Ein Haus geteilt durch 8
nicht
Werner. Und wenn er einen dicken Schädel hat, dann nur von dir. Von mir bestimmt nicht.«
Er hob sein Glas und trank seiner Frau zu: »Prösterchen, meine Liebe. Und nun sage mir nur noch, was du zu unternehmen gedenkst.«
»Das werde ich erst einmal überschlafen. Wo ist diese Firma, bei der Sabine beschäftigt ist?«
»Wer? Ach so...« Er nahm die Brille ab und rieb sich die Augen. »Zettel & Sartor. Du findest die Adresse im Telefonbuch.«
Er ging um den Tisch herum, legte den Arm um ihre Schultern und setzte sich zu ihr auf die gepolsterte Armlehne des Sessels.
»Ich will dir nicht hineinreden, Liebste«, sagte er zärtlich, »aber geh nicht allzu stürmisch vor.«
Am nächsten Tag hielt ein Taxi vor dem Haus, in dessen zweitem Stockwerk sich die Büroräume der Firma Zettel & Sartor befanden. Kurz nach vier verließ ein halbes Dutzend junger Mädchen das Haus, unter ihnen Sabine, die - nachdem sie sich von ihren Kolleginnen verabschiedet hatte, die ihre Fahrräder aus dem Hof holten - an der Straßenecke von einer sehr elegant gekleideten Dame angesprochen wurde.
»Frau Sabine Fröhlich?«
»Ja«, nickte Sabine und errötete im nächsten Augenblick, weil sie an der Ähnlichkeit von Gesicht und Stimme sofort erkannte, wer vor ihr stand.
»Sie sind Werners Mutter, gnädige Frau...«
»Ja, mein Kind. Und ich möchte Sie bitten, sich zu mir in den Wagen zu setzen, der dort auf mich wartet. Oder holt Werner Sie ab?«
»Nein, Werner kommt erst am späten Abend heim.«
»Ja, natürlich, ich vergaß die Rasierapparate.«
»Nein, Blei.«
»Wie bitte? Ich verstand: Blei...«
»Ja - aber das läßt sich nicht in drei Worten erklären.«
»Nun, dann kommen Sie, bitte.«
Werners Mutter nahm Sabines Arm und spürte ein kleines Zögern.
»Sie dürfen mir vertrauen, Sabine«, sagte sie herzlich, »und ich darf Sie doch beim Vornamen nennen, nicht wahr?«
»Gewiß, gnädige Frau.«
Sabine ließ sich zu dem Wagen führen und nahm neben Werners Mutter Platz.
»Wo können wir ungestört sprechen, Sabine? Vielleicht in Ihrer Wohnung?«
»Wenn es Ihnen nichts ausmacht, drei Treppen zu steigen.«
»Es war schon immer mein Wunsch, zu wissen, wie ihr wohnt«, gestand Frau Fröhlich.
Der Taxichauffeur drehte sich fragend um.
»Mozartstraße sechsunddreißig«, rief Frau Fröhlich ihm zu. Sabine sah sie von der Seite an: »Sie wissen also, wo wir wohnen, gnädige Frau? Warum haben Sie nie an Werner geschrieben?«
»Hat er darauf gewartet?«
»Er spricht nicht gern darüber, aber ich weiß, daß er heimlich darauf gehofft hat.«
»Ich will Ihnen einen guten Rat geben, Sabine«, sagte Frau Charlotte Fröhlich und legte ihre Hand für einen Augenblick auf Sabines Arm, »werden Sie bei aller Liebe zu Werner nie so sehr sein Geschöpf, daß Sie Ihre Selbständigkeit verlieren und gegen Ihr Gefühl und besseres Wissen handeln. Sie lächeln? Warum?«
»Weil Werner mir dasselbe vor einiger Zeit fast mit den gleichen Worten sagte.«
»Bei welcher Gelegenheit? Etwa, als er über mich sprach?«
Sabine zögerte mit der Antwort.
»Ich verstehe«, nickte Frau Fröhlich, »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Und ich finde es eigentlich großartig von Werner, daß er so früh zu dieser Einsicht gekommen ist.« Sie streichelte Sabines Hand und nickte ihr zu: »Wann erwarten Sie das Kleine?«
»Der Arzt meint, in drei Wochen.«
»Daß Sie dann noch arbeiten!«
»Es strengt mich nicht an. Und außerdem höre ich Ende der Woche auf. Werner redet mir schon seit langem zu, ich solle daheimbleiben. Aber ich wüßte nicht, was ich den ganzen Tag daheim tun sollte.«
»In diesem Falle sollten Sie auf ihn hören«, sagte Frau Fröhlich.
Das Taxi hielt vor dem Haus, Sabine sperrte die Tür auf und wartete auf Werners Mutter, die das Taxi zahlte. Auf der Treppe begegnete ihnen der Oberst, der seinen Cäsar ausführte. Der Hund war immer noch verspielt und tapsig, aber seine Größe war schon jetzt, da er ein halbes Jahr alt wurde, imponierend. Der Oberst lüftete vor den beiden Damen den Hut und zog seinen Cäsar scharf heran.
»Oberst von Krapff«, flüsterte Sabine Werners Mutter zu, »er wohnt unter uns. Den Hund hat er vor einiger Zeit Holldorfs Kindern abgekauft. Holldorfs sind unsere Nachbarn. Herr Holldorf war bei einer Baufirma beschäftigt, die vor einiger Zeit verkracht ist. Schwibus... gewiß haben Sie davon gehört...«
»Ja, das war eine häßliche Geschichte.«
»Und leider wurde Herr Holldorf
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