. Connie hatte immer gesagt, Wodka sei etwas für heimliche Trinker. »Lieber einen Gin Tonic, mit Bombay Sapphire, wenn Sie haben.«
Er nickte und verschwand.
»Wie kommst du in San Francisco zurecht?«, fragte Rachel.
Connie lachte trocken auf. »Komische Frage nach so langer Zeit, findest du nicht?«
Rachel ließ ihr das durchgehen und nahm einen neuen Anlauf. »Ich wollte dir die ganze Zeit schon sagen, dass mir deine neue Frisur gefällt.« Connie hatte sich vor einigen Wochen die langen Locken abschneiden lassen und trug die Haare modisch kurz.
»Die habe ich seit sechs Monaten.«
Rachel lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Dabei knallte ihr Knie gegen die Tischkante. Sie rieb es sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. So war es einfach, die Enttäuschung über den Verlauf dieses Treffens zu verbergen, das offensichtlich nicht der Erneuerung ihrer Freundschaft diente. Auf einmal fühlte sie sich müde, was aber nichts mit ihrem nur vierstündigen Nachtschlaf zu tun hatte.
Der Kellner brachte ihr Getränk und ein Schälchen mit Salzgebäck. Rachel nahm einen Schluck, fand den Drink schwach und schal. »Okay. Wie ich merke, hast du etwas auf dem Herzen. Raus damit.«
»Wie kommst du darauf?«
Rachel runzelte die Stirn. Sie wusste, dass Connie manchmal Spielchen mit Leuten spielte. »Liege ich denn falsch?«
Connies Antwort ließ eine Weile auf sich warten. »Nein, aber es geht nicht um das, was du denkst.«
»Ich denke, wir haben unsere Freundschaft den Bach runtergehen lassen, weil wir nicht wussten, wie wir es verhindern sollten. Wir hätten schon vor Monaten etwas dagegen unternehmen müssen.«
»Wir?«
Das war der Beweis dafür, dass sich bei Unfällen und Trennungen Augenzeugen in der Regel als völlig unbrauchbar erwiesen. »Okay. Alte Kamellen aufzuwärmen, bringt nichts.«
»Ich kann schon verstehen, dass es für dich unangenehm war, mit mir gesehen zu werden.«
Mit Mühe konnte Rachel die scharfe Erwiderung unterdrücken, die ihr auf den Lippen lag. »Tut mir leid, dass du diesen Eindruck hattest. Kann ich …«
»Das spielt aber keine Rolle.« Connie unterbrach Rachel einfach. »Deswegen bin ich nicht hier.« Sie kippte ihren Drink hinunter und bestellte den nächsten. »Ich weiß, wie hart du für diese Beförderung gearbeitet hast und wie viel sie dir bedeutet. Ich war schließlich dabei, wenn du dich erinnerst. Wäre das nicht so gewesen, hätte ich wahrscheinlich geglaubt, das Geld und die Macht wären dir zu Kopf gestiegen. Aber ich weiß eben, dass du dir treu geblieben bist.«
Warum konnte Rachel Connie einfach nicht glauben?
»Diese Beförderung bedeutete für dich, was für ein hässliches Mädchens früher in der Schule die Aufnahme bei den Cheerleadern war. Seitdem bewegst du dich in anderen Kreisen. Und es bleibt nicht genug Zeit, die alten Freunde zu treffen.«
Zuckerbrot und Peitsche. Bisher war Rachel noch nie selbst die Zielscheibe von Connies Sarkasmus gewesen, immer nur andere. Das schmerzte. »Gut, nachdem das geklärt ist, kannst du mir ja vielleicht verraten, warum du dich unbedingt mit mir treffen wolltest.«
Connie wartete auf ihr Getränk. »Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, was jetzt kommt. Ich habe lang überlegt, ob ich überhaupt etwas sagen soll.« Sie wich Rachels Blick aus, fuhr mit dem Zeigefinger den Rand ihres Glases nach. »Ich weiß, du wirst es mir nicht danken. Keiner hört so was gern. Aber wer Freundschaft ernst nimmt, muss auch solche Aufgaben übernehmen.«
Connie rutschte nach vorn auf die Stuhlkante und beugte sich vor. Offensichtlich war es nicht besonders geheim, was sie ihr erzählen wollte. Rachel könnte es auch selbst herausfinden. Einen Augenblick erwog sie, zu gehen und Connie damit den Triumph zu verderben, der schon in ihren Augen glitzerte.
»Jeff hat eine Affäre.«
Dieser Tiefschlag traf hart und warf Rachel völlig aus der Bahn. Nun kam ihr ihre Kindheit zugute, die sie gelehrt hatte, Gefühle zu verbergen, Antworten zu verweigern, andere reden zu lassen und aus dem Gesagten herauszuspüren, was eigentlich gemeint war.
»Seit Monaten geht das schon.« Connie griff nach ihrem Glas, an dem der Bierdeckel zuerst kleben blieb und dann herunterfiel. Es kümmerte sie nicht. Rachel schwieg. »Jeder im Büro weiß davon. Sie zerreißen sich die Mäuler darüber.«
»Ich nehme an, du hast ihnen davon erzählt?« Sofort bedauerte
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