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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Hallmann.
    »Nun ja«, murmelte der Doktor und hüstelte, »ganz so toll nun wieder auch nicht, Herr Oberst. Das erlebt man öfters in der Praxis, daß alte Scheunen noch einmal zu brennen anfangen.«
    Er setzte zwei Finger an den Mund und stieß einen gellenden Pfiff aus. Und es dauerte nicht lange, daß die Hündin Mopka zurückkam, als sei nichts geschehen, und mit ihrer Schwester Molli zu scherzen begann.
    Auch Oberst von Krappf pfiff, ebenfalls auf zwei Fingern, aber völlig erfolglos.
    »Ja, Dackel«, meinte Dr. Hallmann, »da gibt es die Sorten Kommst und Kommstnicht. Ihrer scheint von der Sorte Kommstnicht zu sein. Hab’ die Ehre, Herr Oberst.« Und er verschwand mit seinen Hunden im Hause.
    Herr von Krappf marschierte leicht verstimmt in die Dunkelheit hinein. Die Bemerkung über die Dackel hatte ihn verärgert, noch mehr aber die dumme Redensart von den alten Scheunen... Hatte dieser junge Dachs damit etwa anzüglich werden wollen?
    »He, Waldmann!« Er lauschte. Kein Hund. Kein Laut.
    Die Laternen brannten trüb in dem leichten Nebel, der um diese Jahreszeit vom Fluß aufstieg. Außerhalb der Lichtkreise konnte man nicht viel erkennen.
    »Hallo, Waldmann! Verrückter alter Kerl. Alte Scheune, haha.«
    Und dann entdeckte er ihn. Er lag auf der Seite, die krummen Läufe wie im Schlaf angezogen, und der Lichtschimmer, der aus einem unverhängten Fenster auf die Straße fiel, spiegelte sich stumpf in den gebrochenen Augen.
    Der Oberst stand eine gute Minute lang regungslos vor seinem toten kleinen Freund, dann beugte er sich nieder, nahm den Hund behutsam auf und trug ihn heim. Er betrat das Haus durch den Hintereingang, wo er den Hund sanft niederlegte, bevor er die Treppen emporstieg, bis ins dritte Stockwerk hinauf, um bei Holldorfs zu läuten. Herr Holldorf selber öffnete die Tür und war nicht wenig erstaunt, in dem späten Besuch den Oberst von Krappf zu erkennen.
    »Guten Abend, Herr Holldorf, bitte die Störung zu entschuldigen, wollte nur fragen, ob Sie einen Spaten besitzen.«
    »Im Keller, Herr Oberst«, stotterte Friedrich Holldorf einigermaßen verblüfft, da er sich durchaus nicht vorstellen konnte, was diese Frage zu so später Stunde bedeuten sollte.
    »Wollte Sie bitten mir behilflich zu sein, meinen Waldmann zu begraben. Ist vor wenigen Minuten eingegangen.«
    »Herzliches Beileid, Herr Oberst«, murmelte Herr Holldorf etwas unsicher, da er nicht recht wußte, ob sich diese Form des Mitgefühls auch für Hunde gehörte, »ich bin sofort da, ich ziehe mir nur noch die Schuhe an.«
    »Schönen Dank, werde unten auf Sie warten.«
    Und dann gingen die beiden Männer, der Oberst mit dem Hund auf den Armen und Holldorf mit dem Spaten über der Schulter, die Mozartstraße hinunter und begaben sich zu den Flußwiesen, wo Holldorf in der Nähe der Eisenbahnbrücke, an der Sohle des Uferdamms unter den Berberitzensträuchern, im dürftigen Schimmer der Brückenlampen eine Grube aushob, um den Hund darin zu begraben.

    An diesem Abend befand sich Milchhändler Brieskorn mit seiner jungen Frau Ellinor, geborene Beinhaupt, auf der Hochzeitsreise nach Italien, für eine flüchtige Flitterwoche nur, aber er hatte ihr den sehnlichen Wunsch, ein paar Tage voller Honig am Gardasee zu verbringen, nicht abschlagen können. Sie hatten >in aller Stille< geheiratet, wie es in der Anzeige hieß, die man am Morgen des Hochzeitstages im Generalanzeiger lesen konnte. Während Brieskorns Abwesenheit führte die Witwe Bindrum das Geschäft weiter, die sich in den wenigen Wochen, seit Frau Knopka fort war, nicht nur gut eingearbeitet hatte, sondern auch erstaunlich rund geworden war.
    Daß Brieskorn auf Freiersfüßen wandelte, hatte sich bald herumgesprochen, darum fiel das Haus auch nicht aus den Wolken, als man die Anzeige beim Frühstück las. Man wäre vielleicht ein wenig erstaunt gewesen, wenn der Altersunterschied des Paares bekannt geworden wäre. Aber Witwe Bindrum hütete sich, ihre Stellung durch unvorsichtige oder gar hämische Bemerkungen zu gefährden, und so nahm man an, daß die Dame, auf die Brieskorns Wahl gefallen war, seinem Alter entsprechen werde. Seinem Alter... Nun ja, es ließ sich nicht leugnen, daß er seinen achtundfünfzigsten Geburtstag hinter sich gebracht hatte, aber die Liebe hatte ihn um gut zehn Jahre verjüngt, und außerdem blitzte der neue Ehering so hell an seinem Finger, daß es in München dem Portier vom Hotel Schottenhaml, wo die Brieskorns eine kurze Zwischenstation machten,

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