Ein Haus zum Traumen
Handwerkern.«
»Oder jemand hat etwas für dich hineingelegt. Aber das ist unwahrscheinlich. Der Postbote mag es jedenfalls nicht.« Er griff nach der Klappe.
»Warte! Nicht!« Sie packte seine Hand. Das Herz schlug ihr auf einmal bis zum Hals. Spock zitterte am ganzen Leib und knurrte laut. »Klapperschlange im Briefkasten. Das ist Kurzschrift für das Unerwartete – eine unangenehme, gefährliche Überraschung.«
»Ich weiß, was es bedeutet. Der Codename für das Finale von Lost in der dritten Staffel. Also … bleib stehen.«
»Warte, bis ich …«
Aber er wartete nicht. Er stellte sich zwischen Cilla und den Briefkasten und riss die Klappe auf.
Drinnen zischte keine Schlange. Nichts kam herausgeschossen und glitt die Stange hinunter. Die Puppe saß da, die Arme wie zur Verteidigung erhoben. Die hellblauen Augen standen offen, und das Lächeln war auf Cillas jungem Gesicht erstarrt. Die Kugel hatte ein kleines Brandloch mitten auf der Stirn hinterlassen.
28
G enug war genug, beschloss Ford. Die Polizei hatte die Puppe mitgenommen; die Polizei würde ermitteln. Aber die Polizei war bis jetzt noch nicht in der Lage gewesen, die Drohungen gegen Cilla abzustellen.
Und es waren keine üblen Scherze, es waren keine Belästigungen. Es waren Drohungen.
Sie hatten die verdammte Puppe und den Briefkasten auf Fingerabdrücke untersucht, hatten Fragen gestellt und sogar festgestellt, welches Kaliber die Kugel gehabt hatte, die das Ein schussloch verursacht hatte, aber nichts hatte das Problem lösen können. Nichts konnte verhindern, dass sich auch beim nächsten Mal schockiertes Entsetzen in Cillas Zügen abzeichnete.
Und dass es ein nächstes Mal geben würde, wusste jeder. Und beim nächsten Mal konnte es anstatt der Puppe Cilla tref fen.
Ja, es reichte jetzt wirklich.
Er hielt vor dem Haus der Hennessys. Irgendwo musste er ja anfangen, dachte er. Er ging zum Haus und klopfte an die Tür.
»Sie verschwenden Ihre Zeit.« Eine Frau mit einem großen Strohhut, die im Garten arbeitete, trat an den Zaun, der die Grenze zwischen den beiden Häusern bildete. »Da ist niemand.«
»Wissen Sie, wo sie sind?«
»Jeder weiß, wo er ist. Eingesperrt.« Sie tippte sich an die Stirn. »Er hat drüben auf der Meadowbrook Road vor zwei Monaten versucht, eine Frau umzubringen. Janet Hardys Enkelin – Sie wissen schon, die das kleine Mädchen in der Fernsehsendung gespielt hat. Wenn Sie mit ihm sprechen wollen, müssen Sie es im Central State Hospital in Petersburg versuchen.«
»Was ist mit Mrs. Hennessy?«
»Ich habe sie in den letzten zwei Wochen nicht gesehen. Sie verkauft das Haus, wie Sie sehen können.« Sie zeigte auf das Maklerschild und steckte ihre Gartenschere in eine Tasche an ihrem Gärtnergürtel. Anscheinend richtete sie sich auf einen kleinen Plausch am Gartenzaun ein.
»Sie hatte ein schweres Leben. Ihr Junge ist damals als Teenager bei einem Unfall verkrüppelt worden. Er starb vor etwa einem Jahr. Und ihr Mann hat nie zu irgendjemandem ein nettes Wort gesagt. Schrie nur oder schüttelte seine Faust, wenn die Kinder seiner Meinung nach zu laut spielten, oder erklärte den Leuten, sie sollten sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, wenn sie ihm Hilfe angeboten haben. Ich an ihrer Stelle hätte ihn nach dem Tod des Jungen verlassen, aber sie blieb. Es könnte sein, dass sie jetzt auf und davon ist, wo sie ihn eingesperrt haben, aber wahrscheinlich ist sie in Petersburg. Ich kann nur hoffen, dass die Leute, die das Haus kaufen, bessere Nachbarn sind.«
Es war eine ziemliche Strecke bis nach Petersburg, überlegte Ford. »Sie hätten wahrscheinlich mitbekommen, wenn sie ausgezogen wäre, oder? Ich meine, mit Möbeln und Gepäck.«
»Ja, wenn ich zu Hause gewesen wäre.« Sie musterte Ford eingehend. »Sie sind nicht mit ihnen verwandt, oder?«
»Nein, Ma’am.«
»Na ja, ich kann Ihnen sagen, dass ich schon seit Tagen jetzt keinen Piep mehr aus dem Haus gehört habe. Und ich habe schon angefangen, ihre Blumen, die sie draußen stehen hat, zu gießen. Ich kann es nicht mit ansehen, wenn sie eingehen, weil sich keiner um sie kümmert.«
Cilla versuchte, eine Seite aus Fords Buch zu nehmen und das Ganze positiv zu sehen. Positiv war, dass eine Puppe im Briefkasten an ihrem Anwesen keinen Schaden anrichtete. Sie kostete sie nur Zeit und Nerven.
Positiv konnte sein, dass die Polizei die hässliche Geschichte sehr ernst nahm. Sie hatten zwar bisher kein Glück damit gehabt nachzuverfolgen, woher
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