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Ein Haus für vier Schwestern

Ein Haus für vier Schwestern

Titel: Ein Haus für vier Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgia Bockoven
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das hier vorüber ist, werden wir sie wahrscheinlich nicht mehr zu Gesicht bekommen.«
    »Bei allem Respekt, aber da liegen Sie meiner Ansicht nach falsch.«
    Sollte sie das hier wegen zehn Millionen sechs Monate lang durchhalten? War es das wert? Zu ihrer Schande zögerte sie keinen Augenblick mit der Antwort. Ja, das war es wert. Sie verhielt sich jedoch in keiner Weise wie die Stütze von Moral und Anstand, für die sie sich immer gehalten hatte.

32
    Elizabeth
    Die erste Aufzeichnung endete, als Jessie gerade Elizabeths Mutter getroffen hatte – eine Frau, oder besser gesagt, ein Mädchen, das Elizabeth völlig fremd war. Sie hatte ihre Mutter nur als wütende und verbitterte alte Frau gekannt, die jedes Mal Gift und Galle spuckte, wenn sie von Jessie Reed sprach. Was war in der Zwischenzeit geschehen? Warum hatte Jessie die Frau verlassen, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte? Die Frau, die er für die allerschönste auf der ganzen Welt hielt? Und wo war die Verbitterung in seiner Stimme geblieben über die Art und Weise, in der die Ehe endete?
    »Da ist eine zweite CD«, sagte Rachel, als sie in den Umschlag sah. Eine stillschweigende Übereinkunft hatte Rachel zur Organisationschefin ihrer uneinheitlichen Gruppe gemacht. Lucy hatte das wohl instinktiv geahnt, bevor sie ihr die CDs und Instruktionen übergab. Eigentlich hätte diese Rolle Elizabeth als der Ältesten zugestanden, doch diese zog die Zuschauerrolle vor. Auch das hatte Lucy sicherlich mitbekommen.
    Elizabeth nahm sich vor der Anwältin ihres Vaters im selben Maß in Acht, wie sie von ihr beeindruckt war. Sie wusste nicht, woher diese Vorsicht kam. Aber sie war überzeugt davon, dass Lucy Hargreaves mehr mit dem Leben ihres Vaters und seinem Testament zu schaffen hatte, als sie ihnen gegenüber zugeben wollte.
    »Braucht jemand eine Pause, bevor wir weitermachen?«, fragte Rachel.
    »Ja, ich.« Ginger grinste entschuldigend. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden und lehnte sich gegen ein Sofa mit Damastbezug. »Zu viel Tee.«
    »Den Flur runter und dann links«, sagte Christina.
    Elizabeth saß in einem Stuhl neben dem Kamin, der eine steile und schrecklich unbequeme Lehne hatte. Sie beäugte sehnsüchtig den zweiten der bequemen Polstersessel gegenüber vom Sofa, aber dort säße sie direkt neben Christina. Mit einem lautlosen Seufzer stand sie auf und ging hinüber.
    »Du hast es länger dort ausgehalten, als ich es für möglich gehalten hätte«, sagte Christina.
    »Dieser Stuhl muss ein Relikt aus den Zeiten der Inquisition sein. Noch einmal zehn Minuten, und ich würde mich auf dem Boden winden und alles gestehen.«
    »Oho, du kannst tatsächlich einen Scherz machen«, rief Christina.
    »Was ist bloß los mit euch beiden?«, fragte Rachel.
    Christina griff nach der Teekanne. »Ach, du weißt doch, wie das bei Schwestern so ist. Oder vielleicht auch nicht. Mit dir und Ginger scheint es ja ziemlich gut zu funktionieren. Woher kommt das?«
    Rachel blieb von Christinas angriffslustiger Haltung ziemlich unbeeindruckt. »Soll ich dir erklären, warum ich Ginger mag?«
    »Klar. Vielleicht mag ich sie dann auch lieber. Aber sag jetzt bloß nicht, sie sei hübsch und nett und würde sich für den Weltfrieden einsetzen.«
    »Hast du eigentlich keine Angst, dass du irgendwann von deinem hohen Ross runterfällst?«, fragte Rachel.
    »Nein, ich kann nämlich ziemlich gut reiten.«
    Rachel schleuderte die Schuhe von den Füßen und schlug die Beine unter, während sie sich tiefer in ihre Sofaecke kuschelte.
    »Sie ist hübsch, ja und? Davon kann sie sich auch nichts kaufen. Und jeder giftet sie an, weil die Natur sie bevorzugt hat. Sie ist offen, ehrlich und schleppt nicht so einen großen Rucksack unbewältigter Gefühle mit sich rum wie der Rest von uns. Das finde ich gut.«
    »Du hast die glückliche Hausfrau dort übersehen«, sagte Christina. »Sie macht einen ziemlich gefestigten Eindruck auf mich.«
    »Und, stimmt das?«, fragte Rachel Elizabeth.
    »Lasst mich da raus.«
    »Ach komm«, bettelte Christina. »Erzähl uns was von dir. Wir beißen nicht. Na, zumindest ich beiße nicht.«
    Ginger erschien in der Tür. »Ich beiße auch nicht.«
    Alle sahen sie erwartungsvoll an. Elizabeth würde ihnen sicher nicht ihr Herz ausschütten, aber etwas zum Nachdenken wollte sie ihnen schon geben. Auch wenn das nur beweisen sollte, dass sie nicht so eigenbrötlerisch war, wie Christina sie hinstellte.
    »Ich bin ein bisschen komisch, weil ich

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