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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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Hinsicht. Sie war danach ebenso süchtig wie nach den Tabletten, die ihre Mutter ihr regelmäßig gab, seit sie vier war. Aber ich glaube, an dieser Geschichte hat ihr etwas gelegen.«
    »Weil sie sie geheim hielt.«
    Sie wandte sich wieder zu ihm. Er hatte gute Augen, dachte sie. Nicht nur, wie sie aussahen, mit dem goldenen Ring um die grüne Iris und die goldenen Sprenkel darin, sondern auch in Bezug auf das, was er sah.
    »Ja, genau. Sie behielt es für sich, weil es ihr wichtig war. Und vielleicht wurde es durch Johnnies Tod noch intensiver und verzweifelter. Ich weiß nicht, was sie ihm schrieb, aber in seinen Briefen spiegeln sich ihre Verzweiflung und dieses schreckliche Bedürfnis wider. Und ich spüre sein schwindendes Interesse, seine Sorge, dass alles entdeckt werden könnte, und schließlich seinen Abscheu. Aber sie wollte ihn nicht loslassen. Der letzte Brief im Stapel wurde zehn Tage vor ihrem Tod hier aufgegeben.«
    Wieder wandte sie sich ab und blickte zur Farm. »Sie starb in diesem Haus gegenüber. Er sagte ihr in sehr deutlichen, harten Worten, dass es vorbei war, dass sie ihn in Ruhe lassen sollte. Sie muss direkt nach dem Brief das Flugzeug bestiegen haben. Sie verließ einfach das Set ihres letzten, noch nicht fertigen Films, schob Erschöpfung vor und flog hierher. Das war gar nicht ihre Art. Sie arbeitete viel, sie liebte ihre Arbeit und respektierte sie, aber dieses Mal ließ sie einfach alles hinter sich. Vielleicht hat sie gehofft, ihn zurückzugewinnen. Was mei nen Sie?«
    »Ich weiß nicht. Sie wissen es.«
    »Ja.« Es tat weh, merkte sie. Ein kleiner Stich ins Herz. »Und als sie erkannte, dass es hoffnungslos war, brachte sie sich um. Ihre Schuld. Ihre allein«, fuhr sie fort, bevor Ford et was sagen konnte. »Ob es nun eine zufällige Überdosis war, wie der Staatsanwalt es darzustellen beschloss, oder tatsächlich der Selbstmord, der viel realistischer zu sein scheint. Aber dieser Mann muss wissen, dass er in jener Nacht bei ihrer Entscheidung eine wichtige Rolle gespielt hat.«
    »Sie suchen das fehlende Puzzleteil, damit Sie das ganze Bild sehen können.«
    Die Schatten waren jetzt lang, dachte sie. Sie wurden immer länger, und bald schon würden wieder die Lichter in den Hügeln funkeln, und die Berge dahinter würden schwarz und schweigend aufragen.
    »Ich bin mit ihr aufgewachsen, und sie hat mich überallhin begleitet. Ihr Leben, ihre Arbeit, ihre Brillanz, ihre Fehler, ihr Tod. Unausweichlich. Und jetzt, sehen Sie, was ich getan habe.« Sie wies mit der Flasche auf die Farm. »Meine Entscheidung. Ich hatte Möglichkeiten, die ich nie gehabt hätte, wenn Janet Hardy nicht meine Großmutter gewesen wäre. Und ich habe mich im Lauf der Jahre mit viel Mist herumschlagen müssen, weil Janet Hardy meine Großmutter ist. Ja, ich würde gerne das ganze Bild sehen. Oder jedenfalls so viel davon wie möglich. Es braucht mir ja nicht zu gefallen, aber ich hätte gerne die Chance, es zu verstehen.«
    »Das klingt einleuchtend.«
    »Ja. Ich finde das eigentlich auch, nur manchmal, da kommt es mir zu besitzergreifend vor.«
    »Sie ist Teil Ihres Erbes und nur eine Generation entfernt. Ich könnte Ihnen alle möglichen Geschichten über meine Groß eltern auf beiden Seiten erzählen. Natürlich leben drei von ihnen noch – und zwei wohnen sogar hier in der Nähe. Wenn man ihnen Gelegenheit dazu gibt, kauen sie einem das Ohr ab.«
    »Ja, was ich anscheinend auch gerade tue. Ich muss wieder zurück.« Cilla erhob sich. »Danke für das Bier.«
    »Ich wollte gleich ein bisschen was auf den Grill legen.« Er stand ebenfalls auf, so dass sie zwischen dem Geländer und seinem Körper gefangen war. »Der Grill und die Mikrowelle sind meine kulinarischen Gebiete. Wollen Sie nicht noch ein Bier trinken, und ich brutzele uns was zusammen?«
    Er konnte mit Sicherheit etwas zusammenbrutzeln, dachte sie, daran hatte sie keinen Zweifel. Groß, sonnengebräunt und charmant stand er vor ihr, zu attraktiv für ihren Seelenfrieden. »Ich bin seit sechs Uhr auf den Beinen, und morgen wird ein harter Tag.«
    »Nehmen Sie sich denn nie einen Tag frei?« Seine Finger spitzen – nur die Fingerspitzen – glitten über ihren Arm. »Dann würde ich Sie nämlich gerne mit Beschlag belegen.«
    »Das habe ich mir schon gedacht, aber im Moment habe ich wirklich keine Zeit.«
    »Dann sollte ich vielleicht besser den Augenblick nutzen.«
    So wie er ihr seinen Kopf entgegenneigte, erwartete sie eine glatte, ruhige

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