Ein Haus für vier Schwestern
bloßstellen. Ohne Jeff? Himmel, wie sollte sie nur ohne Jeff weiterleben?
Er hob die Schultern. »Das ist mir egal.«
»Offensichtlich«, brüllte sie.
Er versuchte, nach ihr zu greifen. Sie wehrte ihn mit beiden Händen ab.
»Wir brauchen den ganzen Kram nicht, Rachel. Wir sind früher mit sehr viel weniger zurechtgekommen. Und das könnten wir wieder.«
»Warum sollte ich das wollen, Jeff? Was hätte ich davon? Eine stabile Ehe? Einen Mann, der mich liebt? Einen treuen Ehemann?«
»Ich weiß, du willst das nicht hören. Trotzdem, ich liebe dich, Rachel. Ich will, dass unsere Ehe funktioniert. Das habe ich immer gewollt. Was ich gemacht habe, war dumm, ein riesiger Fehler. Das Blödeste, was ich je angestellt habe. Ich will dich nicht verlieren, nicht deswegen.«
»Warum, Jeff?«, flüsterte sie erstickt. Dann brüllte sie wieder. »Warum?« Wenn sie es verstand, konnte sie es vielleicht aushalten. Allein auf dem weiten Meer, kommt einem jede Luftmatratze wie eine Insel vor.
»Was auch immer ich sagen könnte, würde unheimlich egoistisch klingen.« Er sah die Treppe hinauf. »Müssen wir das hier diskutieren?«
Sie blickte sich um. »Was für eine Rolle spielt der Ort? Oder gibt es in diesem Haus ein spezielles Zimmer, das für die letzten Szenen einer Ehe reserviert wurde?«
»Ich habe mich einsam gefühlt.« Er zögerte. »Sie hat mich gebraucht. Du brauchst mich nicht.«
Sie kam sich vor wie in einem schlechten Film, in dem die Ehefrau für die Kastration ihres Mannes durch ihren Ehrgeiz bestraft wird. »Das ist doch völliger Blödsinn. Selbstverständlich brauche ich dich. Ich habe dich immer gebraucht.«
Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Ich kann das nicht. Ich kann mich nicht verteidigen. Es gibt keine Entschuldigung. Du bist nicht schuld daran, nur ich. Damit werde ich leben müssen.«
»Wie überaus edelmütig.«
»Was willst du, Rachel? Sag es mir.«
Eine Welle der Trauer brandete über sie hinweg. »Dreh die Uhr zurück.«
Er legte den Kopf in den Nacken und starrte zur Decke. Aus seinen Augenwinkeln liefen Tränen. »Das kann ich nicht, und das tut mir leid.«
»Ja, mir auch.« Sie ging um ihn herum und die Treppe hinauf Richtung Schlafzimmer.
Er ging ihr nach und blieb im Türrahmen stehen. Sie holte einen Koffer aus dem begehbaren Schrank.
»Ist der für mich oder für dich?«
Sie hielt inne und runzelte die Stirn. „Weiß nicht.« Sie wollte die Nacht nicht in einem Motel verbringen, aber es machte auch keinen Sinn, wenn er ging. Sie wusste zwar, dass Cassidy zum Fußballspielen musste, aber weder wo noch wann das Match stattfand. Jeff musste sich darum kümmern. John war am Sonntag zu einem Geburtstag eingeladen. Auch da wusste sie weder, ob das Geburtstagskind ein Mädchen oder ein Junge war, noch ob bereits ein Geschenk gekauft worden war.
Er nahm den Koffer und stellte ihn neben die Kommode. »Was auch immer wir beschließen, müssen wir nicht heute Nacht in die Tat umsetzen.«
Rachel setzte sich auf die Bettkante und bedeckte das Gesicht mit den Händen. »Wie konntest du uns das antun?« Wenn Jeff einsam gewesen war, warum hatte er nichts gesagt? Sie hätte sich freinehmen können. Sie hätte …
Er kniete vor ihr nieder und nahm ihre Hände, bevor sie sich ihm entziehen konnte. »Es war dumm von mir, ein Fehler, Rachel. Wie kann ich dir das begreiflich machen? Sandy war …«
»Sandy?« Sie fühlte sich merkwürdig erleichtert, weil sie keine Sandy kannte. Wenigstens war es keine Freundin, die sie womöglich gegrüßt und angelächelt hatte – im Club oder auf dem Tennisplatz. Es hätte sie sehr erniedrigt, wenn man hinter ihrem Rücken über sie gelacht hätte.
»Browning – ihre Tochter spielte mit Cassidy Fußball. Sie war nach ihrer Scheidung hierher gezogen, um in der Nähe ihrer Eltern zu wohnen. Ich habe gedacht, ich könnte …« Er zuckte mit den Schultern. »Ist nicht wichtig, was ich dachte. Es zählt nur, was ich getan habe.«
Rachel entzog ihm ihre Hände. »Liebst du sie?«
»Nein.«
»Trefft ihr euch noch?«
»Wie ich schon gesagt habe, es ist seit Monaten vorbei. Sie ist vor vier Wochen zurück nach Texas gegangen. Ihre Töchter sollten in der Nähe des Vaters bleiben. Und sie wollte sehen, ob es eine Chance für einen Neuanfang geben würde. Die Trennung war hart für die Kinder.«
Er hätte sie auch schlagen können. »Warum waren ihre Kinder wichtiger als deine eigenen? Wann hast du beschlossen, ihr Zuhause und ihr Glück aufs
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