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Ein Haus in Italien

Ein Haus in Italien

Titel: Ein Haus in Italien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa St Aubin de Terán
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bestimmte Pilzquiche und eine Zitronen-Tarte mit Baiserhaube mitgebracht zu haben.
    »Aber was ist mit dem übrigen französischen Essen – magst du das nicht?«
    »Naja, einiges schon«, räumte sie widerwillig ein. »Aber es ist nicht wie das, was wir hier machen. Als wir hungrig waren, hätten wir auch unsere Schürzen gegessen. Ich habe viele französische Sachen gegessen, natürlich, aber sie sind nicht wie unsere.« Sie schüttelte den Kopf. »Ein Leben ohne Pasta ist eine traurige Angelegenheit.«
    Maria bemühte sich, mir das Nudelmachen beizubringen. Sie wollte unbedingt, daß auch die Beauties es lernten, aber
es gelang ihr nicht, sie aus der Cantina zu locken. Das Geheimnis lag im Ausrollen und Falten. Der Teig mußte eine bestimmte Feuchtigkeit haben, sonst war alles umsonst. Wenn das Unglück zuschlug und er zu mißlingen drohte, mußten die papierdünnen gelben Teigschichten getrocknet werden. Dafür nahm Maria einen elektrischen Föhn und fuhr mit dem heißen Luftstrahl an den widerspenstigen Nudelhostien auf und ab.
    Meine eigenen Bemühungen schlugen dermaßen fehl, daß ich bei diesen Unterrichtsstunden im Nudelmachen die einfachsten Aufgaben zugeteilt bekam. Ich schnitt ein wenig, aber auch das nur unter strenger Aufsicht, da ich nicht gerade schneiden konnte. In etwa fünfzehn Jahren, sagte man mir, würde ich es gelernt haben. Marias Hand war so sicher, daß sie, wenn es Zeit war für Beautiful , ihre Aufmerksamkeit der perfekten Umsetzung umbrischer Küche und zugleich dem erotischen Karussell ihrer Lieblings-Seifenoper widmen konnte.

14. Kapitel
    A ls die Polizei in die Villa kam, um zu untersuchen, warum einer der Beauties im örtlichen Krankenhaus ein Terrakottasplitter aus dem linken Auge entfernt werden mußte, ließen sie die Angelegenheit schließlich fallen, weil die verblüffenden Geschichten so widersprüchlich waren und die Zeugen sich beharrlich weigerten, einen Schuldigen auszudeuten. Da ich zu dieser Zeit mit Robbie und Allie aus gewesen war, erfuhr auch ich nie, warum im Durchgang zwischen den beiden Haushälften Cricket gespielt und warum als Cricketball ein Stück Terrakotta benutzt worden war. Da alle Beteiligten mit den Beauties befreundet waren, verweigerten auch sie die Auskunft darüber, wer die betreffende Scherbe geschlagen hatte. Ich habe eine grobe Vorstellung davon, worum es bei Cricket geht, und hatte daher dem verwirrten maresciallo und den ihn eskortierenden Polizeibeamten etwas voraus. In einer Gegend fast ohne Verbrechen waren sie von ihrem entschiedenen Vorhaben, Anzeige zu erstatten, nicht leicht abzubringen, aber was sie unter Mühen herausfanden, war dermaßen surreal, daß sie seither unsere Menagerie mit einigem Mißtrauen beäugen.
    Im ersten Stock des Regionalkrankenhauses, auf einer brütenden, stickigen Station namens »Frauenmedizin«, ertrug unterdessen eine irische Beauty die Hitze mit einer großen Klappe über einem Auge, während ihre Gefährtin neben ihr saß und sie zu schneller Genesung anspornte, damit sie ja die magischen Höhepunkte der Sommerdiscos nicht verpaßte.
Rechts und links von ihnen und auf der ganzen Etage schwitzten die einheimischen Frauen ihre Krankheiten aus und hatten außerdem mit der Belästigung durch den lärmenden Besucherstrom zu kämpfen, der sich um das Bett der verletzten Beauty scharte. Unsere damaligen Besuche in diesem Krankenhaus waren die ersten von vielen, wir sollten es so gut kennenlernen, daß meine Füße, wenn ich daran vorbeikomme, immer noch automatisch auf dessen enge und streng bewachte Eingangshalle zugehen.
    Nach fünftägiger Marter in dieser äußerst hygienischen Sauna, die eine als Patientin, die andere als pflegende Begleitung, kehrten die Beauties geläutert ins Dorf zurück. Sie feierten ihre Rückkehr, indem sie ihre Barschaft zusammenkratzten und ein kleines blaues Moped kauften, mit dem sie nachts von einem entfernten Ort zum anderen kommen konnten, ohne auf widerstrebende Begleiter warten zu müssen. Nachdem sie diese neue Mobilität und Unabhängigkeit gewonnen hatten, sahen wir sie kaum noch. Sie sollten an sich bis Anfang Oktober bleiben, aber aufgrund unseres recht ungeregelten Haushaltes (und der unbegrenzten Faszination des hiesigen Unterhaltungsangebotes) hatten wir uns locker darauf verständigt, daß ihre Dienste nur während unserer seltenen Abwesenheit benötigt wurden und sie die übrige Zeit sich selbst überlassen waren. Die Parterrewohnung hatte ihr eigenes, lebhaftes

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