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Ein Haus geteilt durch 8

Ein Haus geteilt durch 8

Titel: Ein Haus geteilt durch 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Kickstarter durch und klemmte sich auf den Sattel. Ein Tag war wie der andere, heiter und wolkenlos. Der Roggen war überall schon eingefahren und gedroschen, und auch der Weizen wurde weiß und bestand bereits die Fingerprobe.
    »Zur Abwechslung könnte es ruhig einmal regnen«, meinte Werner, dem der Schweiß schon auf der Stirn stand, bevor er den Spaten in die Hand genommen hatte.
    »Lieber nicht«, winkte Holldorf ab, »besser schwitzen als im Dreck wühlen. Aber Ihnen kann es ja wurscht sein.«
    »Warum?«
    »Weil heute Freitag ist. Am Sonntag müssen wir natürlich daheim bleiben. Denn das frißt nicht einmal der Ökonom Schuster, daß unser Geheimkommando am Sonntag arbeitet. Und am Montag gehen Sie ja wieder auf Reise, nicht wahr?«
    »Ja«, sagte Werner und spuckte in die Hände.
    »Schade«, murmelte Holldorf, »ich weiß wirklich nicht, wie ich hier allein fertig werden soll. Ich müßte mich fast nach einem zweiten Mann umsehen. Und das paßt mir wenig in den Kram. Und dann ist da noch die Sache, wie wir beide abrechnen wollen. Nun winken Sie bloß nicht ab. So dick haben Sie es ja auch nicht, um auf ein paar Hunderter großkotzig verzichten zu können, nicht? Na also.«
    Werner warf den Spaten über die Schulter und ging zu den Wällen, um auch dort ein paar Schaufeln Erde umzuwerfen. Schließlich mußte man dem Bauern zeigen, daß hier in >höherem Auftrag< genau und gründlich gearbeitet und untersucht wurde. Holldorf grub derweil die Erde vor den Anzeigerständen um und legte ein Stück des Mauerwerks frei. So schafften sie eine gute halbe Stunde. Sie ließen das abgestochene Moos und Farnkraut recht deutlich neben den Rinnen und Löchern liegen. Und dann stiegen sie in den kühlen Anzeigerstand hinunter, um eine Zigarette zu rauchen und einen Schluck zu trinken; nicht zu viel, denn je mehr man trank, um so mehr geriet man ins Schwitzen.
    »Hören Sie zu, Holldorf«, sagte Werner und setzte die Flasche ab, »ich habe mir die Geschichte inzwischen überlegt. Ich lasse die Bügeleisen sausen und mache hier mit Ihnen weiter. Solch einen Job finde ich, wenn es sein muß, alle Tage.«
    »Mann, das ist ein Wort, auf das ich gewartet habe. Und eins will ich Ihnen sagen, Fröhlich: wenn wir das Zeug hier rausgeschafft haben, dann haben wir ein Geschäft gemacht, das nicht von schlechten Eltern ist. Ein Tausender pro Nase springt dabei ganz gewiß heraus.«
    »Wenn das Zeug daheim im Keller liegt«, sagte Werner warnend. »Das Rausschaffen macht mir keine Sorge, Sorge macht mir der Abtransport.«
    »Habe ich mir auch schon überlegt. Und ich bin schon auf die Lösung gekommen. Kennen Sie die Baufirma Fröhlich & Söhne? Schreibt sich genauso wie Sie, nur mit ‘nem H...«
    Werner machte ein etwas dummes Gesicht. Nicht nur wegen des fehlenden H, wenn er auch rasch begriff, daß Holldorf an das Türschild dachte, auf dem dieser Buchstabe fehlte.
    »Fröhlich & Söhne«, murmelte er, »ja, ich glaube, daß ich von der Firma schon gehört habe.«
    »Dort habe ich nämlich einen guten Bekannten, prima Kerl, mit dem man Pferde stehlen kann. Der fährt bei der Firma Fröhlich einen Lastwagen. Und so ein Chauffeur kann immer mal eine oder zwei Stunden abzwicken. Da hat es eben unterwegs eine Reifenpanne oder einen Motorschaden gegeben, verstehen Sie?«
    »Gute Idee.«
    »Na also.’ Der Mann heißt Willi Hobusch. Ich habe mit Willi schon gesprochen. Er kommt rausgefahren und holt das Blei ab, wir müssen es vorher nur in alte Zementsäcke füllen, damit das Verladen ruckzuck geht.«
    »Und wo stapeln wir die Säcke so lange?«
    »In dem Keller unter dem verfallenen Wachhaus, oder was es sonst gewesen sein mag. Blei ist schwer, da brauchen auch dreißig Zentner nicht viel Platz.«

    In dem großen Hause, das der alte Kommerzienrat Fröhlich kurz vor dem Ersten Weltkrieg erbaut hatte und in dem jetzt sein Sohn Arnold wohnte, saßen sich Dr. Arnold Fröhlich und seine Frau Charlotte, Werners Eltern, nach einem Konzertbesuch in der Diele gegenüber. Die Doppeltür, die in den Garten führte, stand offen und ließ die milde Nachtluft hereinströmen. Hübsch war der Garten im Frühling, wenn die Krokusse gelb und blau aus dem Rasen spitzten und wenn die alten Magnolien ihre zahllosen Blüten aufsteckten. Der Erbauer des Hauses hatte die Absicht gehabt, das Haus in einen ausgedehnten Park zu stellen, aber mit der Vergrößerung des Unternehmens, das sich auf den Bau von Brücken erst später spezialisiert hatte, waren

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