Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
Vom Netzwerk:
wie in einem Klettergarten. »Vergessen Sie’s. Mir ist gerade eingefallen, dass die Infos in den Unterlagen von Ihrer Assistentin sind.«
    Lucy guckte auf ihre Uhr.
    »Ich habe in einer halben Stunde einen Termin dort in der Nähe. Ich kann Sie hinbringen. Ich muss nur schnell meine Aktenmappe holen und meiner Assistentin sagen, dass ich gehe.«

28
    Christina
    Auf dem Weg zum Haus ihres Vaters schwieg Christina. Nichts, was sie zu sagen gehabt hätte, wäre die Anstrengung wert gewesen, sich verständlich zu machen. Lucy wollte sicherlich nicht wissen, dass Christina richtig sauer auf Jessie wurde, je länger sie über seinen Reichtum nachdachte.
    Sie war bereit gewesen, ihm zu vergeben, dass er sich tot gestellt hatte. Er als alter Mann hatte wahrscheinlich gedacht, er könne sich nicht richtig um ein kleines Kind kümmern. Jetzt aber, da sie wusste, dass er sich eine Kinderfrau hätte leisten können, hatte er aus ihrer Sicht durchaus die Wahl gehabt. Doch in seinen Plänen war kein Platz für sie gewesen.
    »Wie lange hat mein Vater gebraucht, das ganze Geld zu verdienen? Zu mir hatte er gesagt, er wäre pleite, bevor er verschwand.«
    Lucy lächelte Christina kurz zu. »Als ich Jessie kennengelernt habe, war seine Fähigkeit, Menschen von sich zu überzeugen, das Einzige, was er hatte. Nur deswegen hat er den Kredit für sein ersten Lagerhaus bekommen.«
    »Warum ausgerechnet Lagerhäuser?«
    »Er hielt die Augen offen und erkannte den Bedarf. Das konnte er besser als alle anderen. Und was noch wichtiger war: Er hatte nie Angst davor, zu scheitern. Darauf war er stolz. Er hat eine Chance mit beiden Händen ergriffen, während andere sich in ihren Sesseln zurücklehnten.« Lucy hielt an einer roten Ampel und drehte sich zu Christina um. »Ich habe das Gefühl, er hat ihnen mehr als nur ein bisschen von dieser Eigenschaft vererbt.«
    »Ich bin noch nicht ganz auf dem Level«, gab Christina zu. »Aber ich arbeite daran.«
    Ein paar Minuten später bog Lucy in eine Straße mit zweigeschossigen Häusern ein. Sie waren groß, verglichen mit dem Durchschnitt, aber von den Zäunen und Mauern, die Christina erwartet hatte, war nichts zu sehen.
    Lucy deutete nach links. »Da hat Ronald Reagan während seiner Zeit als Gouverneur gewohnt.«
    Lucy spielte die Fremdenführerin für sie? Verwundert und sprachlos nickte Christina bloß.
    »Jessie mochte ihn nicht.«
    Noch so ein Widerspruch. Waren Kapitalisten nicht grundsätzlich Anhänger der republikanischen Partei? »Aus persönlichen oder politischen Gründen?«
    »Wie bitte?«
    Christina schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Lucy bog in eine Auffahrt ein. »Da sind wir.«
    Das Haus sah nicht viel größer aus als das, in dem Christina aufgewachsen war. Wofür hatte Jessie sein Geld ausgegeben? Offensichtlich nicht für sich.
    Eine Frau erschien, um sie zu begrüßen. Lucy stellte Christina vor und erklärte den Grund ihres Sprachproblems. Rhona reagierte überrascht und zeigte Mitgefühl. Christina hatte aber nicht den Eindruck, das würde zu einem Dauerthema während ihres Aufenthalts hier werden. Sie wollte zwar bei der Lüge bleiben, aber nicht ein ganzes Phantasiegebäude darum errichten.
    Lucy erzählte Rhona, dass sie den Termin für das erste Treffen im Haus erst ansetzen würde, wenn Christina ihre Drähte los wäre. Und sie teilte ihr mit, dass die junge Frau Jessies Wagen nutzen konnte.
    »Alles klar?« Bevor Rhona antworten konnte, sprach Lucy aber weiter. »Ach ja, Sie wollten mir doch etwas zeigen.«
    Rhona legte Lucy ihre Hand auf den Arm. »Das hat Zeit.«
    Christina bemerkte die vertrauliche Geste und fragte sich, welche Rolle Rhona im Leben ihres Vaters wohl gespielt hatte. War Haushälterin einfach ein anderer Ausdruck für Geliebte? Jeder Dienstbote im Haus ihrer Mutter hätte sich einer Frau wie Lucy Hargreaves gegenüber nur unterwürfig verhalten.
    Lucy lächelte dankbar. »Ich komme morgen auf dem Weg in die Kanzlei kurz vorbei.« Dann wandte sie sich an Christina. »Wenn Sie etwas brauchen – Sie wissen, wie Sie mich erreichen können.«
    Rhona lächelte Christina an und streckte ihr die Hand zu einem Willkommensgruß entgegen. »Kommen Sie herein. Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, und dann verschwinde ich zu meinem Bücherzirkel. Ich habe das Buch, das wir gerade besprechen, nämlich ausgelesen und will diesen Termin auf keinen Fall verpassen.« Sie schloss die Eingangstür hinter ihnen. »Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.«
    Christina schüttelte

Weitere Kostenlose Bücher