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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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hinteren Treppe versteckt. Ich fand ihn, wie er in der Zimmerflucht des ersten Stocks von einem Raum in den nächsten flitzte. Ich fand ihn in der oberen Loggia versteckt, und einmal fand der Installateur ihn flach auf dem Dach liegend. Er war bis in den obersten Winkel der Villa verfolgt worden und in seiner Verzweiflung durch den Turm entkommen.
    »Künstler sind eigenartige Menschen«, teilte der Installateur von da an allen mit, die es hören wollten. »Robbie sucht seine Inspiration bäuchlings auf dem Dach, er setzt sein Leben dafür aufs Spiel.« Ich fand ihn eines Tages selber dort, und er sagte mir, er suche inspirazione. Ich bin schon auf so manchem Dach gewesen und hätte nie vermutet, daß unter den Dachziegeln Inspiration steckt.
    Mit der Zeit brachte ich alle außer dem Installateur dazu, ihn in Ruhe zu lassen. Ich erklärte, daß Robbie nicht nur ihre Fachsprache nicht verstehe, sondern daß Details ihn auch we
nig interessierten und sie sich, so sehr es ihnen gegen den Strich gehen mochte, mit mir begnügen müßten. Imolo ließ sich davon nie wirklich überzeugen und meinte, von Mann zu Mann verstehe Robbie von diesen Dingen mehr als ich. Robbie hatte die Zeichnungen von dem, was gemacht werden sollte, und Imolo wollte, daß Robbie mit ihm zusammen darüber brütete. Der Installateur verfolgte Robbie weiterhin und überhäufte ihn nicht nur mit Fragen zu seiner Arbeit, sondern auch zum Wesen der Inspiration.
    Alle unverheirateten und lüsternen Angehörigen des Bautrupps versuchten, die Beauties nach der Arbeit in die Hügel zu locken, aber mit wenig Erfolg. Ihr Terminkalender war voll. Sie hatten die örtliche Fußballmannschaft entdeckt und waren als offizielle Maskottchen in Dienst gestellt worden. Ihre Zeit ging fast völlig damit drauf, der Mannschaft einschließlich Reservebank zu zeigen, wie man Whiskey aus Biergläsern trinkt und wie man in Galway schwoft.
    Dafür machten sie sich jeden Morgen auf den Weg, bekleidet mit schrillen Miniröcken sowie jeder Menge Kriegsbemalung und Modeschmuck. Vorgeblich lautete ihr Auftrag, für das Familienpicknick Brot zu holen. Die Beauties waren im Dorf bald ein solcher Hit, daß sie selten rechtzeitig zu unserem Mittagessen zurückkehrten. Die Orsolani hatten noch nie derart blasse, grauäugige Frauen gesehen und ganz gewiß keine, die außerdem größer waren als sie selbst und sie im Armdrücken schlugen. Eine der Beauties sprach ein wenig Italienisch, die andere keine Silbe. Dadurch keineswegs entmutigt, verständigten sie sich durch die Sprache der sexuellen Spannung und ihre wilde Entschlossenheit, sich zu amüsieren. Die Beauties waren Mädchen, mit denen man rechnen mußte, was San Orsola fassungslos tat.
    Nachdem die ersten Flirts absolviert waren, wurden sie von einer Familie zur nächsten gereicht, um Eltern und Großeltern kennenzulernen und den Wein vom Weinberg des jeweiligen Hausherrn zu probieren. Mit ihrem amazonenhaften Mut und ihrer exotischen Pracht wurden sie lange vor uns anderen in die Geheimnisse sämtlicher örtlicher Cantinas eingeführt. Die Beauties äußerten sich nur vage über diese Ausflüge, von denen sie torkelnd zurückkehrten, die aschblonden Köpfe von Alkohol benebelt.
    »Sie stellen viele Fragen nach euch, und wir setzen sie eben ins Bild, so gut wir können.« Die fabulierten Auskünfte blieben haften, ein Gemisch aus Geratenem und Erfundenem, das uns den Weg ebnen sollte, in Wahrheit aber versteckte Fallen grub, die uns noch lange zu schaffen machten.
    Die Beauties kehrten mit Schilderungen von Überfluß in unsere halbverhungerte Runde zurück.
    »Unter jedem Haus liegen irgendwo Eichenfässer mit Wein. Es gibt Tröge und Rohre und Eisenhaken mit rohen Schinken, die in einem modrigen Pfefferschleier hängen. Sie schneiden den Schinken hauchdünn, die Salami auch, und servieren sie dir mit Scheiben von Honigmelonen, die frisch vom Feld kommen.«
    Am späteren Nachmittag taumelten die Beauties die Auffahrt hoch, und dann hatten sie nicht selten gar kein Brot dabei. Eifersüchtig verteidigten sie diese mittäglichen Einkaufstouren gegen alle Versuche, sie von ihrer ansonsten leeren Liste der Haushaltspflichten zu streichen.
    »Ihr solltet die durchwachsenen Speckseiten sehen und die Krüge mit den besten Steaks, die in Öl und Kräutern eingelegt sind. Und wißt ihr, sie haben Hunderte, wirklich Hunderte Flaschen Tomatensoße gelagert. Wir werden bei der
nächsten Einmachsaison dabei sein, im August, wenn es eine

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