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Ein Haus zum Traumen

Ein Haus zum Traumen

Titel: Ein Haus zum Traumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
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blickte Cilla aus ihren großen, braunen Augen an. Die Augen ihres Vaters, dachte Cilla. Die Tochter ihres Vaters. »Und du riechst auch ein bisschen streng.« Strahlend nahm Angie Cillas Hände. »Wenn man das alles bedenkt, ist es ein Wunder, dass du trotzdem so schön bist!«
    »Die Frisur ist toll.« Cilla fuhr mit den Fingerspitzen über Angies kurze Haare. »So kurz.«
    »Ich bin morgens in zwei Sekunden fertig.« Angie schüttelte den Kopf, so dass der kurze Bob von alleine in Form fiel. »Ich könnte sie mir mit verbundenen Augen und Zigarette in der Hand kämmen.«
    »Es sieht echt toll aus. Was machst du hier? Ich dachte, du bist auf dem College?«
    »Das Semester ist vorbei, deshalb bleibe ich jetzt erst einmal eine Weile zu Hause. Ich kann es gar nicht glauben, dass du hier bist. Und das da.« Sie wies auf das Haus. »Du wohnst tatsächlich hier und renovierst es und … alles.«
    »Ja, es ist eine ganze Menge Arbeit.«
    »Die sind so hübsch. Viel schöner als das alte Tor.« Angie berührte einen der hängenden Zweige mit den hellrosa Blüten. »Alle reden darüber, was hier los ist. Ich bin erst seit einem Tag zu Hause, und meine Ohren glühen schon von all dem Gerede.«
    »Wird denn gut oder schlecht geredet?«
    »Warum sollten sie nicht gut reden?« Angie legte den Kopf schräg. »Das Haus hier war ein Schandfleck. Und im Moment ist es zwar immer noch nicht so schön, aber du tust ja wenigstens etwas. Niemand sonst hat sich darum gekümmert. Ist es schwer für dich? Ich meine nicht die Arbeit, das sieht man ja, nein, ich meine, ist es schwer für dich, hier zu leben?«
    »Nein.« Cilla hatte gewusst, dass Angie das fragen würde. Sie machte sich tatsächlich Gedanken. »Nein, es ist sogar ganz leicht. Seltsamerweise fühlt es sich einfach richtig an.«
    »Das ist doch nicht seltsam. Jeder gehört irgendwohin, und die Glücklichen finden ihren Ort. Du gehörst also zu den Glücklichen.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Angie war die geborene Optimistin. Die Tochter ihres Vaters. Ihres gemeinsamen Vaters, korri gierte Cilla. »Möchtest du hereinkommen und dich umschauen? Es ist natürlich das reinste Chaos im Moment, aber wir machen Fortschritte.«
    »Ich möchte es mir gerne ansehen, aber ein anderes Mal. Ich bin mit Freunden verabredet und habe nur schnell einen Umweg gemacht, weil ich hoffte, dich zu treffen. Ich hatte nicht erwartet, dass du gerade am Straßenrand stehst, also gehöre ich wahrscheinlich auch zu den Glücklichen. Wenn du also … oh, oh.«
    Cilla folgte Angies Blick. Ein weißer Kombi hatte auf der gegenüberliegenden Straßenseite angehalten.
    »Weißt du, wer das ist?«, fragte Cilla. »Der Wagen hat hier schon ein paar Mal gestanden.«
    »Ja, das ist Mr. Hennessys Kombi. Sein Sohn war …«
    »Ich weiß. Er war einer von den Jungen, die mit Janets Sohn in den Unfall verwickelt waren. Okay. Bleib hier.«
    »O Gott, Cilla, geh da nicht hin.« Angie packte Cilla am Arm. »Er ist einfach grässlich. Ein gemeiner Kerl. Ich meine, es ist ja schrecklich, was passiert ist, aber er hasst uns.«
    »Uns?«
    »Uns alle. Daddy sagt, es ist eine Art Sippenhaft. Du solltest ihm lieber aus dem Weg gehen.«
    »Ich denke nicht daran, Angie.«
    Cilla ging über die Straße auf den Mann zu, der ihr hinter der Windschutzscheibe mit verkniffenem Gesicht und verbitterten Augen entgegenblickte. Ein Kombi mit einem Lift, sah sie jetzt. Einer, mit dem er den Rollstuhl seines Sohnes transportieren konnte.
    Dass die Böschung sich an dieser Stelle absenkte, war von Nachteil für sie. So stand sie ein wenig tiefer als der Mann, der sie finster betrachtete.
    »Mr. Hennessy, ich bin Cilla McGowan.«
    »Ich weiß, wer Sie sind. Sie sehen ja schließlich genauso aus wie sie.«
    »Ich habe gehört, dass Sie letztes Jahr Ihren Sohn verloren haben. Das tut mir leid.«
    »Verloren habe ich ihn 1972, als Ihr wertloser Verwandter ihm das Rückgrat zerquetscht hat. Betrunken und high, und er war nur auf sich bedacht, weil er so aufgewachsen war. Alle anderen waren ihm egal.«
    »Das mag sein. Ich weiß, dass die drei Jungs damals einen schrecklichen Preis gezahlt haben. Ich kann nicht …«
    »Sie sind auch nicht besser, als sie es war. Sie halten sich bloß für was Besseres, weil Sie Geld haben und erwarten, dass die Leute vor Ihnen im Staub kriechen.«
    Cillas Mitleid verflog. »Sie kennen mich doch gar nicht.«
    »Ach was, ich kenne Ihre Sippe, Leute wie Sie. Sie glauben, Sie können einfach hierherkommen, wo diese Frau

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