Ein Haus zum Traumen
ersten Handwerker eintrudelten.
Würde so etwas auf die Pro- oder auf die Kontra-Liste kommen?
»Du weißt schon, dass mich um halb sieben am Morgen niemand überfällt, wenn ich die Straße überquere.«
»Es könnte aber sein.« Lächelnd aß er einen Bissen.
»Und ich weiß, dass du erst spät ins Bett gekommen bist und es unnatürlich findest, um diese Tageszeit bereits aufzustehen.«
»Es ging aber gut. Ich habe festgestellt, dass ich bei diesem Rhythmus gegen Mittag schon das meiste geschafft habe. Allerdings werde ich in hoffentlich naher Zukunft diese Gewohnheit wieder ablegen. Aber im Moment?« Er schaufelte sich noch mehr Tony Tiger in den Mund. »Es funktioniert. Bis zum Wochenende habe ich zehn Kapitel komplett geinkt und kann zwei neue Teaser Panels auf meine Website setzen.«
»Das freut mich ja, aber …«
»Du suchst immer nur nach dem Negativen. Mir gefällt das, weil ich dadurch gezwungen bin, nach dem Positiven Ausschau zu halten – etwas, das mir früher entgangen ist oder ich für selbstverständlich gehalten habe. Du erinnerst mich daran, dass ich meine Arbeit liebe. Und da ich sie liebe, finde ich es interessant, einmal mehr zu arbeiten als sonst. Und um uns für unseren Fleiß zu belohnen, fliegen wir auf die Caymans – einen meiner Lieblingsorte –, und zwar so gegen Mitte Januar. Dort können wir Meer und Sand genießen, während unsere Nach barn Schnee schaufeln.«
»Ich will zwei Häuser zum Verkauf fertig machen. Ich …«
»Du musst dir die Zeit dafür einrichten. Meinetwegen können wir Sonne und Meer auch im Februar genießen, da bin ich unkompliziert.«
»Nicht halb so sehr, wie du vorgibst.« Sie öffnete die Klappe der Spülmaschine und räumte ihr Frühstücksgeschirr hinein. »Du bist ein verstecktes Leck, Ford.«
Lächelnd löffelte er sein Müsli. »Ach ja?«
»Ein langsames, unentdecktes Leck, das sich durch alles seinen Weg bahnt. Durch Stein, Metall, Holz. Es macht keinen Lärm, und es ist keine rauschende Flut. Aber das Ergebnis ist das Gleiche.«
Er schüttelte den Löffel in ihre Richtung. »Ich will das mal als Kompliment nehmen. Heute kommt die Küchentheke, oder?«
»Ja, heute Morgen. Und heute Nachmittag kommt Buddy und macht die restlichen Installationen.«
Er räumte sein Geschirr ebenfalls in die Spülmaschine. »Ein großer Tag!«, sagte er. »Dann wollen wir mal anfangen. Komm!«, fügte er laut hinzu, und Spock kam angelaufen.
Cilla ging mit ihnen hinaus und blieb dann stehen, um die kleine Farm zu betrachten. Der Garten war sommerlich grün, und hinter der Steinmauer leuchtete die rote Scheune. Ganz hinten sah sie ein Eckchen des Teiches, über dem noch der letzte Morgennebel lag. Die junge Weide neigte ihre Äste anmutig darüber. Goldrute und Disteln kennzeichneten den Übergang zu den Feldern, und weit hinten ragten die Berge in den Morgenhimmel.
Und das Haus, das Herzstück, weitläufig und behäbig, mit seiner weißen Veranda und der vorderen Wand, die bereits zur Hälfte in warmem, würdevollen Blaugrau gestrichen war.
»Ich bin froh, dass mein Vater mich überredet hat, das Haus schon vor dem geplanten Termin zu streichen. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr es mich befriedigen würde, es so zu sehen. Wenn der Anstrich fertig ist, wird es aussehen wie eine alte Charakterdarstellerin nach einem echt guten Facelift.«
Ihre Stimmung hob sich und lachend ergriff sie seine Hand, um mit ihm über die Straße zu gehen. »Ein Facelift, das ihr Würde und persönlichen Stil nicht nimmt.«
»Ja, das passt schon, wenn man bedenkt, was alles aufgerissen und wieder zusammengefügt worden ist. Aber eigentlich verstehe ich es nicht, wenn sich jemand liften lässt.«
»Es ist nur eine Form der Erhaltung und Pflege.«
Alarmiert schaute er sie an. »Du würdest doch nicht etwa …?«
»Wer weiß?« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich bin eitel genug und möchte schon, dass alles fest bleibt und nicht heruntersackt. Meine Mutter hat sich schon zweimal liften lassen, und sie hat auch andere Eingriffe vornehmen lassen.« Amüsiert über das faszinierte Entsetzen in seinem Blick schubste sie ihn. »Auch viele Männer lassen das machen.«
»Ich aber nicht. Auf die Idee käme ich im Leben nicht. Willst du etwas wegschicken?« Er nickte zu ihrem Briefkasten und der hochgestellten roten Fahne.
»Nein. Das ist ja komisch. Ich habe gestern gar nichts hineingelegt, nachdem ich die Post herausgeholt hatte. Vielleicht war es einer von den
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