Ein Haus zum Traumen
fuhr Ford fort, »weil meine Motive völlig selbstsüchtig sind. Ich will nicht, dass er mit dir schläft.«
Sie reinigte eine Nadel und eine Pinzette mit Alkohol. »Ach, tatsächlich?«
»Wenn du mit ihm schlafen wolltest, dann hätte ich eben Pech.«
»Woher willst du denn wissen, dass ich es nicht schon getan habe?«
»Weil du mit mir schlafen willst. Au!« Er blickte auf seine Hand und das Loch, das sie mit der Nadel um den Splitter herum gebohrt hatte. »Du lieber Himmel!«
»Er steckt zu tief, um ihn herauszudrücken, deshalb musste ich schneiden. Saug ihn heraus. Wenn ich mit dir schlafen wollte, warum habe ich es dann noch nicht getan?«
Misstrauisch beäugte er die Nadel, die sie in der Hand hielt. »Weil du noch nicht dazu bereit bist. Ich kann warten. Aber – und stich mich bloß nicht noch einmal damit – ich will auf keinen Fall, dass du mit jemand anderem schläfst, alte Zeiten oder nicht, während ich auf dich warte. Ich will dich berühren. Und ich will, dass du darüber nachdenkst.«
»Und deshalb leihst du Steve deinen geliebten Spider-Man -Schlafsack, damit ich in Ruhe darüber nachdenken kann und nicht mit ihm schlafe, weil er greifbar ist.«
»So in etwa.«
»Sieh mal, da.«
Er drehte den Kopf, um in die von ihr gezeigte Richtung zu blicken. Der plötzliche, scharfe Stich ließ ihn zusammenzucken. Cilla hielt ihm den großen Splitter mit der Pinzette vor die Nase. »Willst du ihn als Souvenir behalten?«
»Nein, danke.«
»Du bist fertig.« Sie schloss den Erste-Hilfe-Kasten, dann packte sie ihn an den Haaren, zog ihn zu sich heran und küsste ihn gierig. Genauso plötzlich brach sie den Kuss wieder ab und stand auf. »Darüber kannst du nachdenken, während du wartest.«
Lächelnd ging sie wieder ins Haus und schlug das Fliegengitter hinter sich zu.
9
C illa hatte sich so an die Autos gewöhnt, die langsamer fuhren oder unten an der Einfahrt stehen blieben, dass sie ihr kaum noch auffielen. Die Gaffer und Schaulustigen, selbst die, die wahrscheinlich fotografierten, stellten nicht unbedingt ein Problem dar. Früher oder später würden sie sich schon an sie gewöhnen, und deshalb fand sie es am besten, sie zu ignorieren oder ihnen höflich zuzuwinken.
Wenn sie dazugehören wollte, musste sie guten Willen zeigen. Deshalb kaufte sie im Supermarkt am Ort ein, beauftragte Handwerker aus dem Ort und besorgte sich auch ihr Material aus lokalen Quellen. Und sie plauderte mit den Verkäufern und den Handwerkern und unterschrieb Autogrammkarten für die, die sie noch als Katie aus dem Fernsehen kannten.
Sie betrachtete es als Erklärung ihres guten Willens, als sie Fords Rat befolgte und die Tore abmontieren ließ. Rechts und links von der Einfahrt pflanzte sie japanische Zierkirschen. Als sie am Straßenrand stand und das Ergebnis betrachtete, empfand sie es als Zeichen für ihr neues Leben. Und wenn die Bäume im nächsten Frühjahr blühten, wäre sie hier, um es zu sehen. Der Garten würde angelegt sein, mit jungen Bäumen und mit der prachtvollen alten Magnolie. Ihre prachtvolle alte Magnolie, dachte sie, die mit dem Duft ihrer wachsweißen Blüten die Luft erfüllte. Die Farbe am Haus würde nicht abblättern und schäbig sein, sondern frisch und sauber. Für die Veranda brauchte sie Stühle und Blumenkübel. Und wenn sie noch ein wenig aus dem Budget herausquetschen konnte, würde sie den Weg, der sich durch den üppig grünen Rasen schlängelte, pflastern lassen.
Und wenn dann die Leute langsamer fuhren, um einen Blick auf das Haus zu werfen, so wäre es, weil sie das schöne Haus und den prächtigen Garten bewunderten, und nicht, weil sie sich fragten, was zum Teufel diese Frau aus Hollywood mit dem Haus anstellte, in dem Janet Hardy zu viele Tabletten geschluckt und sie mit Wodka heruntergespült hatte.
Als sich ein Auto näherte, wich Cilla an die Mauer zurück, drehte sich jedoch um, als der kleine rote Honda hupend zum Stehen kam.
Es dauerte einen Moment – und leise Schuldgefühle stiegen in ihr auf –, bis sie die hübsche Blondine in abgeschnittenen Jeans und Häkeltop, die aus dem Auto sprang, erkannte.
»Hi!« Lachend kam Angela McGowan, Cillas Halbschwester, auf sie zugelaufen und umarmte sie.
»Angie!« Der frische Duft des jungen Mädchens hüllte sie ein. »Du hast deine Haare abgeschnitten! Lass dich mal anschauen! Nein! Umarm mich besser nicht noch mal, ich bin schmutzig.«
»Ja, das bist du wirklich.« Lachend trat Angie einen Schritt zurück und
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