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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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bin jetzt schon tablettensüchtig, aber auch das weiß ich noch nicht. Das verdanke ich meiner Mama.«
    »Seconal und Benzedrine«, warf Cilla ein. »Das hat sie dir jeden Tag gegeben.«
    »Ein Mädchen muss genug Schlaf bekommen, damit es morgens klare Augen hat und ausgeruht aussieht.« Bittere, erwachsene Augen blickten aus dem hübschen Gesicht des Kindes. »Sie wollte unbedingt ein Star sein, aber sie hatte kein Talent. Ich aber, deshalb drängte sie mich. Sie benutzte mich. Sie hat mich nie umarmt, das hat immer nur das Publikum getan. Sie hat meinen Namen geändert, und die Fäden gezogen. Sie hat für mich einen Siebenjahresvertrag bei Mr. Mayer unterschrieben, der meinen Namen noch einmal änderte, und sie hat das ganze Geld eingesteckt. Sie hat mir Tabletten gegeben, damit ich noch mehr Geld verdiente. Ich hasste sie – noch nicht, aber bald. Heute ist es mir egal«, sagte sie, und ihre Zöpfe wippten, als sie mit den Schultern zuckte. »Heute bin ich glücklich, weil ich weiß, was ich mit dem Lied machen muss. Ich weiß immer, wie man ein Lied singen muss.«
    Sie streckte den Arm aus. »Das ist das Tonstudio. Dort passiert die Magie. Hier draußen sind wir Geister, Geister und Träume«, fügte sie hinzu, als ein kleiner Bus voller Schauspieler in Abendkleidern und Smokings direkt durch sie hindurch fuhr. »Aber da drinnen ist alles real. Wenn die Kamera läuft, gibt es nichts anderes mehr.«
    »Es ist nicht real, Janet. Es ist ein Job.«
    Die blauen Augen blickten sie voller Wärme an. »Für dich vielleicht, aber für mich war es die große Liebe und mein Heil.«
    »Es hat dich umgebracht.«
    »Zuerst hat es mich gemacht. Das musst du erst einmal verstehen, bevor du dir den Rest erklären kannst. Ich wollte dieses Leben mehr, als ich jemals etwas gewollt habe. Diese wenigen Momente, in denen ich spiele, das Lied singe und selbst der Regisseur Tränen in den Augen hat. Und nachdem er ›Schnitt‹ gerufen hat, brechen alle, das gesamte Team, in Applaus aus, und ich kann ihre Liebe zu mir fühlen . Das war alles, was ich jemals wollte, und immer und immer wieder habe ich versucht, es zu bekommen. Manchmal gelang es mir. Ich war glücklich hier, vor allem als Siebenjährige.«
    Sie seufzte und lächelte. »Ich hätte hier gelebt, wenn sie mich gelassen hätten, wäre von New York ins antike Rom spaziert, vom wilden Westen in eine amerikanische Kleinstadt. Gab es einen besseren Spielplatz für ein Kind? Für mich war das hier mein Zuhause. Und dafür war ich schrecklich dankbar.«
    »Sie haben dich verbraucht.«
    »Heute nicht, heute nicht.« Verärgert runzelte Janet die Stirn. »Heute ist alles perfekt. Heute habe ich alles, was ich jemals wollte.«
    »Du hast die kleine Farm gekauft, Tausende von Meilen entfernt. Eine ganz andere Welt.«
    »Das war doch erst später, oder? Und außerdem bin ich ja immer hierher zurückgekommen. Ich brauchte das. Ohne Liebe konnte ich nicht leben.«
    »Hast du dich deshalb umgebracht?«
    »Es gibt so viele Gründe für so viele Dinge, und es ist schwer, sich für einen zu entscheiden. Aber genau das willst du ja, und du musst es auch.«
    »Aber wenn du schwanger warst …«
    »Wenn, wenn, wenn.« Lachend tanzte Janet über den Bürgersteig, die Stufen zu einem würdevollen Brownstone hinauf und wieder herunter. » Wenn ist für morgen, für nächstes Jahr. Ein Wenn setzen die Leute über mein ganzes Leben nach meinem Tod. Ich werde unsterblich sein, bin aber dann leider nicht mehr da, um es zu genießen.« Lachend drehte sie sich wie Gene Kelly um einen Laternenpfahl. »Nur, wenn du von mir träumst, Cilla. Hör nicht auf. Du kannst mich wieder zum Leben erwecken wie die kleine Farm. Du bist die Einzige, die das kann.«
    Sie hüpfte davon. »Ich muss los. Es ist Zeit für meine Szene. Zeit, Magie zu erschaffen. Es ist wirklich der Anfang für mich.« Sie blies Cilla einen Kuss zu und rannte dann den Bürgersteig entlang.
    Und als die Illusion von New York verblasste und Cilla langsam aus ihrem Traum erwachte, hörte sie Janets warme, herzzerreißende Stimme.
    I’ll get by, as long as I have you .
    Aber das stimmte nicht, dachte Cilla und starrte auf die weichen Sonnenstrahlen, die durch das Fenster drangen. Du bist nicht zurechtgekommen.
    Seufzend krabbelte sie aus ihrem Schlafsack, rieb sich den Schlaf aus den Augen und trat ans Fenster, um zu den Hügeln und Bergen zu blicken. Dabei dachte sie an eine Welt, an ein Leben, dreitausend Meilen weit entfernt im

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